230 Seiten, gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen
EUR 14,95 / sfr 21,00

Lange vergriffen, jetzt wieder lieferbar.
Platz zwei der Südwestfunk-Bestenliste.
Tagebücher. Il mio Carso (Mein Karst) erschien erstmals 1912.

zum Buch

Kultbuch und Zeugnis einer Generation vor dem Ersten Weltkrieg, das nichts von seiner Modernität verloren hat. Das dichterische Selbstbekenntnis – die »lyrische Autobiographie« eines leidenschaftlichen Ringens um existentielle, kulturelle und nationale Identität. Mein Karst ist Slatapers Bekenntnis zum »zerrissenen Triest« und ein Plädoyer für solidarische Begegnung verschiedener Kulturen.
Die Modernität dieses faszinierenden Textes gründet auch in der extremen Heterogenität von Inhalt, Stil und Sprache: Erinnerungsbilder, pantheistische Naturtrunkenheit, poetische Impressionen und philosophische Reflexionen. Suche nach sich selbst, Vitalität und Selbstzweifel, Deklamation und Selbstgespräch, erzählte Begebenheiten, jähe Metaphern, Triestiner Dialekt – alles in einem ständigen Wechsel und bezwingendem Ineinander. Die Herausgeberin und Übersetzerin Ilse Pollack zeichnet das kurze Leben und das widersprüchliche Werk Slatapers in einem fundierten Nachwort.
 

Scipio Slataper, geboren am 14. 7. 1888, gefallen am 3. 12. 1915 im Karst. Schriftsteller und Publizist, Schlüsselfigur des Triestiner Kulturlebens, u. a. Mitarbeiter von La Voce in Florenz, Aufenthalte in Wien, Dresden, Berlin, Prag, Hamburg. Zahlreiche literarische Kritiken, politische Streitschriften. Aus dem Italienischen und herausgegeben von Ilse Pollack.

 

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Der Tod als Erlöser

 

Zwei große Dichter hat der slowenisch-italienische Karst hervorgebracht. Srecko Kosovel wurde in diesem Newsletter bereits gewürdigt (siehe unsere Ausgabe vom 11. Dezember 2012). Heute ist Scipio Slataper, Kosovels italienisches Pendant, an der Reihe. Am 14. Juli jährt sich sein Geburtstag zum 125. Mal. Sein bekanntestes Werk, 1912 erstmals veröffentlicht, heißt Il mio carso. Eine deutsche Übersetzung gibt es auch, erschienen im Wieser Verlag zu Klagenfurt unter dem Titel Mein Karst. Allerdings meint der Schriftsteller und Karstkenner Beppo Beyerl (siehe auch unseren Newsletter vom 23. April 2013), das Buch hätte besser Der Karst in mir geheißen. Zu sehr hatte der Autor die karge Landschaft in sich aufgenommen und sein Inneres für alles andere verschlossen. Was blieb Slataper auch anderes übrig, nachdem ihn seine Freundin auf tragische Weise verlassen hatte? In ihrem Abschiedsbrief schrieb Anna Pulitzer: „Scipio, ich liebe dich auf ewig. Das soll für dein Werk sein. Ich erwarte es.“ Dann brachte sie sich um. Eine neue Liebe fand der Alleingelassene nicht mehr. Nur kurz vermochte sich sein erkaltetes Herz noch einmal zu erwärmen: für sein Heimatland Italien, das 1915 in den Ersten Weltkrieg eingetreten war und sich mit dem Erzfeind Österreich zwölf blutige Schlachten entlang des Gebirgsflusses Soca, italienisch: Isonzo, lieferte. Im Mai hatte sich Slataper freiwillig gemeldet, im Dezember seine letzten Illusionen hinsichtlich eines gerechten Krieges verloren. Mehr als eine halbe Million Soldaten ließen in den kommenden drei Jahren an der Isonzofront ihr Leben. Slataper war einer von ihnen. Am 3. Dezember 1915 meldete sich der von glühendem Nationalismus gründlich Kurierte, des stumpfsinnigen gegenseitigen Abschlachtens müde, zu einem Himmelfahrtskommando. Dieses letzte Abenteuer sollte er nicht überstehen. „Bevor ich noch in den Karst hinaufgegangen bin“, schrieb der Dichter einmal über seinen Geburtsort Triest, „langweilte ich mich sehr in der Stadt.“ Der Tod schien dem Verzweifelten, dem nur 27 Jahre auf dieser Welt beschieden waren, das erträglichere Schicksal zu sein.

 

 

von Ralf Höller

 

12. Juli auf www.small-talk-themen.de