ca. 250 Seiten, gebunden, Vor- und Nachsatz,

Lesebändchen, Prägedruck

EUR 9,90 / sfr 18,90

Aus dem Buch

Der Titel dieses Kochbuchs bringt nicht mehr und nicht weniger zum Ausdruck als eine durchgehende allgemeine Tendenz. Schon seit „Schwendters Kochbuch“ ist es den Lesenden dieses (und vieler anderen vergleichbaren Werke der Kochliteratur) vertraut, dass der große Teil der später gefeierten Speisen seine Karriere als Arme-Leute-Küche begonnen hat. In Kauf zu nehmen ist hierbei, dass die Klassifizierung als Arme-Leute-Küche mit einiger Notwendigkeit eine kontextabhängige zu sein hat: Außerhalb des jeweiligen Kontextes kann eine Speise (oder auch eine Gruppe von Speisen) sich leicht zum Luxusgut verändern. Dafür wird es in unseren Erörterungen nicht ganz selten Beispiele geben. Das Schweineschmalz (in geringerem Ausmaße auch die diversen Varietäten des Geflügelfetts) ist in Ungern fraglos das hegemoniale Speisefett. In Zeiten, in welchen Öl umstandslos mit Olivenöl gleichgesetzt worden war (und dieses war zu olivenlosen Gegenden mit Notwendigkeit ein teures Importgut), blieb den Bevölkerungen zumeist gar nichts anderes übrig. … Das erste mir bekannte Reformkochbuch zugunsten des Ölkonsums in Zentraleuropa stammt von Elisabeth Schandl und wurde in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts verfasst. So blieb es also für die Christen beim Schweineschmalz, für die mosaischen Speisegebote (und möglicherweise, zwischen 1527 und 1684, auch für die islamischen) beim Geflügelfett.

Das Weißbrot wird also, bei ganz armen Leuten dünn, bei nicht ganz so armen Leuten dicker, mit Schweineschmalz bestrichen und, mehr oder weniger dezent, mit Salz bestreut. Dies wäre die aller allgemeinste Form des Schmalzbrots.

Rolf Schwendter, geboren 1939 in Wien, Studium der Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft und Philosophie in Wien, dreifaches Doktorat; Tätigkeit als Dramaturg, Regisseur und Liedermacher; seit 1975 Hochschullehrer für Devianzforschung an der Gesamthochschule Kassel. Von 1989 bis 1991 Präsident der Grazer Autorenversammlung, langjähriger Organisatior des Ersten Wiener Lesetheaters und der Sozialpolitischen Gesellschaft. Rolf Schwendter lebt in Kassel und Wien. Im Wieser Verlag 2004 erschienen: Blues auf dem Weg zum Wahnsinn. Gedichte 1963/64.