Als 1401 Johannes von Tepl den frühneuhochdeutschen Ackermann aus Böhmen geschaff en hatte, konnte niemand ahnen, wie wichtig dieses Werke für die sich gerade entwickelnde alttschechische Literatur sein würde. Um 1407 schrieb ein unbekannter böhmischer Gelehrter aus dem Umkreis des Johannes von Tepl das Streitgespräch Tkadlecek, auch Streit des Liebhabers mit dem Unglück genannt. Dieses ist eines der wichtigsten Werke der tschechischen Literatur.
Im Ackermann führen der Witwer und der personifizierte Tod einen Streit über den Tod der Gattin, im Tkadlecek der verlassene Liebhaber und das personifizierte Unglück. Mit diesen beiden Werken beginnt sich sowohl in der deutschen wie auch in der tschechischen Literatur eine neue Prosa zu entwickeln.
Der Tkadlecek löste sich von seiner Vorlage. So entstand ein modernes Werk, das durch Zitate aus Theologie und Philosophie, durch Weisheiten, Anspielungen und dargestellte Lebenssituationen seine Zeit auf eindrucksvolle Weise beschreibt. Dieses Werk kann unsere Kenntnisse über die europäische Literatur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit wesentlich erweitern. Prag war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein europäischer Mittelpunkt für Literatur und Kunst.
Wesentlich waren unter Karl IV. die Gründung der Prager Universität im Jahr 1348 und der Einfl uss des italienischen Frühhumanismus durch Francesco Petrarca, der auch am kaiserlichen Hofe wirkte. Dadurch wurde das Latein der Spätantike ein wesentlicher Faktor für die Entstehung der neuen Prosa in der deutschen und tschechischen Sprache des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (Rhetorik, Philosophie).
Die beiden Texte zeigen als erste diese Entwicklung und stehen daher am Anfang einer neuen literarischen Epoche. Ihre Bedeutung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
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