Erinnerung an eine verlorene Landschaft
Eines Tages fand mein Sohn unter alten Büchern ein längst verloren geglaubtes Tagebuch aus der Zeit um 1960, in das ich damals an die hundert meiner frühen Gedichte geschrieben hatte.
Gleichzeitig mit diesem privaten archäologischen Poesie-Fund fand ich in einer alten Mappe einige jener Landschafts- und Familienfotos, die ich damals gemacht hatte, mit einer alten Platten- und Blasebalg-Kamera, die ein kleines Loch hatte, sodaß oft Lichtschleier durch die Bilder zogen.
Etwas fiel mir sofort auf bei diesen alten Fotos. Es waren – gerade durch diese technischen Fehler – verfremdete, gebrochene Liebeserklärungen an meine Landschaft und meine Familie geworden, dasselbe, was man auch von meinen Gedichten hätte sagen können. Auf seltsame Weise korrespondierten diese Fotos mit den Gedichten.
Es waren poetische Vorahnungen von der Vergänglichkeit einer Landschaft, und einer Lebensart, in Worten und in Bildern. Heute gibt es diese Landschaft nicht mehr. Heute befindet sich dort, in der Nähe von Schloß Mageregg, am Rande der Stadt Klagenfurt, wo unser kleiner Bauernhof gestanden hatte, das Autobahnkreuz Klagenfurt-Nord.
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