Eine Art Drehbuch über das ländliche Leben mit seinen Brutalitäten, seiner Niedertracht und dem unsäglichen Leiden.
In diesem Buch findet das fleischgewordene Wort eine neue Deutung. Diese wortkarge Geschichte erzählt die Verweigerung des Lebens eines Kindes. Beschränkt auf die reduzierten Wahrnehmungen, betrachtet aus der Perspektive eines Balkons, der zwar in das zentrale Geschehen des Dorfplatzes hineinragt, aber nur einen begrenzten Blickwinkel zulässt, versucht es trotzdem, am Leben des Dorfes teilzunehmen.
Als apokalyptische Metapher vom Untergang einer verschworenen Gemeinschaft ist die Erzählung eine Art Drehbuch über das ländliche Leben mit seinen Brutalitäten, seiner Niedertracht und dem unsäglichen Leiden. Bei aller provinziellen Vertrautheit und Nähe, weil so menschlich unmenschlich, idyllisch und zugleich abgrundtief beängstigend, ist das Th ema in seinem universellen Befremden dennoch weltläufig. Ewiggestrige Heimattümelei, Provinzialismus und Intoleranz sind zwar die Versatzstücke dieser xenophoben Lebensrealität, sind aber nicht auf diesen Ort beschränkt. Was an dem Dorf befremdet, ist exemplarisch zu deuten. Der Einzelne geht zugrunde an den Auswüchsen sozialer Kontrolle, an der Kälte und Lieblosigkeit der Dorfgemeinschaft, einer Schar von Schlägern und Schlächtern.
Hinter der lieblichen Fassade eröffnet sich ein menschliches Drama mit Gewalt- und Todesfantasien, aber auch mit naiven Erlöserhoff nungen. Die Erzählung entwickelt „ein Schauspiel von Gewalt und Religion, in dem eine kollektive, durch Nationalismus und aggressive Traurigkeit vergiftete Seele spazieren geführt wird“ (Michael Bünker).
Ängste, Verzweiflung und Flucht begleiten die Menschen, die dieser Ideologie des Untergangs nicht folgen wollen.
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