Miniaturen
ca. 160 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 19,95

Während ich die zarten Faserbündel von den Knochen des gegrillten Hühnchen nage, meine ich zu spüren, wie hoffnungsfroh sie sich zur Flugmuskulatur zusammengeflochten haben, um dereinst auf und davon fliegen zu können.

Indem ich schreibe, gestikuliere, fuchtle und strample ich ohnmächtig gegen die große, alles erfassende Planierraupe, für die auch ich nur eine kleine Unebenheit bedeute. Mit meinem Verhalten großteils bereits in sie verheddert, strecke ich hier noch einmal kurz den Kopf in die Höhe.

Was ich nicht alles hätte tun und werden wollen! Aber ich bin nicht einmal dazu gekommen, mir alle vorhandenen Möglichkeiten vor Augen zu führen und unter ihnen zu wählen, denn vorher stürzte schon ein Würgengel zwischen sie hinein, scheuchte die schönsten und kühnsten von ihnen in den Optativ hinaus und trieb den kärglichen Rest hinein in die Enge des Engelbert.

Aus! Vorbei! Riegel vor!

In dieser Enge musste ich mein ganzes Leben zubringen.

Nur die Ortsgläubigen sehen es so, dass ich die Eigenheiten des mich umgebenden Tales schildere. Dem ist nicht so. Mich interessieren in erster Linie die vielfältigen Spannungen zwischen dem Sprachlichen und dem Vorsprachlichen, der empfundenen Sicherheit und dem, was ihr vorangegangen ist. Die Beispiele dafür entnehme ich einfacherweise meiner Umgebung.

Engelbert Obernosterer: Latent war Engelbert Obernosterer schon von jeher in den Oberkärntner Bergen enthalten. Urkundlich erstmals erwähnt wurde er 1936 in den Taufmatrikeln von St. Lorenzen im Lesachtal in Kärnten. Dadurch, dass er von der Landschaft separiert und ins Klischee einer Person gepresst wurde, sah er sich weitgehend von seinem Nährboden abgetrennt; ganz losreißen ließ er sich trotzdem nicht. In Büchern wie Mythos Lesachtal, Vom Ende der Steinhocker, Die Bewirtschaftung des Herrn R. und weiteren zwölf Prosabänden, zuletzt Auch Krawattenträger sind Naturereignisse, blieb er mit berglerischer Zähigkeit in seine Ursprünge verkrallt. Sich und seine Familie über Wasser gehalten hat er als Lehrer an verschiedenen Schulen im Gailtal, wo er seit 1999 in einem ehemaligen Bauernhaus lebt.

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Pressestimmen

Kleine Zeitung vom 13. Oktober 2020, S. 64-65