Deutsche Erstausgabe 1989
Aus dem Ungarischen vom Autor und von Erika Scharf
Nachwort von Max Blaeulich
92 Seiten, gebunden, Kunstleinen, bedruckt und kaschiert, Fadenheftung, Lesebändchen
EUR 10,80 / sfr 19,90

ZUM BUCH
Lyrische Gebärde wider die Zeiten, Revolte und Naturgefühl in Worte geballt, auf ungarisch im Wien der frühen Zwanziger Jahre verfaßt: das Frühwerk eines Rimbaud aus Temesvar. „Ich habe gelernt, im Sinne von mehreren Völkern zu denken“ – und zu dichten, so der Autor.

Der „Ur-Temesvarer“ Róbert Reiter (1899-1990) trat 1917 mit dem Gedicht Wald in der Zeitschrift der ungarischen Avantgarde MA (Heute) von Lajos Kassák hervor und wurde sogleich wichtigster Mitarbeiter. Vor allem durch Aufenthalte in Wien und die Bekanntschaft mit der europäischen Moderne (er übersetzte Rimbaud, Apollinaire u.a.) angeregt, verfaßte er bis 1925 in ungarischer Sprache ein herausragendes poetisches Werk, das z.T. von ihm selbst ins Deutsche Übersetzt wurde . Es vereint die Unbedingtheit der damals europaweit auftretenden literarischen Neuerer mit Traklscher Bildkraft und Sprache in Lenauscher Tönung.
In der Folge arbeitete er in Temesvar an nicht mehr publizierten epigrammatischen Miniaturen und war als Journalist tätig. Nach 1945 Beginn der literarischen Existenz des Róbert Reiter als Franz Liebhard (Name eines verunglückten Freundes). Chronist und Fürsprecher des Banater Kulturlebens und Autor mehrerer Gedichtbücher in deutscher Sprache und klassisch-traditioneller Form (Schwäbische Chronik, 1952). Doyen der Banater deutschsprachigen Literatur, blieb sich Róbert Reiter/Franz Liebhard seiner Anfänge und Wege stets bewußt. „Das Ineinander, woher wir kommen, wohin wir gehen“, faßt er in ein Bekenntnis mitteleuropäischer koinè: „Ich habe gelernt, im Sinne von mehreren Völkern zu denken.“ Auch Claudio Magris erfuhr auf seinen Donau-Wanderungen von der verborgenen Geschichte eines „gewissen“ Róbert Reiter.

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

„Technik und Natur: Beide Gegensätze prägen das Werk Reiter Róberts, gemeinsam ist die Gewalt, Dynamik, Verletzung.“
Salzburger Nachrichten

»… grenzüberschreitende europäische Avantgarde aus dem Wien der 20er Jahre zu entdecken.«
ORF

»… surrealistische Bilderreihen … eines im Sinn der Renaissance universalen Künstlers.«
Neue Zürcher Zeitung
»Der engagierte Dichter, der seinen >in tauben Munitionsfabriken mit dem Stahl ringenden Bruder< anruft, weiß aber gleichzeitig: >Irgendwo breiten sich glückliche Wiesen.<«
Neue Zürcher Zeitung