Aus dem Tschechischen übersetzt von Raija Hauck
ca. 280 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 21,00

Nach dem erfolgreichen Roman Hana über das Schicksal einer jüdischen Familie im 20. Jahrhundert sind die Erwartungen an den neuen Roman Alena Mornštajnovás naturgemäß groß. Und sie werden nicht enttäuscht, obwohl oder vielleicht weil die Autorin hier leisere und feinere Töne anstößt, wie im Übrigen auch schon der Titel verrät. Wiederum beweist sie, dass sie meisterhaft Familienschicksale im 20. Jahrhundert erzählen kann, nur dient hier „große“ Geschichte eher als Hintergrund für intimere Einblicke in das Werden familiärer Geschicke.

Stellen Sie sich vor, der Vater redet nie mit Ihnen. Die schwerkranke Großmutter spricht Sie mit einem anderen Namen an. Und die Stiefmutter darf Ihnen auch nichts erzählen. Das ist nicht nur seltsam, sondern auch belastend. Was also tun? Bohdana jedenfalls beschließt, Erinnerungssammlerin zu werden. Auch der kleinsten Spur nachzugehen, um so vielleicht das Familiengeheimnis zu lüften. In wechselnden Kapiteln wird die Geschichte von Tochter und Vater erzählt. Der Vater hat sein ganzes Leben den kommunistischen Idealen gewidmet und in der sozialistischen Republik große Karriere gemacht. Warum sitzt er jetzt verbittert in einer Kleinstadt herum? Alle seine Pläne für sich und seine Familie dahin. Der Mensch denkt … und auf einmal ist nichts mehr wie geplant und gewünscht. Allmählich nähern sich beide Erzählstränge an und Vater und Tochter müssen durch einen Schlaganfall lernen, miteinander auszukommen. Stille Jahre sind es, die die beiden miteinander verbringen. Gibt es eine Hoffnung?

Vor allem Sensibilität, Genauigkeit, Gründlichkeit und die Tiefe des Einblicks. Herausragend gemeisterte Psychologie. Die Kunst einer starken Visualisierung. Jeder beliebige Personentyp lebt sich gelungen, allseitig, irgendwie „ganz“ ein – Alte, Junge, die von der einen oder der anderen Seite der Barrikade.
Radim Kopáč, UNI Magazín

Alena Mornštajnová: Geboren 1963, studierte Englisch und Tschechisch an der Universität Ostrava. Arbeitete als Lektorin und Übersetzerin für Englisch und gegenwärtig als Schriftstellerin. Seit ihrem Debüt 2013 veröffentlichte sie fünf Romane und ein Kinderbuch. Vor allem ihrem 2017 erschienenen Roman „Hana“ verdankt Alena Mornštajnová, dass sie zu den beliebtesten tschechischen Autoren gehört. Der mehrfach preisgekrönte Roman wurde in 14 Sprachen übersetzt und erschien auf Deutsch 2020 im Wieser-Verlag. Die Geschichte der Hana wurde als Theaterstück auf die Bühne gebracht und ein Film ist in Vorbereitung. Der Roman „Stille Jahre“ erschien im Original 2019. Er wurde in einer Leserumfrage im selben Jahr zum Buch des Jahres gekürt und erhielt die Auszeichnung als Tschechischer Bestseller des Buchhandelsnetzes Pemic. Im April 2021 erschien Mornštajnovás bislang letzter Roman „Novemberfall“. Alena Mornštajnová lebt in Valašské Meziříčí in Mähren.

Raija Hauck: Geboren 1962, Slawistik-Studium in St. Petersburg und Brno. Promotion an der Universität Greifswald und dort bis 2019 Lektorin für Tschechisch und Russisch. Liebt das Saarland und lebt als freie Übersetzerin in Saarbrücken.