Slowenische Originalausgabe
ca. 160 Seiten, englische Broschur
erscheint zum 20. Jahrestag der Gründung des Verlages
EUR 14,80/sfr 25,80

Die hier in slowenischer Sprache vorliegenden Texte sind das Porträt eines Denkprozesses, im Laufe von 25 Jahren entstanden, und kreisen eigentlich immer um das gleiche Thema: Wie geht man mit der Achtung der verschiedenen Kulturen und Menschen und wie mit Grenzen um, die historische Kulturräume trennen. Der Bogen reicht von den Anfängen der verlegerischen Tätigkeit des Autors bis heute, wo in polemischer und offener Weise die Versäumnisse der eigenen Kulturpolitik der slowenischen Minderheit in Kärnten aufgegriffen werden; wo über die veränderten Bedingungen einer Verlagsarbeit von Kärnten aus für die gesamte slowenische Kultur Thesen entwickelt werden; wo die ersten Schritte zur Vermittlung der an den Rand geschobenen slowenischen Literatur — sowohl in den gesamten innerslowenischen Kulturraum wie auch in den deutsch-sprachigen Raum — gemacht werden; wo in späterer Folge die Erfahrungen des Zerfalls Jugoslawiens anhand der Tragödie in Bosnien und Herzegowina zum Anlass genommen werden, über die Wurzeln dieser nachzudenken; und wo nicht zuletzt in tagebuchartigen Aufzeichnungen aus dem Jahre 2005 das letzte Vierteljahrhundert vorbeizieht, wie aus den Abschieblingen und der an den Rand gedrückten, sich selbst bemitleidenden Minderheiten ein selbstbewusster und gestaltender Teil der europäischen Kultur wird. Der schmale Band endet mit dem vom Verleger initiierten Aufruf pro Kärnten/za Korosko vom Feber 2006 und einem in der Zeit veröffentlichten literarischen Resümee über einen mehr als 150 Jahre schwelenden Konflikt. Denn die sogenannte Kärntner Spezifik mit ihrer nationalistischen Überhöhung ist eine von zweihundert in Europa, die sich in dieser oder jener Form bemerkbar machen und an welchen die Widersprüche im Zusammenleben der Menschen und Kulturen aufbrechen. Eine essayistische Metamorphose der These vom einheitlichen Kulturraum der Slowenen, wie sie Anfang der achziger Jahre vom Verleger erstmals formuliert wurde, bis zur Formulierung der These, dass es an der Kultur ist, zur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu werden.

Lojze Wieser lebt als Verleger, Herausgeber und Autor in Klagenfurt/Celovec und legt den Schwerpunkt seines Programms auf ost- und südosteuropäische Literatur. Der Großteil obiger Beiträge ist im Band Die Zunge reicht weiter als die Hand (Czernin Verlag, 2004) enthalten; zuletzt erschienen: Wieser/Rinner (Hg.): Der Vielfalt verpflichtet. Europa im Gespräch, 2005; Perryman/Wieser (Hg.): Zwischen Fels und Nebel. Lyrik, Europa erlesen 2006.