Aus dem Tschechischen übersetzt von Raija Hauck
ca. 360 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 21,00

Ich wurde geboren, als ich neun Jahre alt war, neun Monate und sieben Tage. Ich erinnere mich genau daran“, so beginnt Eliškas Erzählung. Ab diesem Zeitpunkt muss sie bei ihrer seltsamen Tante in deren Villa wohnen. Hier wächst sie auf, umgeben von einer großen Leere. Was davor war? Ihre Mutter hatte ihren kleinen Bruder und dann sich selbst getötet. Aber warum kam sie zur einsiedlerisch lebenden Tante, wo war ihr Vater? Warum gab es keinen Abschiedsbrief? Und warum hatte die Mutter ihren Bruder mit sich genommen, aber nicht sie? Als sie erwachsen wird, beschließt Eliška, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Und die Suche nach den Antworten wird zu einer Obsession. Obwohl beim Lesen manchmal das Gefühl entsteht, Eliška zurufen zu wollen „Nicht dort entlang!“, ist ihr Versuch eine von vielen Möglichkeiten, mit diesem Trauma umzugehen und sich von verschiedenen Seiten diesem Lebensthema zu nähern. Aber ist es überhaupt möglich, solch schwerwiegende Tat zu erklären? Und was ist mit der Angst, „das“ geerbt zu haben? Und wie kommt das Umfeld damit klar, dass es vielleicht nicht so einfach ist, die Frage loszulassen, warum das eigene Leben so brutal aus der Bahn geworfen wurde …

Viktorie Hanišová: Geboren 1980 in Prag, ist eine tschechische Linguistin, Übersetzerin und Schriftstellerin. Sie studierte Anglistik und Germanistik an der Karls-Universität, arbeitete als Fremdsprachenlehrerin und übersetzt Belletristik und Populärwissenschaftliches aus dem Englischen und Deutschen. Ihr viel beachteter Debüt-Roman Anežka (2015) erschien 2019 im Klak-Verlag auch auf Deutsch, danach folgten die Romane Die Pilzsammlerin (2018; deutsch 2021 im Wieser Verlag) und Die Rekonstruktion (2019). Alle drei Romane widmen sich verschiedenen Seiten von Mutterschaft und problematischen Familienkonstellationen und verbinden sich dadurch zu einer freien Trilogie. Hanišová wagt sich mit leichter Hand an schwierige gesellschaftliche Th emen. So bringt sie im Jahr 2020 den Erzählband Langstrecke heraus, in der jeder Text eine Konfrontation mit der Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Ihr bislang letztes Buch Beton und Erde (2021) ist eine Sammlung von Gesprächen über den schonenden Umgang mit der Umwelt im urbanen Kontext. Viktorie Hanišová lebt mit ihrer Familie in Prag.

Raija Hauck: Geboren 1962, Slawistik-Studium in St. Petersburg und Brno. Promotion an der Universität Greifswald und dort bis 2019 Lektorin für Tschechisch und Russisch. Liebt das Saarland und lebt als freie Übersetzerin in Saarbrücken.