296 Seiten, gebunden

EUR 18,80/sfr 33,20
ISBN-10 3 85129 604-4

EAN 9783851296044

Zum Autor

Günther Freitag, geboren 1952 in Feldkirch/Vorarlberg, lebt in Leoben. Forum Stadtpark Literaturpreis der Stadt Graz (1982), Kulturpreis der Stadt Leoben (1993). Er veröffentlichte neben Hörspielen für den ORF und dem Stück Drei Traumkongruenzen (Musik: Bernhard Lang, UA 1991 Forum Stadtpark Theater) die Bücher Kopfmusik (1984), Geträumte Tage (1985), Satz für ein Klangauge (1987), Abland (1991), Lügenfeuer (1994), Flusswinter (2004) und Die Mosaike von Ravenna (2005).

Zum Buch

Angesiedelt in Triest, einem traditionellen Schnittpunkt europäischer Kulturen, erzählt Piazza. Trieste von den aussichtslosen Versuchen Reinhard Kordas, sich der übermächtigen Mutter zu entziehen. Diese stürzen ihn jedoch nur tiefer in die Abhängigkeit und finden ihr sprachliches Finale in einem Brief an die Mutter.

Der Historiker Korda erlebt Geschichte, Kunst und Politik aus mehreren Jahrhunderten durch den Kontakt zu mitunter irreal anmutenden Figuren, die von einer Karikatur Maria Theresias über Erzherzog Maximilian bis Umberto Saba und Claudio Magris reichen.

Textprobe

Reinhard heiße er also, Reinhard, und dass dies ein entsetzlicher Name sei, ein Name, an dem Blut klebe, das gleiche Blut, das auch an den Namen Himmler oder Goebbels klebe. Über fünfzig Jahre habe sie diesen Namen nicht ausgesprochen, habe auch gedacht, ihn niemals mehr hören zu müssen. Reinhard, flüstert der Kopf, Blut und Tod und Feuer und Asche und Säcke mit Menschenknochen ins Hafenwasser geworfen. Reinhard, Todeszellen im Reis und Blut und fürchterliche Schreie durch die Nacht, die man noch in Muggia höre, in Muggia und bis hoch in den Karst, und später bloß noch ein namenloses Stöhnen und Wimmern, dann werde der Ofen geheizt, in dem das Feuer nicht mehr ausgehen sollte, der fette Kommandant selbst werfe das Holz ins Feuer und lasse es grinsend auflodern, in seiner hässlichen Fratze spiegelten sich die Feuerzungen, dann gehe er in sein Kommandantenzimmer und lache über die Schreienden und Stöhnenden und Wimmernden, lache, wie kein Mensch außer ihm lache, dann zähle er die Asche und telegrafiere die Zahl über die Berge in den Norden, wo seine Führer wieder über die Säcke im Hafenwasser lachten und mit Champagner auf die Kraft des Feuers anstießen, durchs Feuer führe der Weg zum Sieg, und Briefe schrieben sie in den Süden: Lieber Globus, schrieben sie, während dieser wieder Holz in die glühende Asche werfe und nicht mehr zu lachen aufhöre, mit diesem Lachen auch die Züge übertöne, die ins nördlichere Feuer rollten, damit auch dort das Lachen kein Ende finde. 

Günther Freitag, geboren 1952 in Feldkirch/Vorarlberg, lebt in Leoben. Forum Stadtpark Literaturpreis der Stadt Graz (1982), Kulturpreis der Stadt Leoben (1993). Er veröffentlichte neben Hörspielen für den ORF und dem Stück Drei Traumkongruenzen (Musik: Bernhard Lang, UA 1991 Forum Stadtpark Theater) die Bücher Kopfmusik (1984), Geträumte Tage (1985), Satz für ein Klangauge (1987), Abland (1991), Lügenfeuer (1994), Flusswinter (2004) und Die Mosaike von Ravenna (2005).