Roman
Deutsche Erstausgabe 1990
Aus dem Slowenischen von Peter Wieser
240 Seiten, Englischbroschur, Fadenheftung
EUR 16,00 / sfr 29,20

Zum Buch
Josef Erdmann verschlägt es auf einer Dienstreise am 1. Januar 1938 in seine Gerburtsstadt Marburg a/D, das sich nun Maribor nennt. Das – vergebliche – Warten auf seinen Partner will er zur eigenen Spurensuche nutzen. Er verstrickt sich in eine Liebesbeziehung zu Margerita, einer Dame aus der besseren Gesellschaft, und zerbricht in der Folge an der moralischen Verlogenheit des dekadenten Bürgertums und an der eigenen Entwurzelung. Dem Ich-Erzähler, der tagebuchartig die völlige Änderung seines Lebens nachvollzieht, ist ein Chronist beigestellt, der eingreift, um die gesellschaftlichen und historischen Zusammenhänge blitzlichtartig zu beleuchten. Auf einer weiteren Ebene gesellt sich ihnen der allwissende Dritte hinzu, der bereits den Ausgang der Ereignisse kennt und dem Untergang des Helden den Charakter einer unentrinnbaren Vorausbestimmtheit gibt. Der Roman ist ein Lehrstück über Entpersönlichung und Entseelung im Spannungsfeld zwischen verlogenem Bürgertum und degeneriertem Lumpenproletariat, über die Ohnmacht des Individuums angesichts bedrohlicher geschichtlicher Ereignisse am Kreuzpunkt widersprüchlicher und schicksalhafter sozialer Kräfte. Die mythische Überhöhung findet sich im Nordlicht, das als Metapher der nahenden Katastrophe gesehen wird, die im Untergang des Individuums Josef Erdmann vorweggenommen zu sein scheint.

Drago Jancar, geboren 1948 in Maribor, lebt als Schriftsteller in Ljubljana/Slowenien. Profilierte Persönlichkeit und meistübersetzter Autor der zeitgenössischen slowenischen Literatur. Veröffentlichte zahlreiche Bücher, Romane, Erzählungen, Dramen. Seine Essays erscheinen in internationalen Zeitschriften. Er erhielt neben anderen Auszeichnungen den wichtigsten Literaturpreis Sloweniens (France-Preùeren-Preis), 1994 Preis für europäische Kurzprosa, Arnsberg.

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

»Fortschrittsungläubige werden in dieser aufgehobenen Vergangenheit Aktuelleres entdecken: Ansätze einer unheimlichen Gegenwart.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung