Aus dem Serbischen übersetzt von Grozdana Bulov
232 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 24,00

Der Roman ist eine Art Triptychon, das in drei Bildern vom Schicksal dreier Bosnier unterschiedlicher Herkunft erzählt: Von Oskar Baranon, einem sephardischen Juden, dem Roma Ragib Šehović und vom Serben Savo Dragosavljević, die als Opfer der nationalsozialistischen Ideologie über die Vernichtung „minderwertiger Rassen“ ins KZ Auschwitz kommen. Ihre Schicksale sind eng miteinander verwoben, durch Geschehnisse, Orte und Menschen, die im Leben jedes der Protagonisten eine wichtige Rolle gespielt haben, von deren Kindheit an bis ganz zum Schluss. Wie durch ein Wunder überleben der Jude und der Serbe die Gräuel im Internierungslager, während der Roma dieses „Glück“ leider nicht hat. Die Geschichte ist zum Teil erfunden, basiert jedoch grundsätzlich auf tatsächlichen Begebenheiten.

Während er das im Menschen wütende Böse als Rädchen im großen, verbrecherischen Mechanismus des nazistischen deutschen Regimes darlegt – aber auch des ebenbürtigen, einheimischen der Ustaša –, zeigt der Schriftsteller ebenso Beispiele menschlicher Großherzigkeit und Selbstlosigkeit auf, insbesondere beim einfachen, den Gräueltaten ausgesetzten Volk. So etwa in der Figur der Romni Czerna, die sich im Krieg eines jüdischen Mädchens annimmt, der Tochter des ermordeten Bankiers Baranon, bei dem Czerna Bedienstete war. Dieses Mädchen wächst bei Savos Verwandten in Banja Luka auf, promoviert später in Belgrad zum Thema Holocaust und findet schlussendlich beim Internationalen Auschwitz-Komitee in Berlin Anstellung. Damit ist auch die finale, vierte Erzählung des Romans abgeschlossen, in dem letzten Endes das Leben triumphiert und zumindest subjektiv und symbolisch der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Und genau das hatte der Schriftsteller, der in gewissem Maße ein den allgemeinmenschlichen ethischen Imperativen folgender Moralist ist, ständig vor Augen.
Aus der Rezension des Schriftstellers Stevan Tonić

Dušan Savić: Seit der Veröffentlichung seiner ersten Kurzgeschichten-Sammlung Sedlo im Jahr 2007 schreibt er Romane, Kurzgeschichten und Gedichte, die in mehreren europäischen Sprachen erschienen sind. Sein erster Roman Wiener Rad (Bečki točak, Treći Trg, Belgrad, 2009) erhielt seine deutschsprachige Ausgabe beim österreichischen United – p.c. Verlag, Neckenmarkt (2012), und wurde ins Mazedonische und Polnische übersetzt. Der Roman Porajmos, beim Belgrader Verlag Laguna (2013) und Skripta (zweite ergänzte Auflage 2020) erschienen, wurde in Serbien verfilmt (2019) und in mehrere Sprachen übertragen: Mazedonisch, Polnisch (2016), Türkisch (2021) und Englisch (in Vorbereitung). Es folgten die Romane Inter Vivos – Među živima (deutschsprachige Fassung in der Edition des österreichischen PEN Clubs, 2018), Zwischenstation Lissabon (Dereta, Belgrad, 2017) und eine Kurzgeschichten-Sammlung, Die Hauptstraße entlang (Verlag Gradska biblioteka Karlo Bjelicki, Sombor, 2020). Für die Kurzgeschichte El Bahar (2009) erhielt der Autor den Literaturpreis Simha Kabiljo der Jüdischen Kulturszene Bejahad aus Zagreb, Kroatien. Savić schreibt auch Gedichte (Die Steine sprechen 2006) und ist zudem als Übersetzer tätig. In einem gemeinsamen Projekt mit dem österreichischen Schriftsteller Gerhard Blaboll, dessen Gedichte der Autor ins Serbische nachdichtete, erschien Des is’ Wien – To je Beč, Verlagshaus Hernals, Wien (2015). Dušan Savić lebt und schafft in Wien und Sombor.

Grozdana Bulov: Geboren 1976 in Zrenjanin, Serbien, studierte Translationswissenschaft an der Universität Wien. Sie übersetzt Literatur aus dem bosnischen, kroatischen und serbischen Sprachraum ins Deutsche.