Erscheint erstmals auf Deutsch
Roman
Aus dem Bulgarischen von Ines Sebesta
ca. 230 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
EUR 21,00/sfr 35,50

Ein ironisch-liebevoller Roman, von der Sehnsucht getrieben,
die Ursprünglichkeit wiederzufinden, gibt uns Anlass, über
den Unsinn großer Hunde und den Sinn des Todes, die Schön-
heit der Berge und der Pomakenjungfern oder gar über das
tragische Verschwinden von Dorfkneipen zu grübeln.
 

Zum Buch
Das Buch erzählt die Geschichte einer mehr als zwanzig Jahre währenden Flucht. Was den Autor Ende der 1970er Jahre aus dem tristen Sofia in das entlegene RhodopenDorf Kovacevica treibt, ist Sehnsucht — Sehnsucht nach Einsamkeit und Ursprünglichkeit. Schon bei seiner abenteuerlichen ersten Fahrt in das vom Sozialismus vergessene Dörfchen wird klar, dass sich zu dieser Sehnsucht auch Liebe zu den Bergen, den Bäumen und dem silbern glänzenden Bächlein unter der schwindelerregend hohen Feldsteinbrücke gesellt. Auf der Suche nach einem »Haus mit Eigentümer« wirft der Autor einen ersten, zaghaften Blick in die dörfliche Welt. Hier scheinen die Uhren nicht nur langsamer zu ticken, sondern auch intensiver. Oberflächlichkeit ist ein Fremdwort, und stoisch Anmutendes wird schon bald als eine besondere Lebensart dechiffriert — als Lebensnotwendigkeit. Abgeschiedenheit macht aufmerksamer und schärft den Blick für das Wesentliche.
In dem Buch wird viel gestaunt — darüber, dass dieser Sofioter verrückt sein muss, wenn er in seinem Garten Gras anbaut, genau wie Gerd, der sich aus dem fernen Deutschland, noch dazu aus dem westlichen, in dieses Dorf verirrt hat; oder darüber, dass der Tome erst seine strenge Schwester zu Grabe tragen muss, um dann, mit mehr als siebzig Jahren, seine Jungfräulichkeit zu verlieren.
Dieses auf den ersten Blick so enge Dorf gibt Anlass, Globales zu betrachten und zu philosophieren: über den Unsinn großer Hunde und den Sinn des Todes, die Schönheit der Berge und der Pomakenjungfern oder gar über das tragische Verschwinden von Dorfkneipen.
Georgi Danailov erzählt die im Bulgarien des Jahres 2003 endenden Geschichten und Biografien mit einem erstaunlichen Gespür für den im Alltag verwurzelten Humor. Herzhafte Dialoge machen das Buch erfrischend lebendig. Danailovs Roman ist gleichwohl eine Reportage über das Nebeneinander und Miteinander, über Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Akzeptanz in einem Gebirge, das seit Jahrhunderten sowohl christlichen als auch muslimischen Bulgaren Heimat ist. Ein Haus jenseits der, Welt beschreibt das Augenzwinkern im herben Gesicht des Volkes. Es ist niedergeschriebener bulgarischer Charme.

Georgi Danailov wurde 1936 in Sofia geboren. Er lebt in einem Bergdorf in den Rhodopen. Während der Zeit des kommunistischen Regimes wurde seine Familie für dreizehn Jahre in die Stadt Svisrov an der Donau interniert. Nach dem Studium der Chemie und Mathematik in Sofia arbeitete er als Schriftsteller, Dramaturg und Drehbuchautor für Theater und Film. Seine Bühnenwerke wurden in vielen Ländern Europas aufgeführt. Er ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller Bulgariens und seit 1998 ausschließlich literarisch tätig.
Verschiedene Preise; u. a. gewann er den 1997 in Paris ausgeschriebenen internationalen Rousseau-Wettbewerb, an dem 566 Autoren aus dreißig Ländern teilnahmen. Buchveröffentlichungen: Kinder spielen draußen (1970); Bei niemandem (1973); Der Mord an Mozart (1982); Erinnerungen an den städtischen Idioten (1993); Bis Chicago und zuriick — Hundert Jahre später (1990); Über Jean Jacques Rousseau und andere Dummheiten (1997); Soweit ich mich erinnere (2000-2002); Ein lustiges Buch über das bulgarische Volk (2004); Ein Haus jenseits der Welt (1997 erstmals erschienen; 2003 Neuauflage, der die deutschsprachige Übersetzung folgt).

Zur Übersetzerin
Seit Abschluss ihres Gartenbau-Studiums in Bulgarien übersetzt und dolmetscht Ines Sebesta nebenberuflich. 2004 erschien ihre erste Buchübersetzung aus dem Bulgarischen: Wanga — das Phänomen. Sie schreibt Prosa und Kurzgeschichten und hat bisher zwei eigene Bücher veröffentlicht. Zuletzt erschienen im Wieser Verlag: Nackte Unterhaltung. Saunageschichten.
Die gelernte Touristikerin arbeitet saisonal als Reiseleiterin. Sie lebt mit zwei Töchtern bei Berlin.

 

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Der bulgarische Autor Georgi Danailov erfindet in seinem Roman „Ein Haus jenseits der Welt“ (Wieser) den Schelmenroman neu Wer in das kleine Dörfchen Kovacevica will, musste schon immer weit reisen. Und wer den Roman „Ein Haus jenseits der Welt“ von Georgi Danailov gelesen hat, meint vielleicht: einen solchen Ort kann es eigentlich gar nicht geben – so merkwürdig und skurril sind seine Bewohner. Und doch: dieses Dorf ist keine Erfindung des bulgarischen Autors. Hier in den Bergen der Rhodopen lebt er selbst. Georgi Danailov „Ein Haus jenseits der Welt“. Roman. Wieser Verl. 329 S. 21 Euro

ARD, Mediathek

Am Ende das Rätsel
Die großen Narrative scheitern an den kleinen Details. Dies eine der schönsten Passagen des Buches: „Warum zum Teufel noch mal ist es so, dass immer, wenn man sich einer großen Idee widmet, Kartoffelkäfer auftauchen?! Genau diese Frage zerstört die Einheit jeder Theorie über Moral.“ Am Ende bleibt das Rätsel, das Wunder … und immer wieder das Gespräch. Dem Autor unterläuft zwar auch die eine oder andere Plattitüde, doch großteils tragen die kunstfertig gesponnenen und gespannten Heimaten des Textes – und unterhalten glänzend.
Die Furche

Seit langem habe ich kein Manuskript eines bulgarischen Autoren mehr gelesen, das in einer so lebendigen, ausdrucksstarken, natürlichen Sprache verfasst wurde … Für mich ist dieses Buch ein kulturelles Ereignis!
Tonco Zecev, Literaturwissenschaftler

Man muss dieses Buch einfach lesen, um bis zu den teuren Winkeln der Seele vorzudringen. Ein Haus jenseits der Welt ist urbulgarisch.
Georgi Velickov, Schriftsteller

Das bulgarischste Buch seit Ciöovci (Novelle des Klassikers der modernen bulgarischen Literatur Ivan Vasov aus dem Jahr 1885).
Stefan Geöev, Lyriker und Übersetzer

Selten schafft es ein so tiefgründiger und scharfer Geist gegenüber der Unvollkommenheit des Lebens und den menschlichen Schwächen derart tolerant zu sein. Mit viel Liebe, einem herrlichen Sinn für Humor und einer klaren bulgarischen Sprache ist dem Autor ein Werk gelungen, das, und da bin ich mir sicher, die bulgarischen Leser lieben werden.

Fedia Filkova, Lyrikerin und Übersetzerin

Seit langem habe ich kein Buch mehr zugeschlagen, von dem ich mir gewünscht hatte, es würde nie enden — so anziehend und magisch ist seine Welt.
Valentina Radinska, Autorin