Sterben im Mittelalter. Ideal und Realität. Schriftenreihe der Akademie Friesach, Band 3
380 Seiten, Fadenheftung, gebunden, Lesebändchen
Im Mittelalter begann die Vorbereitung auf das Sterben mit der Geburt, und der Tod begleitete den Menschen als Teil seines Alltags. Die Kirche verbreitete ausführliche Sterbelehren, der Tod nahestehender Menschen wurde bewußt miterlebt, der eigene bewußt vorbereitet, mitunter sogar inszeniert. Nicht nur aus Angst vor einem plötzlichen Tod wurden schon in jungen Jahren großzügige Stiftungen und kirchenbedenkende Testamente gemacht – um sich sein Seelenheil im Jenseits zu sichern und für das sündige weltliche Leben zu büßen. Der »Realität« des Sterbens selber stand ein »Ideal« gegenüber – die ars moriendi. Die »Kunst zu sterben« fand jedoch in der Volksfrömmigkeit eigene, andere Ausprägungen als es von kirchlicher Seite gewünscht war. Die Auseinandersetzung mit dem Alltagsbegleiter Tod brachte kulturhistorisch höchst interessante Phänomene hervor wie z. B. den Totentanz als liturgisches Spiel und als Wandmalerei, dem im vorliegenden Band breiter Raum gewidmet wird. Ein Augenzeugenbericht vom Sterben eines Fürsten, Gewaltverbrechen in London, Bestattungsrituale, Visionsberichte vom Jenseits und andere exemplarische Untersuchungen runden das Bild vom Umgang mit Sterben und Tod im mittelalterlichen Europa ab.
Der Mensch transzendiert das Jenseits und trifft Vorsorge für sein weltliches Fortleben nach dem Tod. Im Gegensatz zu früheren Zeiten haben wir heute das Umgehen mit diesem zutiefst existentiellen Problem jedoch weitgehend verdrängt.
Markus J. Wenninger ist Assistenzprofessor am Institut für Geschichte an der Universität Klagenfurt und arbeitet vor allem im Bereich der Sozial-, Wirtschafts- und Mentalitätsgeschichte mit den Schwerpunkten Geschichte der Juden und Entwicklung
AKADEMIE FRIESACH
»Stadt und Kultur im Mittelalter«
Eine internationale kulturhistorische Tagungsreihe in der ältesten Stadt Kärntens.
Seit 1990 veranstaltet das Institut für Geschichte an der Universität Klagenfurt gemeinsam mit der Stadt Friesach wissenschaftliche Kolloquien. Mit transdisziplinären Methoden werden Themen zur Kulturgeschichte des Mittelalters bearbeitet und dabei wird Gesamteuropa unter besonderer Schwerpunktsetzung auf den Alpen-Adria-Raum zum Gegenstand der Untersuchungen gemacht. Die Publikationen dienen der wissenschaftlichen Vorbereitung für die Landesausstellung 2001 »Die Stadt im Mittelalter<.
Bisherige Themen: Stadt am Beispiel Friesach, Friesacher Pfennig, Musik und Literatur, Sterben und Tod, Personennamen und Identität, Ulrich von Liechtenstein, Mensch und Natur, Mittelalterliche Menschenbilder.