ca. 350 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 21,00 / sfr 36,50
Über das Buch:
Nein, an rühmenden Kollegen von höchster Autoritat, an berühmten Bewunderern hat es ihm auch ausserhalb seiner Heimat, hat es ihm in Italien, Österreich, Frankreich, in fast allen europäischen Ländern nie gefehlt – und doch ist es dabei geblieben: Miroslav Krleža, kroatischer Dichter von europäischem Rang, ist immer noch ein unentdeckter, ein kaum zur Kenntnis genommener Schriftsteller«, schreibt Karl-Markus Gaus 1988 in der ZEIT.
Der 1981 im Patriarchenalter gestorbene »pannonische Riese« (Martin Gregor-Dellin) hat in den weit über vierzig Bänden seines OEvres der jugoslawischen Literatur neue Wege, Wege ins Unentdeckte, Verleugnete, Verbotene, geschlagen: als Romancier wie als Novellist, als Lyriker, Dramatiker – und nicht zuletzt auch als brillanter Essayist, der sich mit sprachgewaltig- strafendem Zorn in die politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit drängte und gleichzeitig doch in subtilen, von universaler Bildung zeugenden Kritiken die Kunst vor jeder Inbesitznahme durch »Partei und Parteiauftrag« beschützte.
Die ergreifenden Erzählungen aus dem Ersten Weltkrieg, unter dem Titel Der kroatische Gott Mars versammelt, berichten von kalter Verzweiflung und Empörung, vom Sterben, vom vergeudeten Leben des kroatischen Landwehrmannes, der auf den Schlachtfeldern der europäischen Monarchien verblutet, erheben sich aus der Antikriegsliteratur ihrer Zeit durch die Radikalität der Gesellschaftskritik und des künstlerischen Verfahrens von Krleža, der auf den Schock statt auf das Mitleid, auf die Unversöhntheit und nie auf linde Tröstung gesetzt hat.
»Was für ein Essayist ist da zu entdecken! Welche Sprachgewalt, welcher wahrhaft imponierende Weit- und Umblick über die Grenzen der eigenen Sprache, Kultur, Ideologie und Epoche hinaus, welche Fähigkeit, das Entlegene, das scheinbar Unzusammenhängende wie selbstverständlich zusammen zu sehen! Ein Gelehrter und doch von der Leidenschaft des Rühmens wie des Verwerfens erhitzter Schriftsteller, wollte Krleža den kroatischen Künstlern und Intellektuellen, wollte er der kroatischen Kultur den Weg nach Europa weisen – und für die empfohlenen Erkundungsfahrten gleich selbst den Immunstoff gegen europäische Modekrankheiten des Geistes bereitstellen.
Nichts darf die Literatur vergessen, niemand darf sie vergessen – im gewaltigen Werk des Miroslav Krleža sind die Namen der Namenlosen und Jahrhunderte kroatischer Geschichte in Knechtschaft und Auflehnung verzeichnet. Aber da dieses Kroatien, wie es Krleža mit Zuneigung und Kritik gestaltet hat, stets ein historisches Krisengebiet war, in dem die Erdbeben Europas nachbebten und kommende Zusammenbrüche sich knirschend und krachend ankündigten, ist in Krležas Gedächtnis des kroatischen Volkes auch europäische Geschichte aufgehoben.« (Karl-Markus Gaus in Tinte ist bitter, Klagenfurt/Celovec 1988).
Miroslav Krleža im Wieser Verlag:
Illyricum Sacrum, Essays, ISBN-3-85129-131-X
Die Rückkehr des Filip Latinovicz, Roman, ISBN-13-978-3-85129-737-9
Zadars Gold und Silber, Essay, ISBN-13-978-3-85129-755-3
Rezensionen & Reaktionen
Pressestimmen
Jean-Paul Sartre bedauerte 1960, Miroslav Krleža nicht schon viel früher kennengelernt zu haben. Mit der Lektüre seiner Werke hätte er sich manchen Umweg ersparen können.
Karl-Markus Gauß, Die Zeit