gebunden, Fadenheftung, Prägedruck, bedruckter Vor- und Nachsatz
256 Seiten, EUR 14,95 / sfr 21,00
mit Beiträgen von:
Fritz Rene Allemann, Maria Beig, Gottfried Benn, Benedikt Bilgeri, Ernst Bloch, Arno Borst, Manfred Bosch, Hans Georg Bulla, Carl Jakob Burckhardt, Oswald Burger, Otto Dix, Annette von Droste-Hülshoff, Philipp Eberlin, Gerd Fischer, Theodor Fontane, Egon Friedell, Max Frisch, Johann Wolfgang von Goethe, Ferdinand Gregorovius, Johann Peter Hebel, Hermann Hesse, Ricarda Huch, Fleur Jaeggy, Anton Jez, Ernst Jünger, Nikolaj Michailowitsch Karamsin, Wolfgang Koeppen, Ulrike Längle, Dino Larese, Joseph Freiherr von Laßberg, Gregor Mangolt, Thomas Mann, Alfred Meißner, Eduard Mörike, Michel de Montaigne, August Graf von Platen, Hermann Pückler-Muskau, Ulrich von Richental, Rainer Maria Rilke, Franz Prinz zu Sayn Wittgenstein, Hartmut Schedel, Johann Schenklin, Hans Scherer, Rolf Schneider, Björn Schroth, Gustav Schwab, Carl Seelig, Karl Simrock, Arnold Stadler, Mare Stahl, Walahfrid Strabo, Alissa Walser, Martin Walser, Oskar von Wolkenstein.
Zum Buch:
Den liebenswerten Makel der Unbekanntheit oder gar das Privileg der Unberührtheit hat man beim Bodensee kaum, eher im Gegenteil, und das merkt man auch der ungeheuren Ansammlung von Texten von und über das Schwäbische Meer oder den Lac de Constance an. Doch schnell wird man müde, eine Lobpreisung und Landschaftsbeschreibung nach der anderen im ewig gleichen Jargon der klassisch-romantischen Provenienz zu lesen.
Selbst Anthologien über den Bodensee gibt es einige, keine schlechten, beileibe nicht, aber doch etwas eindeutig Ekstatisches und Idyllisches haftet diesen eben immer gut und wohlmeinend zusammengestellten Sammlungen an. Selbstverständlich soll hier nun kein Anti-Bodenseebuch künstlich produziert werden, denn der Glanz und die Idylle des Bodensees ist ja unleugbar vorhanden und jederzeit zu betrachten. So kommen neben der Prosa auch die Hymne, das Gedicht, eben das Lob des Bodensees nicht zu kurz. Aber als literarisches Genre wird hier ebenso die Reportage als Kontrast und Ergänzung eingesetzt, darüber hinaus das historische und kulturwissenschaftliche Sitten- und Landschaftsbild, aber auch Scherz, Satire und Ironie von Einheimischen und Fremden, und selbst die Abkehr vom Bodensee aus vielfältigen Motiven findet man nicht selten bei Autoren fast jeder Epoche.
Etwas abgelegen, aber doch rheinisch verbunden ist der Rheinfall bei Schaffhausen in der Nähe des Bodensees, und jeder, der den See seit jeher besuchte, war durch eine Mischung aus Erwartung, Spannung, Erwartungsenttäuschung oder -bestätigung veranlaßt, sein literarisches Scherflein beizutragen zur Lobpreisung des landschaftlichen Spektakels. Das Erhabene der Erscheinung trifft hier auf das Lächerliche des Menschen mit seiner Sehnsucht nach dem Schrecken und den Mächten der Finsternis und fällt nicht zuletzt durch die touristische Vermarktung des Wunderbaren aufs banale Geschäft zurück. Unbeirrbar davon fällt der Strom weiter hinab. Viele, die in der Gegend reisten, wollten unbedingt den Rheinfall sehen, ließen aber auf dem Weg nach Zürich, Bern und über die Alpen nach Italien den Bodensee links liegen. So kommt es auch, daß offenbar sehr viele russische und osteuropäische Schriftsteller auf Kur in Baden-Baden, Badenweiler oder in den einschlägig bekannten Kurorten der Schweizer Berge weilten, sich aber – soweit einsichtig – kaum an den Bodensee begaben. Offenbar war der See lange ein blinder Fleck und wurde als Konkurrenz zu dem Golf von Neapel, Amalfi, der Toskana und den Schweizer Nobelorten nicht wahrgenommen. Wenn schon ans Meer, dann ans Richtige und nicht ans Schwäbische, oder gleich in die hohen Alpen und nicht an den milden See. Landschaften und Seen sind in Mode oder nicht, auch bei Schriftstellern, Musikern und Künstlern. Wer an den Bodensee flüchtete, hatte andere Gründe, wie Hermann Hesse oder Otto Dix, oder er kam aus der Gegend wie Maria Beig, Martin Walser oder Arnold Stadler.
Ein See, drei Länder, fast ohne Grenzen, denn die Schweiz hält an ihrem Sonderstatus in Europa fest. Österreich, Schweiz und Deutschland, drei Länder am Bodensee mit sehr unterschiedlichen politischen, kulturellen und landschaftlichen Hintergründen. Drei Länder, in denen wieder nationalistische, fremdenfeindliche und rassistische Stimmen laut zu werden beginnen. Am Bodensee scheinen solche mißlichen Tatsachen manchmal fern zu sein, doch die Überreste des Konzentrationslagers bei Überlingen sind eine Mahnung, neben der Idylle auch die menschliche Hölle wahrzunehmen, die zuerst vor der eigenen Tür und dann in der Nachbarschaft wächst.
Rezensionen & Reaktionen
Pressestimmen
„Echte Kulturmenschen erkennt man in Zukunft daran, ob Sie dieses kleine Büchlein eingesteckt haben.“
Karin Resetarits, ORF
„Eine Einstiegsdroge – ohne diese kleinen Bände mag man gar nicht mehr verreisen.“
Uschi Loigge, Kleine Zeitung
„Handlich, mit Goldprägung und Lesebändchen sind die kleinformatigen Büchlein wahre Kleinodien.“
Tobias Gohlis, Die Zeit