Rund 1.300 Bücher sind es bisher.

Rund 10 Prozent davon Sachbücher und wissenschaftliche Werke, der Großteil Belletristik.

Davon ca. 500 Übersetzungen aus dem ost- und südosteuropäischen Raum.

Europa Erlesen, die erfolgreichste Serie des Verlages, wurde 1997 von Lojze Wieser begründet und umfasst bislang knapp 250 Bände.

I. Meilensteine und Alleinstellungsmerkmale

1.

Als wir vor sechsunddreißig Jahren begonnen haben, Literatur aus dem europäischen Osten zu verlegen, als wir begonnen haben, den vielen Literaturen dieses Raumes ein Gesicht zu geben, als wir die slowenische, kroatische, serbische, albanische, bulgarische, rumänische, ungarische, tschechische, slowakische, polnische u. a. Literatur herauszugeben begannen, war die Sowjetunion noch nicht Vergangenheit, Jugoslawien noch nicht von einem Krieg zerstückelt und die Europäische Union in der heutigen Form unerreichbar. Da haben wir das Hoffen gelernt und die Ahnung einer vielstimmigen Welt im Sinn gehabt, von der uns die Autorinnen und Autoren in ihren Büchern, ihren Versen, ihren Erzählungen und ihren Träumen berichteten und die uns deren Übersetzerinnen und Übersetzer ins Deutsche herüberbrachten.

2.

Seit sechsunddreißig Jahre existiert der Verlag. In diesen sechsunddreißig Jahren haben wir 1.300 Bücher verlegt. Einige davon haben wir aus diesem Grund in ein neues Gewand gesteckt. Aus jedem Jahr des Bestehens des Verlages haben wir zumindest eines ausgewählt und legen es der wohlwollenden Leserschaft ans Herz. Wir haben sie im Preis vereinheitlicht, doch die Inhalte sind wie eh und je kontroversiell, spiegeln die verschiedenen Stilrichtungen und Herangehensweisen wider und vermitteln uns Bilder und Tonalitäten aus unterschiedlichsten geografischen und kulturellen Räumen. Wir sind stolz auf jedes einzelne Buch und sind froh, diese Bücher gefunden und verlegt zu haben. Bücher haben nicht nur eine Saison. Viele reifen mit den Jahren.

3.

Viele der von uns verlegten Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzer sind über unseren Verlag erstmals im deutschsprachigen Raum bekannt gemacht worden. Sie fanden in renommierten Zeitungen und Zeitschriften Möglichkeiten, ihre Texte zu publizieren, Interviews zu geben, wurden vom »Spiegel«, der »FAZ« und der »NZZ« abwärts besprochen und die Tür in den Westen öffnete sich ihnen. Es erschloss sich ihnen ein neuer Kreis von Leserinnen und Lesern und sie wurden von diesen zunehmend geschätzt. Sie gingen von da an erfolgreich ihren Weg. Viele sind heute anerkannte und gern gelesene Autorinnen und Autoren.

4.

Wir konnten auch den Medien helfen, insbesondere in den ersten Jahren, wo es noch kaum Rezensenten und Kritikerinnen gab, die sich in der Literatur des europäischen Ostens auskannten, und dieser Bereich noch gerne als »Orchideenfach« bezeichnet wurde. Wir durften bei der »Zeit« und dem »Spiegel«, dem »Standard« und der »Presse« vermitteln, wir konnten Verbindungen herstellen, weil sie auf der Suche nach Kritikerinnen und Kritikern waren und wir potenzielle kannten, No-Names sozusagen, damit diese wissensreich über den blinden Fleck Europas zu berichten beginnen konnten. Wir waren (sind) das Bindeglied zwischen Autorenschaft, Medien und Verlag und konnten der Literatur des europäischen Ostens die gebührende Öffentlichkeit verschaffen.

5.

Nicht zuletzt haben wir den zum Exil gezwungenen Autorinnen und Autoren in der Zeit des aufkommenden Krieges in Jugoslawien geholfen, sich im Exil zurechtzufinden, Stipendien und Wohnungen zu erhalten und zu bezahlen, um weiterschreiben zu können, bei Lesungen ihre Literatur vorzutragen und über ihr Leben zu berichten. Nicht wenige von ihnen sind heute angesehen, gern gesehen und mit namhaften Preisen ausgezeichnet und haben sich im hiesigen Literaturbetrieb zurechtgefunden. Von unserer Arbeit konnten uns auch Briefbomben und Attrappen, Morddrohungen und Prozesse nicht abhalten.

6.

Von Anfang an haben wir uns alle Mühe gegeben, die Bücher schön zu gestalten, und haben auf die Auswahl der Materialen große Sorgfalt gelegt. Wir haben die Bücher sorgsam ediert und Inhalt und Form formvollendet zusammengebracht.

7.

Im Literarischen, beim literarischen Schmuggel, zogen wir gemeinsam durch die Lande, seit Jahren. Auch im ersten Jahrzehnt des eigenen Verlages zogen wir, der Wortlandstreicher Ludwig Hartinger und ich, der Verleger, gemeinsam aus. Unterwegs trafen wir einen noch etwas leute- und mikrofonscheuen, doch liebenswürdigen Kerl (wenn einer Tiroler Gröstl zubereiten kann, dann er!), den Kritiker und Essayisten Karl-Markus Gauß. Als Kumpanen machten wir uns auf den Weg, der Ignoranz den Kampf anzusagen. Waren die ersten beiden slowenischen Bücher des neu gegründeten Verlages Čritce mimogrede und Prošnji dan von Florjan Lipuš, die wir in Ljubljana am 16. 11. 1987 der staunenden Öffentlichkeit präsentierten, so war das erste Buch im deutschsprachigen Programm die Sammlung von Porträts Tinte ist bitter aus der Feder von Karl-Markus Gauß. Mit diesen drei Büchern haben wir die gesamte Breite des Programms skizziert. Von unseren Träumen, jeden Monat am selben Tag ein bestimmtes Buch in allen europäischen Sprachen zu präsentieren, also von einer europäischen Austauschbibliothek, sind wir auch heute noch weit entfernt, aber einiges hat sich in der Zwischenzeit ja doch bewegt. Ein wenig der einstigen Träume hat sich verwirklichen lassen. Immer wieder ergänzen wir uns. Auch noch heute, jeder an seinem Platz vielleicht dadurch noch wirksamer.

Einer, der am Anfang auch prägend wirkte, war der eigenwillige, exzellente slowenische Grafiker Matjaž Vipotnik. Mit ihm konnten wir das Manko, kein Werbekapital zu haben, durch schön gestaltete Bücher wettmachen. So haben wir jene Grundlagen gelegt, auf denen wir auch die schwersten Zeiten des Verlages übertauchen konnten.

8.

Der Wieser Verlag ist ein Projekt von Vielen für Viele. Hartinger, Gauß und Vipotnik stehen hier stellvertretend für alle, denen Ehre und mein Dank gebührt. Was wir gemeinsam begonnen haben, ist der erste systematische Versuch, dem europäischen Osten in seiner sprachlichen und kulturellen Vielfalt im europäischen Westen auf gleicher Augenhöhe eine Öffentlichkeit und Gehör zu verschaffen. Es ist der nachhaltige kulturelle Versuch, die europäische Integration mit neuen sprachlichen Melodien zu entfalten, durchs Lesen und Übersetzen sich kennenzulernen und mit Kultur und Literatur die europäische Vielfalt zu meistern.

Uns haben auch Zerfallsprozesse in Jugoslawien und die Rückkehr des Krieges nach Europa in der Ukraine nicht einschüchtern können – im Gegenteil!

Hier und Dort

Hier Sonne / Dort Bomben
Hier Frieden / Dort Tränen
Hier Zukunft? / Dort Graus!
Wohin gehen wir?

Tu in tam

Tu sonce / Tam bombe
Tu mir / Tam jok
Tu bodočnost? / Tam groza!
Kam gremo?

© Lojze Wieser, deutsch/slowenisch, 24. Februar 2022, um 7 Uhr

9.

In diesen 36 Jahren haben wir 1.300 Bücher verlegt, gut 900 sind es bei Drava. Wir haben die Reihe »Europa erlesen« begründet, in der wir allein knapp 15.000 Texte von 5.000 Autorinnen und Autoren abgedruckt haben, wovon ein Drittel von Übersetzerinnen und Übersetzern aus über 50 Sprachen ins Deutsche übertragen wurden. Mittlerweile haben die Reihe Europa Erlesen und die Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens Kultstatus erreicht, die Autorinnen und Autoren sind flügge geworden und wir ziehen weiter unseren Weg. Trotz alledem. Oder: gerade deswegen!

 

II. Einige Daten zum Wieser Verlag

EditionZwei und Bank Austria Literaris

Im Jahr 2006 haben Bank Austria, Kulturkontakt Austria und der Wieser Verlag den »Bank Austria Literaris« ins Leben gerufen. Für den Vorsitz der Jury konnte der tschechische Schriftsteller und P.E.N.-Präsident Jiří Gruša gewonnen werden, nach Grušas Ableben 2011 übernahm dessen Funktion der ungarische Schriftsteller György Dalos. Ziel der Auszeichnung, die bis 2012 alle zwei Jahre vergeben wurde, war es, Werken von Autorinnen und Autoren aus dem Osten und Südosten Europas im deutschsprachigen Raum Gehör zu verschaffen und so auf die spannende, literarische Vielstimmigkeit dieser Region hinzuweisen.

Diesem Ziel wurde Rechnung getragen, indem die Siegertitel ins Deutsche übersetzt und im Wieser Verlag publiziert wurden.

Zur EditionZwei »

Mit der Herausgabe von elf Bänden als Taschenbuchbox unter dem Titel Ein europäisches Karussell wurde das Projekt 2014 auf ein weit sichtbares Buchpostament gestellt.

Slowenisch

Aberdutzende slowenische Bücher, eine in die hunderte gehende Anzahl, wurden in den beiden Verlagen – Drava und Wieser – verlegt und aus der bzw. über die slowenische Literatur ins Deutsche übertragen. Nachzulesen in den ISBN-Verzeichnissen von den Anfängen bis zur Frankfurter Buchmesse 2022:

Aktualne bibliografije 10/2023 / Aktuelle Bibliographien:

Gesamtverzeichnis Wieser 2023 (PDF

Gesamtverzeichnis Drava 2023 (PDF)

Im Drava Verlag erschienen von Anfang inkl. 2023 bisher insgesamt 912 Bücher.

In der »Bosnischen Bibliothek« erschienen während des Ex-Jugoslawien-Krieges 16 Bände im Original und wurden an Flüchtlinge verteilt.

WEEO – Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens, Idee und Verlag: Lojze Wieser.

Außerhalb der Reihe, aber als hervorragende Ergänzung zu Band 10 der WEEO Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens erschien die zweibändige Wieser Enzyklopädie der Sprachen des europäischen Westens. In diesen drei epochalen Bänden werden erstmals alle autochthonen Sprachen Europas wissenschaftlich beschrieben und die europäische Vielfalt wissenschaftlich belegt.

Die WEEO wird von der Handbibliothek der WEEO begleitet. In dieser Handbibliothek wird seltene und schwer zugängliche Literatur wieder aufgelegt.

Zu allen Bänden der WEEO »

III. Statistik in Worten

1.

Zählte ich alles zusammen, hätte ich die Zeit und die Möglichkeiten und würde ich auch immer wissen, wann, wo, was gesendet oder ausgestrahlt wird oder gedruckt zu lesen wäre, dann könnte ich vielleicht so eine Geschichte erzählen:

2.

Ich bin in den letzten sechsunddreißig Jahren für jedes verkaufte Buch einen Kilometer gefahren und konnte täglich 20 Minuten im Radio über unsere Autorinnen und Autoren, über unsere Bücher und die Literatur des europäischen Ostens hören. Zusätzlich war es mir vergönnt, die Arbeiten des Verlages täglich zwei Minuten im Fernsehen zu betrachten. Zumindest in drei verschiedenen (europäischen) Medien hat sich die Leserschaft über die Literatur im entlegenen europäischen Osten informieren können. Dafür haben wir vom Verlag weit über eine Million Bücher gedruckt, vier Fünftel davon konnten wir bis heute verkaufen und weit über 100.000 Exemplare zur Rezension verschicken.

Dafür mussten wir aber auch täglich mindestens gut 100 Exemplare unserer Bücher verkaufen und danach trachten, genügend an Subventionen und Druckkostenzuschüssen zu erwirtschaften, damit wir die nahezu zehn Millionen Euro an Geldmitteln zur Verfügung hatten, die wir brauchten, um unser Programm herzustellen, Veranstaltungen zu organisieren, Rechnung zu bezahlen (hie und da leider auch etwas verzögert, weil es halt nicht immer klappte). Weil das nicht so einfach ging und weil die Liquidität auch was kostet, mussten wir in den ersten fünfundzwanzig Jahren täglich auch für Zinsen und Kreditkosten 75 Euro aufbringen. (No, ein wenig weniger Zinsen zu zahlen, tät’ uns nicht schlecht.)

 

IV. Kurze Stationen eines Lebens

Die Kindheit am Land war schön. Sie verflog nur allzu schnell. Wald, Wiese, Garten, das Spielen mit den Cousins und Cousinen, allgegenwärtig der Klang der slowenischen Sprache.

Die Volksschule holperte schon ein wenig dahin. Das Gebrüll des Direktors: »Wenn ich im Krieg mit den Soldaten fertig geworden bin, werd’ ich es wohl auch mit euch noch schaffen.« Das Hände-hoch-Knien in der Ecke der zweiten Volksschulklasse, weil mir die Eltern für ein Theaterspiel keinen Zylinder kaufen konnten. Das Nachsitzen zum Erlernen der slowenischen Sprache, weil der Slowenischunterricht nur nach dem normalen Unterricht erteilt wurde. Die bedrohlichen Blicke des Schulinspektors, des Direktors und des Oberlehrers in der vierten Klasse, weil ich der Einzige war, der ins Gymnasium ging, noch dazu ins Slowenische. »Geh doch auch nach Viktring in die Hauptschule, da hast deine Freunde, dort hast niemanden.«

Im Gymnasium angekommen, Nachmittagsunterricht, weil es kein eigenes Gymnasium gab. Fußballspielen beim ASKÖ Köttmannsdorf, vier Jahre, bis ich wegen zu langer Haare und politischer Widerspenstigkeit ausgeschlossen wurde. Der Kampf mit dem Latein, das Zurückbleiben in der vierten Klasse wegen selbigem. Die Lektüre von Wilhelm Reichs »Der sexuelle Kampf der Jugend« in der dritten Klasse, während einer Freizeitstunde, die Entwendung dieses Buches, weil es keine geeignete Stillbeschäftigung sei. Dafür lesen es alle Professoren. Das Buch wird erst nach Wochen meinem Vater ausgehändigt.

Und schon beginnt das Berufsleben. Der Beginn einer Lehre zum Koch. Im Volkskeller. Nach vierzehn Tagen Blutvergiftung. Nach weiteren vierzehn Tagen Ausscheiden. Wie ich später erfahre, mit der Begründung »Der hat nach zwei Monaten alle Lehrlinge hinter sich«. Als sie mich entfernten, wussten sie nicht, dass ich sowieso gehen wollte. Arbeitsamt. Auf die Frage, was ich kann und was mich interessiere, die Antwort – lesen. Ein Knarren der Telefonscheibe, ein Ins-Telefon-Buckeln des Beamten, ein Anbieten meiner Person mit dem Nachsatz »Kompliment, Herr Ingenieur; danke, Herr Ingenieur, aber ich muss Ihnen schon sagen, er ist Slowene!« Ich werde trotzdem genommen. Die Lehre zum Buchhändler beginnt, ein Jahr in Klagenfurt, zwei Jahre in Wien.

Das Weitere ist schnell erzählt: Bundesheer in Allentsteig, Arbeit in der Buchhandlung Hermann, mit 20 eigene Druckerei, mit 26 Arbeit als Offsetmonteur, mit 27 Übernahme des Drava Verlages und der Buchhandlung Naša knjiga sowie die Modernisierung der hauseigenen Druckerei, erste Übersetzungen slowenischer Literatur, von der es kein Buch auf Deutsch gibt; der Beginn der Wahrnehmung der slowenischen Literatur im deutschsprachigen Raum. Mit 32 die Gründung des eigenen Verlages, Beschäftigung bei der Colonia Versicherung in der Organisation, nach zwei Jahren verantwortlich für das Jugoslawien-Geschäft, das wegen der Kriegswirren zurückgestellt wird. Österreichischer Marketingchef der Versicherung für weitere zwei Jahre. 1990 Österreichischer Staatspreis für Verleger.

Mit 38 Ausscheiden aus der Versicherung, Konzentration aufs Verlagswesen, Versorgung emigrierender Familien von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, Gründung der Bosnischen Bibliothek, Briefbombenempfänger, Adressat von Briefbombenattrappen und Morddrohungen, Anklage wegen vermeintlichem Subventionsbetrug, nach 18 Monaten Vorerhebungen und Prozess, freigesprochen, schwere finanzielle Krise, Veräußerung des Erbes, der Lebensversicherungen, eines alten Bauernhauses und von allem, was nicht niet- und nagelfest war.

Erfinder der Radioserie Lesen ist Abenteuer im Kopf, Miterfinder der Nacht der Bücher Rund um die Burg. Begründer und Herausgeber der Reihe Europa erlesen, Begründer der Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens, Mitinitiator des Großen Preises für osteuropäische Literatur, gestiftet von BA/ CA und KulturKontakt Austria. Mitorganisator des europäischen Pfingstdialoges Geist & Gegenwart in Seggauberg seit 2005 und Moderator des kulinarisch-thematischen Tafel, des mit der Küche des Seminarhotels gemeinsam komponierten Hauptabends. Vorsitzender des zweisprachigen Radios AGORA in den Jahren 2000–2016, seither »ehrenamtlicher Außenminister«. Gastlektor der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec. 2002 und 2006 Initiator der Internetplattform proKärnten/zaKoroško (www.prokaernten.at), vom Bundespräsidenten 2004 mit dem Berufstitel Professor gewürdigt.

Ich habe mit den Erfindungen der Reihe Europa erlesen (1997 als Antwort auf die Briefbomben) und der WEEO (mit den Vorarbeiten beginnend ab 1993, als Antwort auf den Krieg in Jugoslawien) für die gesamte Buchbranche neue Vorgaben gemacht, die auch imstande waren, die meist kleinlichen Vorwürfe gegen meine Person in der Hinterhand zu halten. Wir haben mit unseren Ideen die Branche immer wieder überrascht, gingen diese doch weit über unsere ökonomische Stärke hinaus; mit solchen Erfindungen haben wir uns de facto zu Trendsettern bestimmter Entwicklungen gemacht. Damit ist es uns nicht nur gelungen, zu zeigen, in welche Richtung sich die europäische Debatte entwickeln sollte oder könnte und wo welche neuen Ansätze für das Zusammenleben von Menschen, Sprachen und Kulturen zu finden wären. Damit ist es uns aber auch gelungen, die immer wieder entstandenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die chronische Unterkapitalisierung so weit in Schach zu halten.

Die Neuerfindungen von Europa erlesen 1997 und die Wieser Enzyklopädie des Europäischen Ostens (WEEO), ab 1993/1998, sind die eine Seite, die unser Überleben ermöglichte; die Neuzugänge zum Marketing und zur Öffentlichkeitsarbeit die andere. Hier sind nicht nur das Investment in die schön gestalteten Bücher zu nennen, die das fehlende Marketingkapital über Jahre zum Großteil ersetzen konnten, hier muss gesondert auch auf die exquisit gestalteten Messeauftritte hingewiesen werden, die uns zwar viel Geld gekostet haben, aber uns auch mehrmals die Belobigung der Messen, einbrachten, unter den schönsten gestalteten Ständen auf der Messe zu sein, was auch wieder den Neid der Verlage und Institutionen zu Hause und in Slowenien einbrachte; auch dass wir schon zur sehr frühen Zeit auf die Möglichkeit von Sponsoren zurückgegriffen haben und sie in die Umsetzung offensiv einführten (Messe Ljubljana gesponsert durch die Colonia Versicherung, Ende der 80er Jahre, was erstaunt kommentiert wurde; hinzuweisen ist auf meine Erfindung von »Lesen ist Abenteuer im Kopf« und die Miterfindung von »Rund um die Burg« zu Beginn der 90er Jahre, die beide zu Institutionen geworden sind, uns aber in den Anfängen den Vorwurf einbrachten, dass man an Orten, wo die Straßenbahn durchfährt, als Verleger nicht Autoren lesen lassen kann.

Auch der ganze persönliche Einsatz von mir als Verleger und Person in die Bewerbung der Literatur und die Einführung des Kulinarischen auf den Messen, durch Pršut, Käse, Wein u. a. war ein probates Mittel, um über diesen Umweg die Aufmerksamkeit auf die Literatur in den verschiedenen Regionen, in der Literatur entsteht, zu lenken, damit zu zeigen, wo Produkte und Geschmäcker herkommen, die den zukünftigen Leser an der Hand nimmt, weil sie ihm aus Urlaub und Reisen bekannt sind.

In diesem Zusammenhang ist auch die erfolgreiche ORF-Serie »Der Geschmack Europas«, die in den zehn Jahren seit meiner Erfindung 2013 in 30 Folgen durch Sprache und Kultur ein neues Narrativ in diese vielumworbene Visualisierung der meistenteils versimplifizierten Reduzierung auf »schöne Bilder« derartiger Fernseh-Dokumentation erbrachte. Diese Stärke der Geschmacks-Filme hat sich bisher nicht nur in der Beliebtheit der regelmäßigen Ausstrahlung in heimischen und europäischen FS-Stationen, wie ORF, 3sat, BR u.a. niedergeschlagen, sie hat auch die international ausgezeichneten Journalbänden zu Kultwerken geadelt, geht es doch dabei um wesentlich mehr:

Es geht um die Kultur durch die Kochtöpfe. Ich denke, dass Kochen an sich eine der größten intellektuellen Leistungen – in erster Linie unserer Mütter und Großmütter – war und ist, weil sie ausgehend vom Mangel, Wege finden mussten, wie gute, nachhaltige und zuverlässige Nährstoffe dem Körper und der Familie zugeführt werden. Ihr Wissen, ihr Können und ihre Weitsicht ist unser Garant in der Vergangenheit gewesen und wird uns allen heute hilfreich sein, aus den selbstverschuldeten Katastrophen Auswege zu finden. Daher gebührt allen Müttern und Großmüttern der Welt der Friedensnobelpreis!

Das Kochen ist eine der grundelementaren kulturellen Leistungen, die der Mensch zustande gebracht hat, um überhaupt überleben zu können. Und dort, wo diese Grundelemente des Überlebens nicht existiert haben, ist es zu kriegerischen oder zu chauvinistischen Auseinandersetzungen gekommen. Daher ist das Denken, das Reden und das Schreiben über das Kochen auch ein Beitrag dazu, um ein soziokulturelles Verständnis einer bestimmten Region oder einer bestimmten Epoche zu bekommen. Essen ist also mehr als Nahrungsaufnahme. Essen ist Kultur. Und ohne, dass wir eine kulturelle Beziehung hätten, wüssten wir auch nicht, was zum Beispiel die traditionelle chinesische Medizin weiß, dass durch die Aufnahme der Nahrung auch der Heilungsprozess im Körper unterstützt wird.

Bei den Bänden »Der Geschmack Europas« handelt es sich um Beiträge zur Geschmacksarchäologie, die Vorarbeiten zur Erforschung eines kulturellen europäischen Wanderführers schaffen, der multimedial die Bereiche Kunst, Kultur, Kulinarik, Geschichte und Literatur zur Neuvermessung des europäischen Kontinents vereint. In seiner Einzigartigkeit vereint »Der Geschmack Europas« die zwar verwandtschaftlichen, jedoch auch unterscheidenden jeweiligen sprachlichen wie traditionell gewachsenen Verbindungen als Kulminationspunkt einer sich befruchtenden Gegenseitigkeit. Damit werden Lösungsansätze angeregt, die die in der Vergangenheit – und bis ins Heute – wirkenden national begründeten Einengungen perspektivisch – im Gemeinsamen und Verbindenden – zu überwinden hilft. »Die Bücher entstehen beim Dreh einer Fernseh-Kochdokumentation als Nachlesewerk – eben als Journal. Das Buch ist eine Inspiration für die Sinne. Man spürt den Geschmack der beschriebenen Speisen fast auf der Zunge – nicht weil man hier ein Rezept liest, sondern weil man hier Geschichten präsentiert bekommt und in diese eingebunden wird«, wird in einer Rezension festgestellt.

In »Der Geschmack Europas« vereinen sich bewegtes Bild und Erzählerisches, aus dem ein Nachschlagwerk entsteht, das kulturelle Querverbindungen aufzeigt und dem lesenden und schauenden Publikum weitere Anknüpfungspunkte zur Neuvermessung des Kontinentes bietet. Damit wird ein Journal geschaffen, das in seiner Multimedialität eine Brücke vom Bild zum Narrativ und über die wissenschaftliche Methodik eine kaleidoskopische Enzyklopädie entstehen lässt. Das Besondere an diesem Werk besteht darin, dass der Leser- und Zuseherschaft die Geschichte der Speisen so erzählt wird, dass jeder selbst daran anknüpfen kann und daher auch von jedem, von jeder die unterschiedlichsten Traditionen weitergegeben und auch neu interpretiert werden können. Es ist die Kreativität, die es von einem Konsumprodukt unterscheidet. Es ist die einzigartige Methode der Herangehensweise des Autors, die in ihrer – für europäische Verhältnisse – innovativen Neuheit gewürdigt und gefördert wird und in Form von »Culinaire L’Evrope« in seiner Vielschichtigkeit seit dem Winter 2019/2020 auch auf der Bühne des Burgtheaters zur Aufführung kommt und von mir in den Programmheften, als ständiger Kommentar, in Form eines »Lettre Culinaire« begleitet wird.

Mit den »Tagen der Alpen-Adria-Küche« in Klagenfurt/Celovec und den Bänden »Geschmackshochzeit / Svatba okusov / Il matrimonio del gusto« begeben wir uns auf Spurensuche in einer Region, die alle Voraussetzungen hat, zu einer Trendumkehr in der Ernährung und der Zubereitung der Speisen beizutragen.

*

In den letzten Jahrzehnten hat sich in Kärnten viel bewegt. Einige Anstöße dazu habe ich in den letzten vierzig Jahren geben können. Die verschwiegene und verschollene Literatur erklomm die Höhen des Olymps der Weltliteratur, und sie wurde in einem bisher ungekannten Maße in die zweite Sprache übertragen. An uns wird es liegen, ob wir die Hoffnungen, die in diesen Jahrzehnten geweckt wurden, den veränderten Bedingungen anzupassen verstehen; nicht dem Alten nachhängen und nachtrauern, sondern wissen, dass Sprache und Kultur allgemein gültige Menschenrechte sind. Diese Erkenntnis klopft mittlerweile immer lauter an die Tür und sucht nach universellen gesellschaftlichen Antworten. Wir waren in unserem Land vielleicht aufgrund der strategischen und geopolitischen Lage über die Jahrzehnte damit nur intensiver befasst und sind daher möglicherweise im Stande, aus diesen mikrokulturellen und sprachlichen Erfahrungen Lehren zu ziehen und sie den Anderen in Europa weiterzugeben: Es wird Zeit, die eigenen Versäumnisse – bei uns, in Slowenien, in Italien, in Europa und überhaupt – nicht ausschließlich als Fehler den anderen vorzuhalten, sondern endlich auch bei sich selbst Korrekturen durchzuführen. Es wird Zeit, sich zu öffnen: gegenüber allen Sprachen und Kulturen, allen in der Vergangenheit und heute wieder unter die Räder Gekommenen, und ihnen ein Angebot zu machen – mit ihnen Achtung, Würde und Menschenrechte als seelische Idee (Peter Handke) in Wohlstand erlebbar machen. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben es bewiesen. Es dauert seine Zeit, und langen Atem braucht man. Mit dieser Bemerkung hatten sie recht, lieber Herr Erval, als ich sie 1982 bei Gallimard in Paris besuchte, es geht. Man muss es einfach tun!

Aber eigentlich bin ich Verleger, Autor, Übersetzer und Herausgeber. Vater, Gatte, Koch …

Klagenfurt/Celovec im Juni 2023

 

Monographien

Geschmackshochzeit 3 / Il matrimonio del gusto 3 / Svatba okusov 3: Die Vermählung von Alpen und Adria / L’unione di Alpi e Adria / Poroka Alp in Jadrana. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2023.
Der Geschmack Europas. Sonderedition Eins. Klagenfurt/Celovec: Wieser 2023. (Diese Sonderedition erscheint auch in Einzelbänden in folgenden vier Sprachen: Slowenisch, Kroatisch, Italienisch und Englisch).
Geschmackshochzeit 2/ Il matrimonio del gusto 2/ Svatba okusov 2: Die Vermählung von Alpen und Adria/ L’unione di Alpi e Adria/ Poroka Alp in Jadrana. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2021.
Kako bo, ko te bo obdajala tema ali Spomin je edini paradiž. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2021.
Mit klarem Blick hingehen, an den Rand oder die Erinnerung ist das einzige Paradies. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2021.
Der Geschmack Europas: Ein Journal mit Rezepten. Band 3: Zehn weitere Stationen. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2019.
Geschmackshochzeit / Il matrimonio del gusto / Svatba okusov: Die Vermählung von Alpen und Adria / L’unione delle Alpi e dell’Adriatico / Poroka Alp in Jadrana. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2019.
Il dragone Fracassone va in cerca del regalo di nozze per il cugino Ararat. Illustriert von Štefan Turk. Klagenfurt/Celovec: Drava, 2019.
Zmaj Direndaj auf der Suche nach dem Hochzeitsgeschenk für den Drachen Ararat. Illustriert von Štefan Turk. Klagenfurt/Celovec: Drava, 2019.
Zmaj Direndaj na lovu za poročnim darilom za zmaja Ararata. Illustriert von Štefan Turk. Klagenfurt/Celovec: Drava, 2019.
Der Geschmack Europas: Ein Journal mit Rezepten. Band 2: Weitere Stationen. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2018.
Der Geschmack Europas: Ein Journal mit Rezepten. Band 1: Die ersten Stationen. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2017.
Die Geschichte von Zmaj Direndaj, Hica-Mica, Zmajček Direndajček und vom Drachen Ararat / Zgodba o zmaju Direndaju, Hici-Mici, zmajki Direndajki in zmaju Araratu. Illustriert von Štefan Turk. Klagenfurt/Celovec: Drava, 2017.
Im dreißigsten Jahr: weitere Anmerkungen eines Grenzverlegers, ein Kapitel aus der noch ungeschriebenen europäischen Verlagsgeschichte. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2017.
Pita, Burek oder Börek? Balkan-Impressionen. (gem. mit Barbara Meier). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2012.
Die Sprachenauseinanderdriftung: Peter Handke und Lojze Wieser im Gespräch mit Frederick Baker. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2010.
Geschmacksverwandtschaften: Eine kleine europäische Speisefibel mit Rezepten. (gem. mit Barbara Meier und Christoph Wagner). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2009.
Kuhanje pod drugimi zvezdicami: Zgodbe o daljnih jedeh. Volče: KD Myra Locatelli, 2009.
Kuvanje pod drugim zvezdama: priče o dalekim jelima. Beograd: Geopoetika, 2009.
Pan: Smederevska Pesnička Jesen. Smederevo: Meridijani, 2008.
Kuhanje pod drugim zvijezdama: priče o davno zaboravljenim jelima. Zagreb: Meandar, 2008
Molitev otrok / Gebet der Kinder. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2008.
Niebo w gębie: Gawędy o potrawach, które zasłużyły na gwiazdkę. Kraków: Wydawnictwo MCDN, 2008.
Kochen unter anderen Sternen: Geschichten von entlegenen Speisen. Wien: Czernin, 2007.
S knjigo v svet: Eseji in pripombe 1981–2006. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2007.
Die Zunge reicht weiter als die Hand: Anmerkungen eines Grenzverlegers. Wien: Czernin, 2004.

 

Herausgaben

The European Way of Life. Anspruch und Wirklichkeit (Hrsg. gem. mit Herwig Hösele). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2023.
Einheit in Vielfalt. Erhard Buseks Welten (Hrsg. gem. mit Thomas Walter Köhler und Christian Mertens). edition mezzogiorno in Kooperation mit Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec, 2023.
Maria Lassnig: Am Fenster klebt noch eine Feder (Hrsg. gem. mit Peter Handke und Barbara Maier). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2023.
Green Europe: Deal or no deal? (Hrsg. gem. mit Herwig Hösele). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2022.
Reset Europe: Impulse für die Zukunft Europas (Hrsg. gem. mit Herwig Hösele). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2021.
Kärnten neu / Koroška na novo. (Hrsg. gem. mit Jani Oswald). Klagenfurt/Celovec: Drava, 2020.
Das digitale Europa / Digital Europe: no borders, no limits? (Hrsg. gem. mit Herwig Hösele). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2019.
Europa Erlesen Europa! Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2017.
Europa.USA.3.0: Werte. Interessen. Perspektiven. (Hrsg. gem. mit Herwig Hösele). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2017.
»… und darin fliegt eine Schwalbe«. Meine Lieblingsgedichte. 2. erweiterte Ausgabe. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2017.
Europa Erlesen Villach/Beljak. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2015.
Europa wertvoll: Übergänge – Gefährdungen – Perspektiven. (Hrsg. gem. mit Herwig Hösele). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2015.
Materialien zu Karel Prušnik-Gašper »Gämsen auf der Lawine«. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2015.
»… und darin fliegt eine Schwalbe«. Meine Lieblingsgedichte. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2014.
Demokratische Einigung Europas: Das Hoffen wagen. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2013.
Galizien existiert in unseren Herzen: Ein Adam-Zielinski-Gedenkband (Hrsg. gem. mit Edward Białek, Erhard Busek, Rembert Schleicher). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2011.
Europa weiter erzählen … (Hrsg. gem. mit Norbert Schreiber). Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2011.
Flightbook Ungarn. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2009.
Flightbook Kroatien. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2008.
Flightbook Slowenien. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2008.
Europa Erlesen Collio / Goriška Brda. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2007.
Flightbook Bulgarien. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2007.
Flightbook Rumänien. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2007.
Flightbook Russland. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2007.
Der Vielfalt verpflichtet: Europa im Gespräch. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 2005.
Senza confini®. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 1999.
Europa Erlesen Kärnten. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 1998.
Europa Erlesen Karst. Klagenfurt/Celovec: Wieser, 1997.

Gesamtherausgeber der Reihe Europa Erlesen und der Slowenischen Bibliothek

 

Filme

Salzkammergut. Erstausstrahlung ORF 2 am 4. Dezember 2022
Die Gironde. Erstausstrahlung ORF 2 am 6. November 2022
Dalmatien. Erstausstrahlung ORF 2 am 21. November 2021.
Burgenland. Erstausstrahlung ORF 2 am 10. Oktober 2021.
Kamptal & Wagram. Erstausstrahlung ORF 2 am 22. November 2020.
Die Ostschweiz. Erstausstrahlung ORF 2 am 8. November 2020.
Schlesien. Erstausstrahlung ORF 2 am 10. November 2019.
Korsika. Erstausstrahlung ORF 2 am 20. Oktober 2019.
Der irische Westen. Erstausstrahlung ORF 2 am 8. September 2019.
Bregenzerwald. Erstausstrahlung ORF 2 am 25. November 2018.
Wales. Erstausstrahlung ORF 2 am 14. Oktober 2018.
Der portugiesische Alentejo. Erstausstrahlung ORF 2 am 23. September 2018.
Das westliche Friaul. Erstausstrahlung ORF 2 am 3. Dezember 2017.
Mähren. Erstausstrahlung ORF 2 am 5. November 2017.
Montenegro. Erstausstrahlung ORF 2 am 1. Oktober 2017.
Elsass. Erstausstrahlung ORF 2 am 10. September 2017.
Südoststeiermark. Erstausstrahlung ORF 2 am 18. Dezember 2016.
Der dänische Süden. Erstausstrahlung ORF 2 am 20. November 2016.
Böhmen. Erstausstrahlung ORF 2 am 23. Oktober 2016.
Sizilien. Erstausstrahlung ORF 2 am 18. September 2016.
Das Kärntner Gailtal. Erstausstrahlung ORF 2 am 15. November 2015, DVD 2016.
Flandern. Erstausstrahlung ORF 2 am 11. Oktober 2015, DVD 2016.
Das griechische Epirus. Erstausstrahlung ORF 2 am 13. September 2015, DVD 2016.
Istrien. Erstausstrahlung ORF 2 am 23. November 2014, DVD 2016.
Das spanische Galicien. Erstausstrahlung ORF 2 am 9. November 2014, DVD 2016.
Die Lausitz. Erstausstrahlung ORF 2 am 5. Oktober 2014, DVD 2016.
Die toskanische Maremma. Erstausstrahlung ORF 2 am 22. Dezember 2013, DVD 2016.
Siebenbürgen. Erstausstrahlung ORF 2 am 3. November 2013, DVD 2016.
Die Innerschweiz. Erstausstrahlung ORF 2 am 27. Oktober 2013, DVD 2016.
Der slowenische Karst. Erstausstrahlung ORF 2 am 22. September 2013, DVD 2016.

Künstlerische Auseinandersetzungen mit Kulinarik

 

Erfinder der Reihe »Culinaire L’Evrope« im Herbst 2019, im Burgtheater, Organisator, Präsentator der ersten drei Vor-Corona-Veranstaltungen und Kommentator im Programmheft des Burgtheaters unter dem Titel »Lettre Culinaire«. Im Dezember Generalprobe dieser Serie. Im Jänner 2020 die erste Veranstaltung im Burgtheater Kasino.

 

  1. Jänner 2020

Culinaire L’Evrope Nr. 1: Kärnten/Koroška: Pontzger, Strankalan und Masunjak

 

  1. Februar 2020

Culinaire L’Evrope Nr. 2: Mähren/Morava

 

  1. Oktober 2022

Culinaire L’Evrope On Tour im Südbahnhotel am Semmering.

 

  1. Oktober 2022

Culinaire L’Evrope Nr. 3:

Dalmatien

  1. November 2022

Culinaire L’Evrope Nr. 4: Simple Gebete für herausfordernde Zeiten

 

  1. Jänner 2023

Culinaire L’Evrope Nr. 5: Schweiz

 

  1. März 2023

Culinaire L’Evrope Nr. 6:

Das Geheimnis der Maremma

 

Culinaire L’Evrope hat beim Start vor drei Jahren eine gesellschaftliche Wahrnehmung vorweggenommen, und in den Jahren der Pandemie ist diese Erkenntnis sichtbar geworden: Wir führen zusammen, was in den vergangenen Jahrzehnten minimalistisch zerhackt wurde und als erstrebenswert galt und fügen es zu einer wiedergefundenen harmonischen Gesamtheit zusammen. Im poetischen Vortrag von Versen und Erzähltem, von Epischem und Tragischem, und verweben es mit manchen schon verschollenen Geschmäckern. Das Exklusive // im Wahrnehmen // wird über alle Sinne, beim Genießen, beim Hören und im Gespräch verkostet und neu entdeckt und wird – zuerst vielleicht fremd, gar ungewohnt, aber letztlich – zum Selbstverständlichen. Darin liegt das Geheimnis von Culinaire L’Evrope, das wirkliche Fine Dining der erträumten Sehnsüchte, wo das Verschwundene dem Vergessen entrissen wird – durchs Teilen! Gemeinsam. Denn: Hier wird es zur Tafel aller Sinne! Wir erleben hier eine Ganzheit des menschlichen Seins ohne Marketingfloskeln, dafür in die Tiefe gehend. Es ist gerade die Musik, die dem Ganzen eine Umrahmung gibt, die sonst so nicht geboten wird. Es sind die Auswahl und der Vortrag der Texte, durch Ensemblemitglieder. Es ist die Heiterkeit und der Witz, die sich harmonisch mit den Speisen und ihrer Würdigung in dieser Theateratmosphäre zusammenfügen. Man spürt förmlich den Geschmack der Rezepte und Speisen. Das weckt Fernweh und auch Neugierde auf unbekannte, vergessene und wieder zu entdeckende Kunst- und Geschmackserlebnisse. Die wenigen bisherigen Veranstaltungen zeigen: Das hat Martin Kušej im Auge gehabt, als er den Anstoß zur Entwicklung dieser Reihe gab.

Aus dem »Falstaff« im Jänner 2023

 

 

Ehrungen, Auszeichnungen

1990–2022

 

1990

  1. Österreichischer Staatspreis für Verleger

Državna nagrada za založnike Kulturnega ministerstva na Dunaju

Kulturministerium Wien

 

1991/1992

Erfinder von: Lesen ist Abenteuer im Kopf: Medienkampagne mit Presse u. Standard) sowie Miterfinder mit Andy Geissler von »Rund um die Burg« – die literarische 24 Stunden Veranstaltung

 

1995

Kärntner des Jahres – Korošec leta

po seriji pisemskih bomb in morilskih groženj – oddlikovanje je podelila neodvisna žirija časopisa »Kärntner Monat«, v situaciji, ko je bil Haider vodil deželo;

Verliehen durch eine unabhängige Jury des »Kärntner Monats«, Juryvorsitz Ernstl Geyer

 

2002

Mitbegründer der EditionZwei und des Bank Austria Literaris

zur Förderung unbekannter Literatur aus dem europäischen Osten

Juryvorsitzender: Jiří Gruša, nach seinem Tod 2011 übernimmt Görgy Dalos den Vorsitz

 

2004

Berufstitel »Professor« für die Verdienste der Volksbildung

Poklicni naslova »Professor« za zasluge ljudskega izobraževanja;

Podelitev Avstrijskega državnega predsednika;

Verliehen durch den Bundespräsidenten

 

2007

Der Klagenfurter Verleger Lojze Wieser ist mit dem Dositej-Obradovic-Preis ausgezeichnet

Nagrada Dositej-Obradović za zasluge izdaje srbske literature

Lojze Wieser erhält Dositej-Obradovic-Preis

2010 Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2010

 

2014

Pro Cultura Hungarica Emlékplakett. Elismerést Adományozom. Emberi Eröforrások Minisztériuma

 

2015

Bruno-Kreisky-Sonderpreis für verlegerische Leistungen

 

Zlatna Penkala Top Journalist Award – GOLDEN PEN – GRAND PRIX 2014, (gemeinsam mit Martin Traxl)

 

2016

Nominiert zum: BOB LETA 2016, Večer, Maribor

Niminacija BOB LETA 2016

Lojze Wieser z izjavo »Spodaj proti zgoraj; mesta proti podeželju; bogati proti revnim; odprtost proti zaprtosti; globalnost proti regionalnosti. Krivdo naprtijo prišlekom – in tako se svet vrti naprej. Srd in jeza se stopnjujeta.«

 

2017

Sonderpreis im Rahmen des Prix Prato 2017

Prix Prato Kulinarikjournalismus:

»Der Geschmack Europas«, TV-Serie, ORF, Präsentation & Buch: Lojze Wieser, Regie: Martin Traxl, 4 Folgen (Sizilien, Südoststeiermark, Böhmen, Der dänische Süden), 2016.

 

2017 Ehrenurkunde der Landeshauptstadt Klagenfurt

 

2018+2019

Prix Prato 2019 Kulinarikjournalismus (TV)

ÖSTERREICHISCHER RUNDFUNK, ORF

»Der Geschmack Europas«, Staffel 2018, (»Der portugiesische Alentejo« (1/2018), »Wales« (2/2018), »Bregenzerwald« (3/2018))

 

Prix Prato 2019 Kulinarikjournalismus (Print)

Wieser Lojze u. a., Der Geschmack Europas II, ORF/Wieser Verlag

 

2018

Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark

Najvišj kulturno štajersko odlikovanje za zasluge Štajerske

 

2018 für das Jahr/za leto 2017

Weltmeistertitel »Gourmand World Cookbook Award – Best TV Celebrity Chef / Europa« für das Buch »Der Geschmack Europas« Bd. 1

Mesto svetovnega prvaka v kategoriji knjige/televizijski dokumentarci si je leta 2017 priboril s serijo Okus Evrope 1,

 

2019 für das Jahr/za leto 2018

Vize-Weltmeistertitel »Gourmand World Cookbook Award – Best TV Celebrity Chef / Europa« für das Buch »Der Geschmack Europas« Bd. 2

Mesto podprvaka z nadaljevanjem Okus Evrope 2, obe gastronomsko-kulturni seriji predvajata postaji ORF 2 in 3sat.

 

2019:

Corps Touristique Ehrenpreis

Častna nagrada 2019

 

Erfinder des Titels »Tage der Alpen-Adria-Küche« und der Mitinitiator der Veranstaltungsreihe seit 2018 in Klagenfurt/Celovec; »Spiritus Rector« lt. Helmuth Micheler, Direktor von visitiklagenfurt

 

2020 für das Jahr/za leto 2019

Best in the World – Food & Drink Culture

für das Buch / za knjigo: Geschmackshochzeit / Il matrimonio del gusto / Svatba okusov. Die Vermählung der Alpen und Adria / L’unione di Alpi e Adria / Poroka Alp in Jadrana

Prix Prato Bronze für die Filmreihe »Der Geschmack Europas«

 

2021

 

6.7.2021 Großes goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten

 

Best in the World – Food & Drink Culture

für das Buch / za knjigo: Geschmackshochzeit 2 / Il matrimonio del gusto 2 / Svatba okusov 2. Die Vermählung der Alpen und Adria / L’unione di Alpi e Adria / Poroka Alp in Jadrana

100 beste Titel aus 25 Jahren beim Coocbook Award für die Box Geschmack 1–3

 

2022

Zlatna Penkala 2022 (gemeinsam mit Florian Gebauer) für den Film »Der Geschmack Europas – Dalmatien«, in Split

Best Local Cuisine Book – World Cookbook Awards

für das Buch / za knjigo: Geschmackshochzeit 2 / Il matrimonio del gusto 2 / Svatba okusov 2. Die Vermählung der Alpen und Adria / L’unione di Alpi e Adria / Poroka Alp in Jadrana

Best of the Best – Celebrity Chef Book / Europe

für »Der Geschmack Europas«

21.11.2022 Schwentner-Preis / Lebenswerk

für Verlagswesen und Buchhandel in Slowenien

 

 

V. Ausblicke

Es vergehen die Zeiten und es kommen die neuen. Ich habe erlebt an Höhen und Tiefen genug. Im 44. Jahr meines Verleger-Seins lege ich die Zügel in jüngere Hand. Den Kutschbock mach ich frei.

Ich werde den trabenden Pferden nachschauen. Die Kutscherin hat die Zügel fest in der Hand. Sie weiß sie zu halten.

Die Erzählung geht weiter. Die Kutsche wird Neues aufnehmen, wird mit Entlegenem und Nahem beladen, ganz gleich wie beschwerlich der Weg. Die Kutscherin wird bringen, was gelesen werden soll.

Es vergehen die Zeiten und die Uhr bleibt nicht stehen. Ich habe Neuland betreten, hab zur Genüge gefehlt. Doch ohne die vielen stillen Kumpaninnen und Compañeros, die da waren – privat und in Funktion – bei aufkommendem Sturm, ohne die zahlreichen Wortlandstreicher, die dem Entlegenen, dem Anderen und Neuen vertrauten, die halfen und gaben und das rettende Seil zuwarfen und die Kutsche, den Karren wieder und wieder aus dem Graben herauszogen, wären wir oft schon gestrauchelt. Sie alle, und die Leserinnen und Leser, teilten mit uns die Fantasie und vertrauten. Und: Wir alle haben das Hoffen gewagt!

So zogen wir gemeinsam, und haben uns verirrt, auch aus den Augen verloren gar, doch wir alle haben etwas Dauerhaftes geschaffen: die Autorinnen und Autoren, die Übersetzerinnen und Übersetzer, die Lektorenriege, die Artdirektoren und grafischen Künstler, die Drucker und die Vertriebler, Vertreter und die Pressedame, die Kritiker und die Rezensentinnen, die Bloggerinnen und die Paten und Patinnen, die Berater und die Gesellschafter, die Freunde und die stillen Förderer, die Archivare und die Bibliografen und die, die Wälder pflanzten – damit sich die von uns verlegte Literatur tief verwurzelt, sich erneuert, dem Klima trotzt und immer wieder im Frühling neu erblüht.

Und an sie, die mich seit einem Vierteljahrhundert begleitet und aushält, an die Kleinen und dann Großen, erwachsen Gewordenen, längst schon mit den ihren unterwegs – an sie konnte ich mich anlehnen und ich werde mit ihnen mit Vergnügen weiter umherziehen.

Mein Herz ist voll, mein Dank ist von Dauer!

Was bleibt, sind die Bücher, ein Steig zu den Sehnsüchten, verborgen im dichtenden Wort. Kaum einer wird fragen, wie stark denn die Geburtswehen waren. Die Bücher, sie sind von Dauer, sind Teil des großen Erzählens.

Es vergehen die Zeiten. Der Wagen rollt weiter. Die Kutscherin hält die Zügel straff, meist jedoch locker und lässig in der Hand. Das Glück soll sie in wandelnden Zeiten begleiten.

Die Veränderung lebt. Die Konstante des Seins, die Erzählung, die bleibt. Sie erneuert sich – ewig.

Das möchten wir feiern!