Lojze Wieser copyright Wieser Verlag

Der Wieser Verlag in Klagenfurt etabliert ein neues Modell der Verlagsförderung: die Buchpatenschaft.  Für einen Betrag zwischen 1.000 und 10.000 Euro ermöglichen Buchpaten die Realisierung einzelner Novitäten. Für die boersenblatt.net-Sonntagfrage erläutert Verleger Lojze Wieser die Idee: Wie sieht das Procedere der Buchpatenschaft aus – und gibt es bereits erste Erfolge?

„Angeregt worden bin ich durch ein branchenfremdes Unternehmen: Den Schuh– und Möbelhersteller Heinrich Staudinger, dem die Bank trotz schwarzer Zahlen keinen Kredit geben wollte – daraufhin hat er sich von privaten Sparern gegen eine Verzinsung von vier Prozent drei Millionen Euro geborgt, um neue Lagerräume und Fotovoltaikanlagen errichten zu können. Im Gespräch mit ihm habe ich mir überlegt: Wie könnte so etwas mit Büchern gehen?

Im Herbst habe ich 26 Personen angeschrieben, denen ich jeweils einen Titel aus unserem nächsten Programmvorgeschlagen habe, und gefragt: Würden Sie diesen Titel durch eine Buchpatenschaft unterstützen? Angeboten hatte ich im Angedenken der Erfinder der ältesten slawischen Schrift eine Kyrill-und-Method-Patenschaft für 1.000 Euro, eine Alma-Karlin-Patenschaft für 2.500 Euro zu Ehren der in zwölf Sprachen parlierenden Reiseautorin, eine Primož-Trubar-Patenschaft für 5.000 Euro zu Ehren des Verlegers des ersten slowenischen Buchs und eine Gutenberg-Patenschaft für 10.000 Euro. Allerdings wird kein Buchtitel überfinanziert: Gibt es zuviel Interesse für ein einziges Buch, schlagen wir andere Titel vor.

Jede Patenschaft wird im jeweiligen Buch namentlich und sichtbar erwähnt, es erfolgt eine prominente Nennung in der nächsten Verlagsvorschau, der Pate bekommt eine von Autor und Verleger signierte Urkunde und wird zu einem Verlagsfest eingeladen. Bei der Platin-Buchpatenschaft darf der Pate mit einem Dutzend Freunden und Bekannten kommen, ich koche für alle, lese vor, diskutiere. Doch, ich denke, ich kann ganz passabel kochen und auch darüber schreiben, wie meine Kochbücher zeigen; erst vergangenen Freitag bin ich auf der Wiener Tourismusmesse für einen erkrankten Koch eingesprungen und habe eine kleine Koch-Show hingelegt, nachdem am Vortag Alfons Schuhbeck gekocht hatte.

Mehr als die Hälfte der von mir angefragten Personen hat spontan gesagt: Da mache ich mit! Darunter sind engagierte Leser, Professoren, Kaffeehausbesitzer, Beraterinnen, ein Chefredakteur, aber auch Unternehmen wie die Strabag oder Politiker wie EU-Kommissar Johannes Hahn, EU-Vizepräsident Hannes Swoboda und Tschechiens Außenminister Karel zu Schwarzenberg, denen es wichtig ist, dass unsere Art der Literatur weiter verlegt wird.

Denn die finanziellen Nöte werden ja rasch zu kulturellen Nöten. Nach 1989 waren alle glücklich, dass sich die Räume zwischen Ost und West und in unserem Falle besonders zwischen Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn etc. geöffnet haben. Inzwischen kapseln sich aber viele Länder und kulturelle Institutionen wieder ab, wollen lieber alleine als gemeinsam agieren, was uns das Verlegen hervorragender Literatur gerade im Hinblick auf Übersetzungsförderungen ziemlich schwer macht.

Es gibt die schöne Sentenz „Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein kleines Lichtlein her“ … Im vergangenen Jahr haben wir den Verlag nach fast 25 Jahren vor der Insolvenz finanziell noch einmal neu aufgestellt und in eine GmbH umgewandelt – vorher war der Verlag ein Einzelhandelsunternehmen, da lag alles auf meinen Schultern. Den Gesellschaftern ist es wichtig, dass unsere Art von Literatur, die nicht stromlinienförmig, nicht massenkompatibel ist, weitergeht, aber wir brauchen eben dazu eine dauerhafte ökonomische Basis. Die Buchpatenschaft ist eine Fördermöglichkeit, die uns wieder Spielraum gibt, und sie scheint die Leute anzusprechen. Den ersten Paten geht es gar nicht darum, groß genannt zu werden, im Gegenteil, sie sagen meistens: Platziert doch die Nennung bitte unauffällig. Denen geht es um die Literatur, was mich natürlich riesig freut. Und es ermöglicht den Austausch zwischen den benachbarten Kulturen. Das möchte ich auch durch unser Verlagsfest zeigen, zu dem die Buchpaten alle eingeladen sind: Das erste findet Ende April in Istrien statt, 2014 könnten wir zu den Sorben nach Bautzen gehen, 2015 zu den Zipsern in die Slowakei.“

20.01.2013Die Sonntagsfrage http://www.boersenblatt.net/590893/