Petraca-Preis 2012

Der mit 20.000 Euro dotierte Petraca-Preis für europäische Literatur wurde am 23. Juni in Marbach zu gleichen Teilen an den sorbischen Dichter Kito Lorenc (im Bild) und den Serben Miodrag Pavlovic verliehen.
Die von Verleger Hubert Burda gestiftete Auszeichnung soll AutorInnen, „die trotz ihrer Bedeutung für ihre heimatliche Literatur in Deutschland nicht ihrem Rang gemäß wahrgenommen werden“, eine breitere Aufmerksamkeit sichern. Dies verdienen die beiden diesjährigen Preisträger in besonderer Weise, so die Jury, der der Dichter Peter Handke, Schriftsteller und Kritiker Peter Hamm, Autor und Manuskripte-Herausgeber Alfred Kolleritsch sowie Schriftsteller und Verleger Michael Krüger angehören.

Der 74-jährige Lorenc habe sich, so sagte Peter Handke in seiner Laudatio, eine kindliche Lust am dichterischen Spiel bewahrt. In seiner Lyrik feiere er die bedrohte Kultur und Sprache der Sorben und seine Heimat, die Landschaft der Oberlausitz – eine Region, die Handke selbst besonders liebt. Zuletzt erschienen von Lorenc im Klagenfurter Wieser Verlag Nach Morau, nach Krokau. Gereimtes und Ungereimtes für Kinder und Enkel (2011) sowie der Gedichtband Erinnerung an eine Nacht im Freien (2009).

Auch das Werk des 1928 in Novi Sad geborenen Miodrag Pavlovic sei entscheidend geprägt vom Verlust der Heimat, erläuterte Peter Hamm in seiner Lobrede. Der Moment, in dem Pavlovic beschloss, zum Dichter zu werden, sei exakt bestimmbar: Es ist der April 1941, als der geflohene 13-Jährige mitansehen musste, wie deutsche Bomber seine Heimatstadt Belgrad zerstörten. Kriegserfahrung, Verlustangst und Trauer prägen Pavlovics Werk. Deutlich herauszulesen sind sie aus seinem Erinnerungsroman Die Bucht der Aphrodite (Suhrkamp) von 2000, dieser, so Hamm, „unerhört vielschichtigen Rhapsodie“.

Foto: Hubert Burda Media/Heider-Sawall