Maikan

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Autor: Michel Jean

Übersetzung von: Michael von Killisch-Horn

Hardcover
mit Lesebändchen

ISBN: 978-3-99029-539-7

Kategorie:
Beschreibung

Während mehr als eines Jahrhunderts waren die zentralen Ziele der kanadischen Politik gegenüber den Indigenen die folgenden: die indigenen Regierungen eliminieren, die Rechte der Indigenen ignorieren, die geschlossenen Verträge beenden und mittels eines Prozesses der Assimilation dafür sorgen, dass die indigenen Völker aufhören, als gesetzliche, soziale, kulturelle, religiöse und rassische Entitäten zu existieren. Die Einrichtung und Betreibung der Internate war ein zentrales Element dieser Politik, die man als ‚kulturellen Völkermord‘ bezeichnen könnte.“ (Truth and Recociliation Commission of Canada).

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1996 wurden rund 150.000 Kinder in etwa 139 kirchlichen Internatsschulen (davon 10 in Québec), deren Ziel es war, den „Indianer im Kind zu töten“, „zivilisiert“. Der Roman erzählt das Schicksal von drei jungen Innu, Marie, Virginie und Thomas, die im August 1936 ihren Familien entrissen und mit dem Flugzeug in das 1000 km entfernte Internat Fort George in der James Bay gebracht wurden, wo es ihnen verboten war, ihre Sprache zu sprechen, sie nur noch eine Nummer waren und hilflos brutalen Übergriff en und sexuellem Missbrauch von Seiten der Mönche und Nonnen ausgesetzt waren, die sie „Wölfe“ (maikan) nannten. 2013 entdeckt die Anwältin Audrey Duval, die nach überlebenden ehemaligen Internatsschülern sucht, damit sie die Entschädigung bekommen, die die kanadische Regierung ihnen bewilligt hat, dass ihre Namen spurlos aus dem Indianerregister verschwunden sind. Mit Hilfe des alten Nakota „Jimmy“, der obdachlose Indigene mit Essen versorgt, macht sie Marie in einem abgelegenen Dorf im äußersten Osten Québecs ausfindig, wo sie als völlig verwahrloste Alkoholikerin lebt, und erfährt von ihr die ganze Geschichte.

Michel Jean wendet sich in seinem erstmals 2013 erschienenen Roman einer der finstersten Perioden der Geschichte Kanadas zu, die bis heute nicht wirklich aufgearbeitet ist. Durch die Funde von gut 1000 Überresten von Leichen indigener Kinder in Massengräbern in der Nähe ehemaliger Umerziehungsinternate 2021 und Anfang 2022 bekommt dieser erschütternde Roman noch einmal eine neue Aktualität und Brisanz.

Bewertungen (1)

1 Bewertung für Maikan

  1. Herwig Oberlerchner

    Michel Jean ist einer jener indigenen Autoren Kanadas, der sich am eindrücklichsten mit einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte Nordamerikas auseinandersetzt. Ab den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts werden tausende Kinder Ihren Eltern abgenommen und in entfernt gelegene Internate gesteckt, um das „Indianische“ in ihnen auszutreiben und sie zu „zivilisieren“, die Eltern und Stämme seien dazu nicht in der Lage, sie seien zu „primitiv“ und ungebildet. In diesen Institutionen werden die Kinder erniedrigt und gequält, „schwarze Pädagogik“ ist Alltag, die Kinder dürfen ihre Sprache nicht mehr sprechen, sind zusätzlich körperlicher und sexueller Gewalt durch die Nonnen und Mönche, von den Kindern „maikan“ – Wölfe genannt, ausgesetzt. Schlechte Ernährung, unbehandelte Infektionen und brutale Strafen führen auch zum Tod vieler Kinder, erst kürzlich wurden Massengräber in der Nähe dieser Anstalten entdeckt. Audrey Duval vertritt ehrenamtlich als Anwältin die jetzt erwachsenen Kinder, erzählt Michel Jean, drei fehlen noch auf ihrer Liste derer, denen sie zu Recht und (auch finanzieller) Wiedergutmachung verhelfen will. Zwei davon kann sie finden. Diese Spurensuche ist bedrückend, führt in ekelhafte seelische Abgründe von Menschen, die vorgeben Kindern helfen und sie zu Christen machen zu wollen und beschreibt den Leidensweg schwer traumatisierter Menschen und deren Kampf ums Überleben.

    Der Wieser-Verlag ist nun Herausgeber der Bücher Jeans. Ich gratuliere zu dieser Entscheidung und empfehle das Buch dringend zur Lektüre.

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