WIESER ENZYKLOPÄDIE DES EUROPÄISCHEN OSTENS Band 12

Kontinuitäten und Brüche: Lebensformen – Alteingesessene – Zuwanderer von 500 – 1500

ca. 800 Seiten, klassisches Lexikonformat 17,5 x 24,6 cm, Balacron-Halbleinenband mit Goldprägung und farbigem Rückenschild, Farbschnitt

EUR 145,00 / sfr 241,00

Subskription EUR 99,00 / sfr 167,00

Der erste Themenband der Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens (WEEO), der unter dem Titel Europa und die Grenzen im Kopf den Einstieg in die Themenreihe der Enzyklopädie bildete, hat an zahlreichen Beispielen gezeigt, dass Europa sich definitorisch nicht fassen lässt: Vordergründig nach „objektiven“ Kriterien vorgenommene Grenzziehungen und Definitionen sind letztlich immer Ausdruck einer bestimmten (Wunsch-)Vorstellung von Europa – und damit impliziert auch einer bestimmten Vorstellung von Europas „Anderem“, sei es nun „der Orient“, „Asien“, „Osteuropa“ oder „der Balkan“. Dies ist der Ausgangspunkt des zweiten Themenbands.

Themenband II der WEEO mit dem Titel „Kontinuitäten und Brüche: Lebensformen – Alteingesessene – Zuwanderer“ befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Zeitraum von etwa 500 bis 1500. Die zweite Hälfte des ersten und die erste Hälfte des zweiten Jahrtausends nach Christus brachten für das östliche Europa eine völlig Neugestaltung der ethnischen Landschaft mit sich. Es ist dies die Zeit der großen Wanderungen, duch die sich „Asien“ mit seinen spezifischen Lebensformen weit nach „Europa“ verschob und dieses mitgestaltete.

 

Gramshammer-Hohl Dagmar, geboren 1971, Studium der Slawistik und Romanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz, Studienaufenthalte in Moskau und Rouen. Forschungsschwerpunkte: Alters- und Geschlechterforschung; Trägerin des Prof.-Paul-Petry-Preises für Alterswissenschaften. Sie war von 1997 bis 1998  Vertragsassistentin am Institut für Slawistik Graz, von 1998 bis 2000 Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und arbeitete als Projektassistentin der Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens an der Abteilung für Südosteuropäische Geschichte in Graz. Seit 1997 ist sie Lehrbeauftragte für Literatur- und  Kulturwissenschaft am Institut für Slawistik in Graz.

Kaser Karl, geboren 1954, Studium der Geschichte und Slawistik an der Karl-Franzens-Universität Graz. Er ist seit 1980 am Institut für Geschichte, Abteilung Südosteuropäische Geschichte der Universität Graz in Lehre und Forschung tätig. 1985 habilitierte er sich aus dem Fach Südosteuropäische Geschichte, 1991 erhielt er eine Gastprofessur an der University of Minnesota at Minneapolis. Seit 1996 ist er ordentlicher Professor für Südosteuropäische Geschichte am Institut für Geschichte in Graz und seit 1998 Direktor des Center for the Study of Balkan Societies and Cultures (CSBSC). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich historisch-anthropologischer Fragestellungen, der historischen Familienforschung sowie der EU-Erweiterung.

Piskorski Jan M., Studium der Geschichte, des Archivwesens sowie verschiedener Aspekte der klassischen und slawischen Philologie in Posen,1976 bis 1979, und Göttingen 1988-1989. Professor für vergleichende Geschichte Europas an der Universität Stettin, Chefredakteur bei Poznariskie Towarzystwo Przyjaciöl Nauk (PTPN), Vizepräsident der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission der UNESCO, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates des Deutschen Historischen Instituts in Warschau. 1997 Gastprofessuren an den Universitäten Mainz und 1998 in Halle an der Saale. 2003-2004 Gastmitglied des Institute of Historical Research der Universität London UCL. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich allgemeiner Migrations- und Kolonisationsprozesse und ethnischer Entwicklungen, des Mittelalters, der Wissenschaftsgeschichte, der deutsch-polnischen Beziehungen und der Geschichte Pommerns. Er ist Drehbuchautor und Autor von Lehrfilmen für das Fernsehen.

 

Vogel Elisabeth, Studium der Slawistik und Neueren und Neuesten Geschichte in Freiburg im Breisgau und Sankt Petersburg. Von 2000 bis 2003 war sie Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 541 Identitäten und Alteritäten an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 2003/2004 war sie Projektassistentin der WEEO an der Abteilung für Südosteuropäische Geschichte in Graz. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschlechterforschung für den russischen Kulturraum und der Cultural Studies. Sie promovierte zu den Wechselbeziehungen der Kategorien Gender und Nation in den Werken Nikolaj Karamzins und Anna Buninas.

Inhalt
Vorwort
Karl Kaser, Jan M. Piskorski, Dagmar Gramshammer-Hohl. Einleitung

I. Hinführung
Hansjörg Küster, Peter Csorba, Thede Kahl, Renata Sostaric, Jörg Stadelbauer: „Machet euch die Erde untertan!“ Die Menschen in ihrer Auseinandersetzung mit der Natur
Walter Pohl: Ein Jahrtausend der Wanderungen, 500-1500

II. Siedlungsformen und Dorfstrukturen vom frühen Mittelalter bis zur Neuzeit
Robert J. Bideleux: Einleitung: Unterscheidungen innerhalb von Unterschieden
Robert J. Bideleux: Siedlungsformen der Ostslawen
Tamds Hoffmann: Siedlungsverhältnisse in Ostmitteleuropa
Robert J. Bideleux: Siedlungsformen und Dorfstrukturen im südöstlichen Europa
Robert J. Bideleux: Epilog: Wie sich die Wege von Ost- und Westeuropa trennten

III. Alteingesessene und Zuwanderer 500-1500: Die Frage nach ihrem Zusammenleben
Jan M. Piskorski: Einleitung: Mittelalterliche Migrations-, Kolonisation- und Assimilationsprozesse

1. Die Periode der sogenannten Völkerwanderung und das frühe Mittelalter, 500-1000
Tivadar Vida: Slawen, Awaren, Bulgaren, Chasaren, Madjaren und andere Steppenvölker in Pannonien und am Schwarzen Meer
AlexanderAvenarius: Die Völker der Balkanhalbinsel im frühen Mittelalter Lech Leciejewicz: Skandinavier und Slawen an der Ostsee und in der Rus‘ Jukka Jari Korpela: Balten, Finnougrier und Slawen im nordöstlichen Europa Przemyslaw Urbaüczyk: Fremde Anführer bei den frühen Slawen Sebastian Brather: Conclusio: Einheimische und Fremde im mittleren und östlichen Europa

2. Interethnische Beziehungen im Hoch- und Spätmittelalter, 1000-1500 Antony Eastmond: Schwarzmeergriechen, Armenier, Georgier und andere Kaukasusvölker
Jözsef Laszlovszky, Andrds Kubinyi: Völker und Kulturen im mittelalterlichen Ungarn
Winfried Schich: Slawen und Deutsche im Gebiet der Germania Slavica Tomasz Jurek: Polnische, tschechische und deutsche Ritter in Schlesien Jan Tyszkiewicz: Tataren (Mongolen) in der Rus‘, in Litauen und in Polen Christian Lübke: Conclusio: Mittelalterliche Assimilations- und Akkulturationsprozesse

3. Die Multiethnizität der Städte im Hoch- und Spätmittelalter, 1000-1500 Hanna Zaremska: Juden im mittelalterlichen Krakau
Deyan Dimitrov Kolev, Teodora Krumova: Die ersten Roma in der Umgebung von Balkanstädten
Dieter Ludwig. Die Ethnienkolonien in der chasarischen Hauptstadt Itil an
der Wolga
Jerzy Wyrozumski: Völkergruppen im mittelalterlichen Lemberg
Ilgvars Misäns: Deutsche und ihre Nachbarn in den Hansestädten des östlichen Ostseeraums
Christian Lübke: Conclusio: Ethnische Gemeinschaften als Bestandteile von städtischer Gesellschaft und Topografie
Jan M. Piskorski: Schluss: Ethnischer Wandel im mittelalterlichen Ostmittel-und Osteuropa

IV. Historisch-anthropologische Verortungen
Karl Kaser: Patriarchen, Machos und Beamte: Varianten europäischer Sozialbeziehungen

V. Epilog
Jukka Jari Korpela: „Nationen“ und „Stämme“ im mittelalterlichen Osteuropa: ihre Bedeutung für die Konstituierung eines nationalen Bewusstseins im 19. Jahrhundert