Roman
ca. 250 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
EUR 21,00 / sfr 35,50

„Struldbrugs“ heißen bei Jonathan Swift jene Unsterblichen, denen Gulliver auf seiner dritten Reise auf einer Insel im Pazifischen Ozean begegnet. Alternde Unsterbliche bis in alle Ewigkeit, kein erfüllter Menschheitstraum, sondern ein jammervoller und erbärmlicher Albtraum. Um die Unsterblichkeit geht es auch bei Brauner. Sein Buch handelt vom Altwerden und Altsein, vor allem aber davon, wie Staat und Gesellschaft mit der wachsenden Zahl der Alten fertig zu werden versuchen … nicht ohne Grausamkeit und mit fataler Wiederholung der Praxis unseliger, relativ junger Vergangenheit. Am Lebensabend des Helden dieser Geschichte voller Höhenflüge und Abstürze erfüllt sich, was — in welchen Metamorphosen auch immer — früher oder später jedem von uns bevorstehen mag.

 

Aus dem Buch
Das dritte Jahrtausend war schon in sein zweites Jahrzehnt getreten, da konstatierte unser Held an sich eine seltsame Veränderung. Das heißt, er registrierte genau das Gegenteil: das Ausbleiben von Veränderungen, wie sie seinem Alter — er war eben siebzig geworden — zugekommen wären und wie sie alle anderen Gleichaltrigen auch mehr oder minder heftig, mehr oder minder dicht trafen … Aber alles in allem: Der unübersehbare Tat- oder besser gesagt Datenbestand seines Alters blieb seltsam folgenlos, als hätte er (oder ein anderer) nur einen Film im Kino zu sehen bekommen oder einen medizinischen Thriller im Fernsehen. Und dann geht man aus dem Saal oder dreht die Flimmerkiste ab und streift alles ab, was man zuvor gesehen und miterlebt hat, weil es eben anderen zugekommen ist, denen auf der Leinwand oder in der Braun’schen Röhre — nicht einem selbst!

Ernst Brauner, 1928 in Wien geboren. Studium der Philosophie, Germanistik, Theaterwissenschaften; Dissertation Zur Asthetik des Films. Drei Ehen, fünf Kinder. Brotberuf in der Medienbranche (Redakteur, Verlagsleiter). Veröffentlichungen: Lyrik (Frauen), Romane (Die Schalen des Zorns), Theater (Oratorium für Wölfe, Rosenbaum. König der Juden), Fernsehproduktionen (Das Kreuz, Der Kardinal).

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Ernst Brauner verleiht diesem pessimistischen Szenario einen erzählenden Tonfall, der stellenweise so wirkt, als käme er aus einer weit zurückliegenden Vorvergangenheit. Und manchmal hört man diesen Erzähler regelrecht zum Leser sprechen, denn er macht ihm gegenüber immer wieder Andeutungen, Vorgriffe und Kommentare, geschickt genug allerdings, um ihn mit einigen überraschenden Wendungen in dieser als Chronik getarnten Parabel zu überaschen. Man ist fast erleichtert, dass das Sciene-Fiction-Artige und Verschwörungstheoretische in den Struldbrugs schwerer wiegt als der Wirklichkeitsbezug, so brisant das Thema auch ist.

Madeleine Napetschnig, Die Presse