Prosa kroatisch/deutsch
Aus dem Kroatischen von Klaus Detlef Olof
ca. 160 Seiten, gebunden, Klebebindung, Lesebändchen
In Cooperation mit der Bank Austria Creditanstalt.
Eine Kindheit in den Weiten Slawoniens, voller Wissbegier und Forscherdrang, zugleich empfindsam und schwärmerisch, voll staunender Andacht vor den Mythen der Ebene, eine Schulzeit zwischen Kühehüten und Pfarrersbibliothek, voll ungewohnter Bilder aus der Grammatik der Jahreszeiten, die Formierung eines intellektuellen Geistes und das erste nostalgische Bewusstwerden unwiderbringlicher Vergangenheit — Andrics Simurg macht uns Mut, unsere eigene Prägung in Kindheit und Jugend zu hinterfragen.
Aus dem Buch:
Gledao sam meso svojih ruku i mislio: ovo ce meso jednog dana strunuti. Neka jeza prolazila me od te spoznaje. Njena izvjesnost nije ostavljala nikakva mjesta sumnji, nikakava utocišta za nadu. Od pocetka sam shvatio da nemam nikakvih izgleda. Osjecaj nemoci i poraza bio je tako potpun da sam u njemu pronalazio, s onu stranu straha i boli, neku sveobuhvatnu utjehu. Sklapao bih oci i ležao nauznak, bez ijedne kretnje, kao što na odru leže mrtvaci. Zamišljao sam da sam vec umro, da sam izložen pogledima drugih, sám ne osjecajuci i ne znajuci ništa. Svijet koji živi dalje, zaokupljen sobom, bez mene, zauvijek.
Ich betrachte das Fleisch meiner Hände und dachte: Dieses Fleisch wird eines Tages verwesen. Zorn überkam mich bei dieser Erkenntnis. Ihre Unabänderlichkeit ließ keinerlei Platz für den Zweifel, keinerlei Zuflucht für die Hoffnung. Von Anfang an begriff ich, daß ich keine Chance hatte. Das Gefühl der Schwäche und Niederlage war so vollständig, daß ich in ihm, jenseits von Angst und Schmerz, einen alles umfassenden Trost fand. Ich schloß die Augen und lag da auf meinem Rücken, ohne jede Bewegung, so wie Toten auf der Bahre liegen. Ich stellte mir vor, ich wäre schon gestorben, ich wäre den Blicken der anderen ausgesetzt, ohne selbst etwas zu empfinden und etwas zu wissen. Die Welt lebte weiter, mit sich selbst beschäftigt, ohne mich, für immer.
Stanko Andric: geboren 1967 in Strizivojna, Kroatien. Studium der lateinischen und französischen Philologie in Zagreb und Geschichte des Mittelalters in Budapest. Zurzeit erforscht er am Historischen Institut Zagreb die mittelalterliche Kirchengeschichte Slawoniens. Er publizierte drei Essaybände und zwei Bände mit historischen Studien. „Simurg“ ist sein erstes belletristisches Werk. Klaus Detlef Olof: geboren 1939, lebt in Klagenfurt. Studium in Hamburg und Sarajevo; unterrichtet seit 1973 an den Universitäten Klagenfurt, Graz und Wien südslawische Literaturen sowie Theorie und Praxis literarischen Übersetzens. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Bosnischen, Kroatischen, Serbischen, Slowenischen, Bulgarischen und Makedonischen.
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Pressestimmen
Im Jahr 2006 haben Bank Austria, Kulturkontakt Austria und der Wieser Verlag den Bank Austria Literaris ins Leben gerufen. Ziel der Auszeichnung, die alle zwei Jahre vergeben wird, ist es, Werken von Autorinnen und Autoren aus dem Osten und Südosten Europas im deutschsprachigen Raum Gehör zu verschaffen und so auf die spannende, literarische Vielstimmigkeit dieser Region hinzuweisen.
Diesem Ziel wird Rechnung getragen, indem die drei Siegertitel ins Deutsche übersetzt und im Wieser Verlag publiziert werden.