156 Seiten, gebunden, Prägedruck, bedruckter Vor- und Nachsatz, Lesebändchen
EUR 9,90/ sfr 17,70

 

Deutsche Ausgabe ISBN 3 85129 346 0 „Santoninos Kost“

Italienische Ausgabe ISBN 3 85129 437 8 „A tavola con Santonino“

Slowenische Ausgabe ISBN 3 85129 436 X „Santonino – Srednjeveske jedi“

Ein Ausflug in die letzte wirklich exotische Küche – die des Mittelalters.

ZUM BUCH
Auf den Spuren von Paolo Santonino durch die mittelalterlichen Küchen des Alpen-Adria-Raumes. Erleben Sie das »Lebensgefühl Mittelalter« in Originalrezepten und Nachkochungen – mit »Santoninos Kost«. 1485 – das Jahr, in dem der Italiener Paolo Santonino seine einzigartigen Tagebücher zu schreiben begann. Heute zählen sie unbestritten zu den wichtigsten Quellen der mittelalterlichen Alltagskultur des Alpen-Adria-Raumes. Zwischen Friaul, Kärnten und Krain beschreibt Santonino eine lebenspralle Zeit mit ihren Eßgewohnheiten und Gerichten. Santonino reiste »Business Class«, und seine Geschäftsessen reichten von Luxusmenüs der gehobenen kontinentalen Küche Europas bis zu schlichten Lunchpaketen aus regionalen Spezialitäten. Umso größer war die Herausforderung, jene Rezepte zu finden, nach denen für Santonino gekocht wurde und sie für die Leserschaft des 21. Jahrhunderts zu interpretieren. »Santoninos Kost« nähert sich dem mittelalterlichen Lebensgefühl auf spielerisch verführende Art – in Anleitungen zum Nachkochen und in kleinen Vignetten, die von mittelalterlichen Kochgeheimnissen und Speisesitten erzählen. Und dazwischen melden sich zeitgenössische Kulinariker zu Wort …

LESEPROBE

Aus dem Reisetagebuch des Paolo Santonino von 1485 Gegen Abend des 30. Oktober – es schneit schon seit mehreren Tagen – steigen der Bischof von Caorle und sein Begleiter Paolo Santonino im Schloß Khünegg in Egg bei Hermagor ab, im Palast bzw. dem schönen und wohl ausgestatteten Schloß des edlen Herrn Gandolf bei Khünburg. Dieser ist Burghauptmann in Federaun bei Villach im Dienste des ehw. Herrn Bischofs von Bamberg. In Gesellschaft der Burghauptleute von Goldenstein, Priessenegg und Kühnburg nehmen sie in einer mit wunderbaren Hölzern ausgetäfelten Stube das Abendessen ein. Bei der Tafel wurde geboten: erstens Brathühner, Rebhühner und Lammrücken, zweitens gesottene Hühner in Suppe, drittens Fische aus dem Presseggersee ohne Suppe, viertens ausgezeichnetes Kraut mit Speck, fünftens Gepfeffertes, heiß und suppig mit Hühnerklein, sechstens Pfannkuchen mit sauren Äpfeln, siebentens Fleisch von jungen Lämmern in Suppe, achtens Gerste in dicker Fleischsuppe, neuntens Äpfel, Birnen, Käse und grüne Nüsse, dazu schneeweißes Brot und Wein so klar, daß er von Wasser nur durch den Geschmack zu unterscheiden war. Pfannkuchen mit sauren Äpfeln Ein Rezept für das von Santonino erwähnte sechste und wohl in ganz Europa weitverbreite Gericht »Pfannkuchen mit sauren Äpfeln« findet sich bereits im ältesten mittelhochdeutschen Kochbuch, im »buoch von guter spise« (14 Jh.). Dort nennt es sich Ein cluoge spise, »ein schlaues Gericht«.

Eine erprobte Nachkochungs-Variante geht folgend: Zutaten: Teig: 100 g griffiges Mehl, 4 Eier, 2 EL Semmelbrösel, 1 dl Weißwein, 1 dl Wasser, Salz, Butter und/oder Schweineschmalz Fülle: 4 mittelgroße saure Äpfel, 1 EL Butter, 6 EL Semmelbrösel, Zimt und Zucker nach Geschmack Zubereitung: Die Eier schlagen, mit einem Schneebesen Mehl und Semmelbrösel einrühren, Wein, Wasser und etwas Salz hinzugeben und gut aufschlagen; eine Stunde ruhen lassen. In einer Pfanne 1 TL Butter und einen TL Schweineschmalz erhitzen. Einen Schöpflöffel Teig hineinschütten, sofort über den ganzen Pfannenboden schwenken und auf beiden Seiten goldbraun backen. Die dicken »Palatschinken« auf einem Teller stapeln und warmhalten. Daneben die Äpfel schälen und blättrig schneiden. Diese mit den kurz in heißer Butter geschwenkten Semmelbröseln und dem Zimt verrühren. Die Fülle mit einem Löffel auf die Pfannkuchen geben, zur Hälfte einschlagen und nochmals kurz in Butter anbraten. Heiß servieren und nach Geschmack mit Puderzucker bestreuen.

Barbara Maier Geboren 1961. Studium (Germanistik, Kunstgeschichte). Lebt als Vermittlerin von Wissenschaft und Kulturgeschichte in Unterkärnten. Einige Aufsätze, kleine Preise. Bemüht sich seit 1989 um die Erhellung des finsteren Mittelalters. Ißt, liest und redigiert gerne. Wundert sich immer wieder über das Phänomen, von einem einzigen mittelalterlichen Gericht 15 verschiedene Geschmacksinterpretationen serviert zu bekommen.

Hans Gerold Kugler Geboren 1962. Studium (Medävistik, Kulturgeschichte). Lebt als Autor, Werbetexter und PR-Berater in Oberkärnten. Diverse Veröffentlichungen; 1998 1. Siemens-Literaturpreis. Tritt seit 1985 für ein userfreundliches Mittelalter ein. Kocht, liest und schreibt gerne. Freut sich immer wieder über die Möglichkeit, aus einem einzigen mittelalterlichen Rezept 15 völlig verschiedene Gerichte zu bereiten.

 

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