Georgien im Wandel

Reportage
Zweite erweiterte Auflage

350 Seiten, broschiert

EUR 18,80/sfr 33,20

ISBN-10 3-85129-611-7

EAN 9783851296112

Zum Autor

Fried Nielsen , geboren 1961 im Christian-Albrechts-Koog (Nordfriesland/Schleswig-Holstein, Deutschland), Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Bonn und München, Aufbaustudium am Institut d’Etudes Politiques, Paris. 1988 Eintritt in das Auswärtige Amt, seit August 2004 Leiter des Arbeitsstabes Kultursponsoring und private Stiftungen.

Veröffentlichungen: Deutsch in Georgien (Bamberg 1995), Wind, der weht – Georgien im Wandel, (Erstausgabe, Frankfurt am Main 2000).

Zum Buch

Fried Nielsen lädt den Leser ein, ihn auf seinen zahlreichen Entdeckungsreisen durch Georgien zu begleiten. Wir reisen an die Küste des Schwarzen Meeres, in einsame Bergdörfer in den Gebirgsketten des Kaukasus. Dabei wirft er den Blick auf Details, beispielsweise wie die Jungen in einen Dorf in Swanetien das Kalb liebevoll beruhigen, bevor es dann doch für das Festmahl geschlachtet wird. Daneben stehen Schilderungen von Begegnungen mit dem georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse genauso wie die Exkursionen zu den verschiedenen Ethnien Georgiens und zu seinen Kulturstätten, insbesondere den vielen Klöstern und Kirchen. Wir erfahren, dass die Samen für die deutschen Tannenbäume aus Georgien kommen, aber auch viel über die Zeitgeschichte der neunziger Jahre. Es ist dem Buch deutlich anzumerken, dass Fried Nielsen zu Land und Leuten eine tiefe Beziehung entwickelt hat. Er beschreibt teils mit leichter Ironie die Lebenseinstellung der Georgier, denen Gastfreundschaft über alles geht, die meisterhaft improvisieren können und gern spontan das Leben genießen. Drei Jahre blieb der Diplomat in Georgien, vorher war er in London und Santiago de Chile. Als er sich zu Beginn seines Aufenthalts über Georgien informieren wollte, musste Fried Nielson feststellen, dass es nur wenig aktuelle deutsche Literatur über die Region gibt. Die interessanten Reiseberichte stammen aus dem vorletzten Jahrhundert. Fried Nielson wollte an diese Tradition wieder anknüpfen, unterhaltsam über die Kultur, die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die Hintergründe informieren.
Birgit Kos, DRadio

Textprobe

»Mineralwasser, Wein oder Wodka?«, fragt sie mich lächelnd.
»Mineralwasser«, antworte ich und deute auf eine grüne Flasche,
auf der »Borjomi Mineral-Water« steht. Ich bin durstig und trinke
hastig das stille Wasser aus dem Plastikbecher, verzerre aber schon
nach dem ersten Schluck mein Gesicht und trinke den Rest nur widerwillig
aus. Das Wasser schmeckt ungewöhnlich schwefelig. Die
meisten Passagiere, fast alle sind Georgier, haben zu georgischem Wein
oder Wodka gegriffen. (….)

Der Pilot hat es plötzlich sehr eilig. Fast senkrecht, so scheint es
mir, steuert er die Landebahn an. Die Rückenlehne meines Vordersitzes
klappt nach vorn und droht mein Abendessen, eiskaltes Hühnchen
mit Reis, das ich nicht anzurühren gewagt hatte, auf den Boden
zu schleudern. Rechtzeitig rette ich es und stelle es auf meinen Nachbarsitz.

Während die leeren Wodkaflaschen auf dem Gang in Richtung
Cockpit kollern, singt der Männerchor mit Inbrunst ein Lied
über »Tbilissi«. Sie sind wohl froh, wieder nach Hause zu kommen.

 

 

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

„In der Tat erfährt man von Fried Nielsen viel über die mehr als 2000-jährige Geschichte eines Landes, das seinen Weg nach Jahren von Bürgerkrieg und wirtschaftlichem Niedergang zurück nach Europa erst wieder finden muss. Der Autor, zuletzt stellvertretender Botschafter Deutschlands in Tiflis, bereiste zwischen 1992 und 1999 fast alle Provinzen der Kaukasus Republik. In flottem Stil bereichtet er – in Form von Tagebuchnotizen – über seine Gespräche mit Politikern in Adscharien oder Abchasien, von seinen Begegnungen mit den Einwohnern eines swanetischen Wehrdorfes oder mit Nachfahren deutscher Familien, die im 19. Jahrhundert aus Schwaben in den Süden des damaligen russischen Zarenreiches ausgewandert sind. All diese bunt zusammengewürfelten, stets in einen geschichtlichen Kontext gebundenen Schilderungen beschreiben den entbehrungsreichen Alltag, der auf dem Gebiet Georgiens lebenden Völker sowie deren Traditionen und Mentalitäten“.
NZZ

 

„Selten habe ich ein Buch gelesen, in dem eigene Erlebnisse, Gespräche, Zusammenkünfte, Besichtigungen – und zwar nicht nur in der Hauptstadt und großen Städten sondern buchstäblich im ganzen Land – so eng und direkt verwoben und verbunden sind mit der Darstellung der Geschichte, der Tradition, der Architektur, der Literatur und der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Probleme wie in Ihrer Schilderung über Georgien“.
Prof. Wolfgang Leonhard im NDR

„Literatur und Kunst haben eine lange und reiche Tradition, die Sprache ist poetisch und kraftvoll, die Landschaft beeindruckend. Georgien ist eine Lesereise wert. Fried Nielsen war lange als Diplomat in Tiflis tätig. In dieser Zeit begegnete er berühmten Zeitgenossen wie Eduard Schewardnadse, entdeckte für sich die Historie des Landes und machte zahlreiche Reisen durch Georgien. Er verliebte sich dabei in Land und Leute. Sein bibliophiles Buch über Georgien ist der Ausdruck dieser Liebe, es stürzt sich lustvoll in die Verästelungen der georgischen Geschichte und zeichnet sympathisierend das Porträt des heutigen Georgiens.“
MDR