Prosa
Originalausgabe 1990
144 Seiten, Englischbroschur, Fadenheftung
EUR 12,50 / sfr 22,90
 
»Die Erzählweise hebt stets auf Körpergesten, vorbewußte Erfahrensweisen ab, … ein parabolisches Erzählen in österreichischer Tradition.«
Radio Bremen 
ZUM BUCH
In E. A. Poes Erzählung »Der Malstrom« gerät ein Boot in einen Meerestrudel. Der Insasse rettet sich, indem er, an ein Wasserfaß gebunden, in den Sog springt …
Dieses Bild kommt einem beim Lesen von Hans Raimunds Prosa »Trugschlüsse« in den Sinn. Die in einem Buch aus der Küchentischlade gefundene, alte Zeitungsmeldung, das eine Wort des blinden Sohnes nach der wortreichen Erzählung des Vaters … wo verbirgt sich das Verhängnis? Was dämmert im Blick zurück, ins Leben, auf das Schreiben, auf Lieben, ins (eigene) Gesicht … ?
In den vorliegenden »Strudelgeschichten« wird im Alltäglichen, in den großen wie kleinen Erlebnissen und Erlesnissen, im »Reden und Tun« ein doppelter Boden, der Schnürboden der Wirklichkeit aufgespürt. Holt den Menschen die Wirklichkeit ein oder verhält es sich umgekehrt? Raimund macht in seiner Kurzprosa nicht einfach kurzen Prozeß mit der Welt, sondern bringt das Darunter und Darüber der Existenz, »Zwänge« und Schauer des Daseins auf den Punkt, keinen Deut auf jene gefälligen Pointen herab, die das Leben nicht schreibt. So jäh etwas kippt, so nach und nach etwas wirkt, in diesen poetischen, den pechschwarzen wie den lichtvollen Etüden kommt es durch die Verdichtung der Sprache und gelungener Verknüpfung unverhoffter Bilder zu geschärfter Wahrnehmung, aus der Zuversicht wächst: »Folg den Fäden. Spring«.
Nach einigen Gedichtbüchern legt Hans Raimund nun ein weiteres Prosabuch vor, das es in sich hat: Seinen jähen Sinn und den »langen geduldigen Blick«.

Hans Raimund wurde am 5. 4. 1945 in Petzelsdorf/Niederösterreich geboren. Schule, Studium in Wien (Musik, Germanistik). 1972-1984 Lehrtätigkeit; Übersiedlung nach Duino bei Triest, wo er als freier Schriftsteller lebt, seit 1993 auch im Burgenland. Erhielt für Übersetzungen (aus dem Italienischen, Französischen) 1991 den österreichischen W. H. Auden Übersetzerpreis, für sein lyrisches OEuvre 1994 den großen Georg-Trakl-Preis. Hans Raimund veröffentlichte bisher vier Gedichtbücher und zwei Prosabände, sowie Beiträge in zahlreichen Literaturzeitschriften und Tageszeitungen.