Projektbericht – Project report – Projektni izvještaj
Deutsch/Englisch/Bosnisch
102 Seiten
53 Abbildungen
EUR 14,80/sfr 25,80
ISBN-10 3-85129-637-0
EAN 9783851296372
Mit Beiträgen von Erhard Busek, Wolfgang Petritsch , Safet Orucevic, Christoph Schönborn, u. a.
Geschichte der Brücke
Im Jahre 1452 wurde in einem historischen Dokument erstmals eine Brücke beschrieben, die in einer Ortschaft »Duo Castelli al ponte Neretua« zwei durch den Fluss getrennte Türme miteinander verbindet.
Da diese an Eisenketten hängende Holzbrücke labil war und aufgrund der Stadtentwicklung dem täglichen Bedarf nicht mehr entsprach, beauftragte Sultan Suleiman auf Wunsch der Bürger von Mostar Mimar (Baumeister) Sinan mit der Planung einer neuen Brücke. Im Oktober 1557 begann dessen Schüler Mimar Hajrudin mit den Bauarbeiten. 1566 konnte er das Bauwerk fertig stellen.
In den Jahren 1676 und 1737 wurden an dem Objekt Sanierungsarbeiten durchgeführt. Hajrudin hat 300 Jahre vor dem Jahrtausendhochwasser von 1860, als der Wasserspiegel auf 53,5 Meter Meereshöhe anstieg, sein Objekt so klug dimensioniert, dass die Brücke auch diesem Hochwasser standhalten konnte. Unter österreichisch-ungarischer Verwaltung wurden an der Brücke einige bauliche Veränderungen vorgenommen, um sie den neuen verkehrstechnischen Anforderungen anzupassen. Die Brücke wurde in den Jahren 1914 bis 1945 massiv beschädigt. Eine gründliche Sanierung fand 1955 statt. Am 9. November 1993 wurde sie nach tagelangem Bombardement durch die Artillerie der kroatischen Nationalisten zerstört. Nach jahrelangem Wiederaufbau ist die Brücke im Juli 2004 wieder in Betrieb genommen worden.
Seit dem Bosnienkrieg arbeitet eine Gruppe von Künstlern und Architekten an der Realisierung eines ungewöhnlichen Friedensprojekts. Aus dem Schock über den Krieg und die Sprengung der Alten Brücke in Mostar entstand Michael Pühringers Idee für ein Kunstwerk, das die Stadt Mostar und ihre besonderen Probleme der Versöhnung und des Aufbaus zu einem positiven Blickpunkt internationaler Öffentlichkeit machen sowie vielfältige Kommunikation und Kooperation in Gang setzen kann.
Visueller, sinnlicher Fokus des Projekts ist die temporäre Überbauung von Mostars weltberühmter alter Brücke. Pühringers Skulptur betont und überhöht mit ihren Ausdrucksmitteln den Symbolcharakter der Brücke. Die konstruktivistischen Elemente erschaffen in Einheit mit Altem und Wiederaufgebautem das vielschichtige Werk einer Brücke, die aus der Vergangenheit in die Zukunft führt, aus der Zerstörung in neue Konzepte, beschützt von den Flügeln der Geschichte, die zu neuer Gestaltung von Stadt und Zusammenleben treibt und mahnt.
Der weitere Aktionsradius des Projekts umfasst konkrete friedensstärkende, solidarische und produktive Angebote an Stadt und Region: Für die Ausschreibung eines Wettbewerbes wurde der Städtebau-Lehrstuhl der Universität Wien gewonnen, für die Kooperation österreichischer und bosnischer Institutionen, Architekten und Firmen wurden Kontakte geschlossen, die der kulturellen und ökonomischen Zusammenarbeit förderlich sind. Namhafte Personen des öffentlichen Lebens und die UNESCO befürworten das Projekt. Vieles ist sorgfältig vorbereitet, um die Entscheidungsträger der Stadt von der Attraktivität des Projekts zu überzeugen.
Zu den Unterstützern des Projekts zählen u. a. Bogdan Bogdanovic (Professor für Architektur, Bürgermeister von Beograd 1982–1986, 1987 Rückzug in Dissidenz), Erhard Busek (Stability Pact for South-Eastern Europe), Michael Daxner (Professor für Soziologie, Oldenburg), Vàclav Havel, Safet Orucevic (Bürgermeister von Mostar 1994–2001, Leiter des »Zentrums für Frieden und multiethnische Zusammenarbeit Mostar«), Wolfgang Petritsch (österreichischer UNO-Botschafter in Genf, ehemaliger UNO-Repräsentant in Bosnien und Herzegowina), Christoph Schönborn, Wolfgang Schüssel.
Das Buch dokumentiert Geschichte und Zerstörung der Alten Brücke, Wiederaufbau und Eröffnung, weiters Entstehung und Wachstum dieses Friedensprojekts und die Verbindung zum Friedenszentrum Mostar, das für seine Vergabe des »Mostar Peace Award« ein Modell der Skulptur gewählt hat (Preisträger waren Václav Havel, Alois Mock, Nelson Mandela). Zahlreiche Abbildungen vermitteln Ästhetik und Ausstrahlung der »Stari Most« und ihrer modernen Einkleidung für den Aufbruch der Gemeinde und Gemeinschaft ins 21. Jahrhundert.