Aus jüdischer und christlicher Sicht
PRO ORIENTE – Studientagung

164 Seiten
EUR 14,80 / sfr 26,60

Mit Beiträgen von
Teofried Baumeister, Archimandrit Garegin Harutyunyan, Walter Homolka, Paul-Werner Scheele,, Manfred Seitz, Serafim (Joanta).
Wissenschaftliche Leitung der Studientagung:
Rudolf Prokschi, Vorstand des Instituts für Theologie und Geschichte des christlichen Ostens, Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien, Mitglied und Fachtheologe des Vorstades der Stiftung PRO ORIENTE.

Zum Buch

»Europa, vergiss Deine Märtyrer nicht!« (Johannes Paul II.) war das Thema einer wissenschaftlichen Tagung der Stiftung PRO ORIENTE, die sich vor dem Hintergrund des christlich-jüdischen Erbes mit der Bedeutung und dem Stellenwert des Martyriums auseinander setzte. Die Vertreter aus den vier großen christlichen Traditionen (Orthodoxe, Katholiken, Altorientalen und Protestanten) und ein Rabbiner als Vertreter des Judentums haben die Religions- und konfessionssprengende Kraft des Martyriums zum Ausdruck gebracht. Die Tatsache, dass heute weltweit vor allem Christen der verschiedenen Konfessionen wegen ihres Glaubens Verfolgung und Tod erleiden, zeugt von der Aktualität des Themas, das oft vergessen wird. Im Unterschied zu den christlichen Märtyrern sind die Juden, vor allem in der Shoa, bereits durch Geburt und Namen dem Verderben überantwortet gewesen, ohne Wahl des Entrinnens.

Die Wiener Tagung erfüllt in vorbildlicher Weise, was eine theologische Erklärung 1993 forderte: »Die Kirchen müssen gemeinsam ihre Anerkennung und ihre Hochachtung für alle die zum Ausdruck bringen, die, seien sie bekannt oder unbekannt, Bischöfe, Priester oder Gläubige, orthodoxe oder östliche oder lateinische Katholiken und Protestanten gelitten, ihren Glauben bekannt und ihre Treue zur Kirche und der von ihr verkündeten Glauben bezeugt haben « .

Textprobe

Theofried Baumeister

» In der Gegenwart stoßen wir vielfach auf eine Inflation des Märtyrerbegriffs, die irritierend ist, besonders wenn sich Selbstmordattentäter, deren Ziel der Tod möglichst zahlreicher anderer ist, als Märtyrer verstehen und post mortem in dieser Terminologie verherrlicht werden. In den Augen vieler Zeitgenossen nicht nur unseres Kulturkreises, sondern auch der arabischen Welt ist dadurch der traditionelle Ehrentitel diskreditiert. Es ist daher angebracht, historisch zurückzufragen, welche Bedeutung sich ursprünglich mit dem Begriff verband, den die europäischen Sprachen dem christlichen Latein entnommen haben, das selbst wiederum das Wort martyr aus dem Vokabular der griechischsprachigen Christen entlehnt hat, die zuvor ein Wort der allgemeinen Umgangssprache mit einem spezifischen Sinn belegt hatten.«