Aus dem Spanischen von Monika Lübke
ca. 200 Seiten, illustriert, gebunden, Lesebändchen
EUR 18,80 / sfr 32,80
ISBN 978-3-85129-888-8

Die hier zusammengetragenen Anekdoten erzählte uns Bogdan Bogdanovic (*1922) im Laufe mehrerer Jahre, immer wenn wir bei ihm, in Wien oder in Belgrad, zu Besuch waren und seine Gastfreundschaft genossen. So trafen wir auf russische Prinzessinnen in ihrem Belgrader Exil, Chanel No 5, Karyatiden in Flaschenform und Grabmälern mit Bäuchen wie dem der Ur-Venus. Und es ist die Rede von Liebe und Tod, einer riesengroßen Nase und zwei Diktatoren.
Pablo Guillén und Urša Komac,
Sydney, 5. Mai 2008

Ma chère princesse
Man sagte Votre Altesse zu ihr, oder war man vom gleichen Rang wie sie, nannte man sie Ma chère princesse. Die Prinzessin konnte man eigentlich nicht als schön bezeichnen, sie war eher kantig und spitzig, ungefähr so wie eine zehnjährige Katherine Hepburn. Auf ihrem Kopf türmte sich eine Etagenfrisur, wie Bogdan sich ausdrückte. Aber am aufregendsten fand Bogdan den Draht auf ihren Zähnen. Er konnte seinen Blick nicht davon lassen. Allein bei der Vorstellung, an dieser Drahtkonstruktion zu lecken … durchzuckte ihn ein tiefes, unbekanntes, verwirrendes und mehr als angenehmes Gefühl.

Pablo Guillén (*1973) studierte Volkswirtschaft an der Universitat Autonoma in Barcelona und verbrachte zwei Jahre als Post Doc Fellow in Harvard. Er betreibt an der Universität von Sydney experimentelle Wirtschaftsforschung.

Urša Komac (*1970) ist Architektin, Kritikerin und Design-Tutorin. Sie studierte Architektur an der Universitat Politécnica de Catalunya in Barcelona. Literarische Projekte führen Guillén und Komac immer wieder zusammen.