Roman

ca. 250 Seiten, gebunden, Lesebändchen

EUR 21,00 / sfr 36,50

Man vergisst die Schönheit nicht, weil Krieg ist, im Gegenteil: Die Schönheit kann ein trotziges Mittel sein in der Hölle gegen die Hölle.

Der Rittmeister ist eine Geschichte von fremder Herkunft und fremder Sprache, vom Fremden zwischen Männern und Frauen, Menschen und Tieren und von dem Riss, der bleiben muss, weil die Großmutter im Widerstand tätig war und der Großvater zu den Mördern gehörte, als es modern war, zu den Mördern zu gehören. Es ist die Geschichte vom Rittmeister mit seiner tristen Schwäche für feindselige Frauen, von einem dubiosen Schatz, den er hütet, von der Fortpflanzung des Krieges in den folgenden Generationen; von einem Kind, das aus einer Hundeschüssel Wasser trinken möchte und den Trost in den Armen seiner ratlosen Trösterin verschläft, von einem anderen Kind, das später schwört, seinen Tröster niemals zu verraten, und ihn doch verrät; von Klostermauern, hinter denen Schuberts letzte Klaviersonaten angespielt werden gegen die Ohnmacht bei Kriegsende; von einer Übersetzerin, deren nervliche Zerrüttungen angesichts ihres verliebten Zustands komische Auswüchse annehmen, obwohl ihr dabei keineswegs komisch zumute ist, von ihren nachkochenswerten kulinarischen Einfällen und ihren Lügen; eine Geschichte von Orestes, dem weggelegten Kind, dessen Vater getötet wurde, von Klytaimnestra, die Todesängste aussteht, bevor sie zusticht …

 

„Aber es ist ja bequem, wenn man noch Eltern hat, bei denen man das Kind abgeben kann. Was hab ich falsch gemacht mit deiner Mutter, daß sie so gewissenlos geworden ist!“

Noch strafender die Blicke des Goßvaters und noch zweckloser, bis er ihn an der Hand nahm und in sein Arbeitszimmer zog.

„Man möchte doch schon seine Ruhe haben in meinem Alter, ist das zu viel verlangt“, jammerte die Großmutter weiter, bis die Tür zufiel. Ins Arbeitszimmer kam sie nicht, die Präparate waren ihr nicht geheuer, seit sie beim Staubwischen eines zu Boden geworfen hatte, obwohl sie nicht hätte Staub wischen müssen, weil das die Bedienerin besorgte. Aber sie hatte der Bedienerin irrigerweise den Umgang mit den Spiritusschlangen und Geckos und Chamäleons nicht zugetraut.

Er hat es nicht vergessen, das Krachen und den gellenden Schrei der Großmutter, die weit aufgerissenen Augen des Großvaters, und des „Jesusmariamuttergottes“ der alten Bedienerin. Er hatte sich an den Großvater geklammert und zu weinen begonnen, denn gleich würde eine tote Nashornviper unter dem Türspalt durchschwimmen.