Aus dem Slowenischen übersetzt von Klaus Detlef Olof
ca. 150 Seiten, Englische Broschur
EUR 21,00

Es schwieg und schwieg, etwas schwieg und da war nichts, worauf man hätte zeigen können. In den Monaten, die du auf der Insel verbracht hattest, hattest du in dir das zähe Fließen deiner eigenen und fremder Trauer erkannt, in der du nach Hilfe riefst vor der Entfremdung von dir selbst, nach Händen riefst, die dich unter Menschen stoßen würden, wo du vergessen könntest. Der bis auf Blut und Schorf gesuchte Schrei wurde stärker und blähte sich auf, sank ein und rieselte aus dem Mund ins Fleisch, kroch und lauerte.

Das Vogelhaus (Ptičja hiša) ist der zweite Roman der Schauspielerin Berta Bojetu Boeta und wurde 1996 als bester Roman des Jahres mit dem Kresnik-Preis ausgezeichnet. Als feministische Dystopie entfaltet der sprachlich dichte Text eine starke Metaphorik und Symbolhaftigkeit.

Berta Bojetu, auch Berta Bojetu Boeta, wurde 1946 in Maribor geboren. Studium der Slawistik und an der Akademie für Theater, Regie, Film und Fernsehen (AGRFT) in Ljubljana. 15 Jahre spielte sie am Puppentheater Ljubljana. 1979 erschien ihr Gedichtband Žabon (Der große Frosch), 1988 der Band Besede iz hiše Karlstein (Worte aus dem Hause Karlstein), der aus ihrem Drama Pogovor v hiši Karlstein (Gespräch im Hause Karlstein) entstand. Es folgten die Romane Filio ni doma (Filio ist nicht daheim) 1990 und Ptičja Hiša (Das Vogelhaus) 1995, beide im Original bei Wieser. 1995 entstand der noch unveröffentlichte Roman Šira (Die Weite) und erschien ihr Drama für Kinder Gremo k babici – Osama (Wir gehen zur Oma – Osama). Berta Bojetu starb am 16. März 1997 in Ljubljana.

Klaus Detlef Olof: Geboren 1939 in Oebisfelde, Kindheit und Jugend in Lübeck und Hildesheim, Studium der Slawistik in Hamburg und Sarajevo. Bis 2005 Lehrtätigkeit an den Universitäten Klagenfurt, Graz und Wien. Lebt und arbeitet in Zagreb und Pula. Zahlreiche Übersetzungen aus südslawischen Literaturen.