23. September 2009

Martin Kubaczek hat für das Literaturhaus Ingram Hartingers „Das letzte Heft“ rezensiert.

Auf:http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/Hartinger_Heft/

 

 

Bagatellen

Mit einem Nachwort von Alf Schneditz

ca. 250 Seiten, gebunden, Vor- und Nachsatz,

Lesebändchen, Prägedruck

EUR 19,80/sfr 35,90

Nach den avantgardistischen Anfängen im Kontext der Grazer manuskripte der siebziger Jahre und den ersten Veröffentlichungen bei Droschl hat Ingram Hartinger mit Büchern wie Hybris (1995), Sagen (1997) und dem Essay Über den Versuch (1997) Höhepunkte an Intensität des Schreibens und Denkens erreicht. Seine insistierende Suche nach einer „verbotenen Sprache – individuell, einsam, geistig, sich verweigernd“, wie es im Versuch heißt – hat die Literaturgeschichtsschreibung dort, wo sie ihn zur Kenntnis nimmt, veranlasst, sein Werk als Metaliteratur zu klassifizieren und so aus dem Bereich des Erfahrbaren, des direkt Zugänglichen zu verbannen. Wahr ist, dass Hartinger immer wieder – und auch im vorliegenden Buch – über die Sinnhaftigkeit seines Schreibens nachdenkt. Aber er tut dies als Autor von Gelegenheitsliteratur, wenn wir darunter eine Literatur verstehe wollen, die ihren konkreten Entstehungszusammenhang nicht leugnet. Weit entfernt vom Gestus der Überzeitlichkeit, wird er immer ganz deutlich, wenn er von sich selbst – als Schriftsteller, als Mann – spricht. (A. Schneditz)

Aus dem Buch

Der Tag lädt anderseits ein, am Leben zu sein. Wie er das macht? Indem es vorerst nur einen Tag dauert, eine Stunde. Sinnloses Gerede von der Erfahrung der Leere häuft einen Berg von Sein auf, ist nicht nichts. Doch es gilt der Anblick des Zitronenmeers, dazu die Fackel als währendes Schwärmen. Ein Stundentausch, schutzlose Hingabe des einen an das andere. Wer die tatsächliche Leere der Räuberwelt kennt, kennt alles. Charmelippen unterm Sternenzelt. Wie weh kann das tun. Neben zahlreicher hochromantischer Flohmarktpoesie entdecke ich auf einmal das wortlose Buch ohne Spekulation und Erbe. Die vertrocknete weiße Chrysantheme liegt zwischen den Seiten. Egal, ob du bleibend oder ich scheidend, unser zerstörter Sinn ist hier im Gelingen. Aschengeflecht, Diaspora, das ruhige Dahinleben in einer eigenen Welt. Die voraussetzungslosen Sinne registrieren das Absolvieren einer einzigen Richtung: Verschwinden.

Ingram Hartinger, geboren 1949 in Saalfelden. Studium der Psychologie und Romanistik in Salzburg. Lebt nach mehrjährigen Auslandsaufenthalten (Italien, Frankreich, Südamerika) seit 1978 in Klagenfurt. Mitglied der Grazer Autorenversammlung. Radiofeatures (WDR, Ö1 „Hörbilder“ und „Tonspuren“). Dokumentarfilm („Ich weiß, dass eines Tages“). Veröffentlichungen: Romane (Der Roman, der nicht sein kann, Roman Albino); Prosa (Schöner Schreiben, Feige Prosa, Tang und Distel u. a. ); Gedichte (Unwirsch das Herz, Dies die Hand, Spätes Argument, Luftfarbig Jetzt, u. a.); Essays (Über den Vesuch).

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

„Die grüblerische Randliteratur, wie sie der Österreicher Ingram Hartinger seit vielen Jahren produziert, ist ein gutes Beispiel dafür, dass spannende Texte nicht nur durch Fabulierlust entstehen können, dass das Vorbild der neuen amerikanischen Fiktion noch nicht das Monopol auf die ganze Schreibwelt hat.“ Franz Haas, NZZ