Aus dem Slowakischen übersetzt von Ines Sebesta

195 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 18,80 / sfr 32,80
ISBN 978-3-85129-863-5

Der Held des Buches lebt in der an der ungarischen Grenze gelegenen Kleinstadt Komárno, er misst 152 Zentimeter, heißt Samko und trinkt Kefir. Und er hat »eine Krankheit, bei der man nicht mehr wächst« und das kleinstädtische Leben mit den Augen eines 10-jährigen Kindes betrachtet.

Als der alte Gusto Rúhe ihm wahrsagt, er wird ein »Buch über den Friedhof« schreiben, stürzt Samko sich in die Arbeit. Was dabei herauskommt, ist ein charmant-komischer Roman, in dem der Held Samko ähnlich seinem tschechischen Bruder Schwejk viele drastische Geschichten über seine Mitmenschen erzählt und wer möchte, kann dieses Buch bis zum Ende als unterhaltsame Kindermund-Lektüre lesen. Doch zu dem auf den ersten Blick so kauzig-komisch wirkenden kleinen Mann gehören seelische Abgründe …

Samko Tále ist das Pseudonym Daniela Kapitánovás, mit dem die Autorin gleichzeitig eine Maske und einen Vermittler erschaffen hat, der ausspricht, was sonst tabu ist weil es schockieren würde. Denn er, der mental
Retardierte, ist unantastbar, selbst während er hingebungsvoll observiert und denunziert. Der bis zur Grausamkeit Naive ist stets hörig, um nicht selbst »reingerissen« zu werden. Seine abgöttische Liebe zur Kommunistischen Partei bricht ebenso ungebremst aus ihm hervor wie der Hass auf alles Andersartige, wie auf die vielen Ungarn in Komárno, »die nicht nur unter sich Ungarisch reden« oder auf die »Zigeunerratte« Angelika Edešová. Was muss sie ihm auch immer seine Schachteln klauen! Und warum macht seine Schwester Ivana immer so viel Krach auf dem Klavier und zieht sich »auf den Schallplatten« solche Sachen an, dass man sich schämen muss?! Dank der Erzählkunst Daniela Kapitánovás ist in diesem Roman, dessen Handlung in der Nachwende-Slowakei endet, Witziges nie nur witzig und Abstoßendes nie nur abstoßend. Und was, wenn in jedem von uns etwas von Samko Tále steckt? Trinken Sie Kefir?

In Komárno gibt es einen Friedhof. Er ist sehr schön. Er ist groß und geräumig. Er hat viele Gräber. Die Gräber sind sehr schön. Sie liegen zwischen kleinen Gassen. Und anderswo. Dort gibt es Grabsteine und Kreuze.
Sie haben Namen.
Auf den Friedhof gehen Leute. Manche Leute gehen vormittags hin und andere nachmittags. Manche haben kleine Harken dabei. Und anderes. Der Friedhof hat zwei Tore. Durch das eine kommen die Leute, durch das andere die Leichen.

Samko Tále in Wirklichkeit Daniela Kapitánóvá, geb. 1956 in Komárno, studierte Theaterregie in Prag. Lebt in Bratislava. Literaturredakteurin beim Slowakischen Rundfunk. Publiziert im Feuilleton der Tageszeitungen SME und Prawda, beschäftigt sich mit den theoretischen Fragen des Detektivromans. Samko Táles »Buch über den Friedhof« wurde zum Bestseller und ist in mehrere Sprachen übersetzt.

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Eine meisterhafte tragikomische Etüde.
Lubomir Machala, Lidove noviny

In ihrem Text lebt seit langem in unserer (der slowakischen und tschechischen) Literatur wieder eine Figur auf, die die Fähigkeit hat, einer ganzen Epoche den Spiegel vorzuhalten.
Jan Balabán, Mosty

Land Salzburg, Landespressebüro: http://www.salzburg.at/freizeit/buecher.html?NewsID=2569612

 

Literatur-Report von 16. April 2010 bis 15. Juli 2010: http://www.literatur-report.de/component/booklibrary/?task=view&id=11053&catid=141