ca. 120 Seiten, gebunden, Vor- und Nachsatz,

Lesebandchen, Prägedruck

EUR 14,95 / sfr 21,00

Böhmische Bibel
Bände:

Zum Buch

Ein Tsunami zerstört das Idyll des flitternden Urlaubspaares. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das sie umgebende Elend zu überwinden und zu helfen, wo sie nur können. Mit vereinten Kräften schaffen sie ein Dorado der Geretteten – nur dass sich die Geretteten nichts vorschreiben lassen wollen, auch nicht, gerettet zu werden. Krisenherde treiben das Paar auseinander. Die eifrige Libuše will ihre Erlösungsarbeit sogar alleine, ohne den liebessüchtigen Herminator, fortsetzen, gerät aber in ungeahnte Nöte und wird wieder mit ihm vereint.

Auf einer Insel im Mondsee geschieht das Unglaubliche: zehn kleine Mädchen erblicken das Licht der Welt, geboren aus der Umhängetasche des längst verschollenen Großvaters. Von der japanischen Zauberin werden sie in alte Familiengeheimnisse eingeweiht – um weiter die Frage nach der Moral der Geschichte zu stellen – im vierten Buch der Blogbücher.

Zur Methodik von Textunternehmen Tinternational Grenze und Entfremdung bilden Parameter des Subjekts der westlichen Geistesgeschichte. Wir prüfen und verändern dieses Muster. Das Schreiben zu zweit im Netz durchlöchert den Anspruch auf alleinige Erzeugerschaft. Statt eines einzigen, allmächtigen Schöpfers gibt es somit zwei Schöpferinnen.

Außerdem gilt:

Wer das erste Wort hat, entscheidet die Münze. Wer das letzte Wort hat, ist eine Frage des Zufalls. Wir tinternationalisieren uns. Das Internet wird Tinternet in diesem Tun.

Gehet hin in Frieden und leset – amen.

 

Lydia Mischkulnig, 1963 in Klagenfurt geboren, lebt in Wien. Studium „Bühnenbild“ an der Universitat für Musik und darstellende Kunst Graz (1986), Studium „Filmproduktion“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (1991). Mehrere Preise und Stipendien, u.a. manuskripte-Förderpreis für Literatur 1994, Bertelsmann-Literaturpreis beim Ingeborg-Bachmann-Preis 1996, Österreichische Staatsstipendien für Literatur und Dramatik 2007.

Sabine Scholl lebt nach Aveiro, New York, Chicago heute als freie Autorin in Berlin, hält Vorlesungen an Universitaten, zuletzt Nagoya – Japan. Sie gebar zwei Kinder, schrieb elf Bücher, zuletzt »Sprachlos in Japan« (2006).

Gemeinsam gründeten sie 2007 die literarische Bewegung Tinternational Textunternehmen in Tokio.

 

Lesung im Literaturhaus Salzburg, 24. April 2009

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen




Hermi und Buši in Wonderland

Libuše, mythische Stammmutter von Böhmen, und Herminator, Ski-As der Österreicher*innen, sind ein wunderschönes Paar mit übernatürlichen Kräften und einem großen Herzen für die Notleidenden. Ein richtiges Promi-Paar also, das zu Beginn des dritten Bandes der „Böhmischen Bibel“ von Lydia Mischkulnig und Sabine Scholl auf Flitterwochen geschickt wird. Die Idylle wird durch den Tsunami zerstört und in Folge dessen werden Hermi und Buši wie in mittelalterlichen Held*innenepen und / oder hollywoodschen Agent*innenserien durch eine lange Reihe von mehr oder weniger absurden Abenteuern gejagt. Nachdem die beiden ihre ersten großen Herausforderungen bewältigt haben und ihre übernatürlichen Kräfte schwinden, gründen sie ein Wellness-Ressort für die Vertriebenen und Elenden dieser Welt — bis sich diese nicht mehr missionieren und bemuttern lassen. Die Beziehung des Paares leidet unter dem misslungenen Projekt und Libuše flüchtet sich in den siebten Himmel, aber auch dort ist es um die Idylle schlecht bestellt. Und so zieht sie weiter zu Mohammed und dem Geldzwerg bis Urgroßmutter Kikkuku diesen witzigen, artifiziellen Text voller Zitate und schlauer Verweise auf Held*innenepen, die Bibel, griechische Mythologie, Kritische Theorie, Zeitgeschichte und Popkultur beendet. Jana Sommeregger, Weiber Diwan. Die feministische Rezensionszeitschrift Frühjahr/ Sommer 2009