ca. 200 Seiten, gebunden, Vor- und Nachsatz,

Lesebändchen, Prägedruck

EUR 14,95 / sfr 21,00

Zum Buch:

Der Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch, der 2008 seinen 70. Geburtstag feiert, gilt bereits als Ikone des 20. Jahrhunderts. Nitsch ist ein Anbeter alles Sinnlichen, lebensreligiöser Emphatiker, Pathetiker und Charmeur, philosophischer Kosmiker und zugleich tiefgläubiger Atheist. Der »Rubens der Asketen«, wie ihn Günter Brus einmal nannte, verbindet sanfte Transzendenzträumerei mit einer kompromisslosen Suche nach dem Urexzess. Im Orgien-Mysterien-Theater geht es um die stärksten Empfindungen, inklusive des schlicht Ekelhaften als einer Variante des Grotesken. Das polarisiert.

Seit fünf Jahrzehnten färbt Nitsch die Kunst rot ein und meint damit die Welt. Ebenso lange kommentiert er sein eigenes Schaffen. Dieser Band versammelt 777 prägnante Aussagen, die sich dem Aphorismus annähern. Ist Nitsch ein Provokateur? Wer seine sorgfältig ausgewählten Einlassungen liest, wird schnell eines Besseren belehrt: Da spricht einer, für den Kunst die höchste Quelle der Freude ist, das wahre Fest des Lebens. Die längst kristallisierte Masse des Gesamtkunstwerks zeigt sich in den lebendigen Gedanken noch einmal im Kessel, kochend und brodelnd.

Verdrängtes wird durch die Malerei bewusst. (1983)
Gute Malerei muss man mit den Augen essen können. (1995)
Nicht der Mensch ist der Mittelpunkt der Schöpfung. Der Mensch ist ein Durchgangsstadium. Nicht der Mensch interessiert mich, sondern das Ganze. (1976)
Ich will die Menschheit vom Animalischen befreien. (1960)
Jeder militärische Apparat ist mir zutiefst zuwider. (1974)
Musik ereignet sich auch beim Atmen. (2004)
Um das Trauma des Opfers, des Tötens, ranken sich alle Mythen. (1995)

Wolfgang Koch, Journalist und Schriftsteller in Wien, Lärmmusiker beim Dreitagespiel 1984 und Pressesprecher des Sechstagespiels 1998. Im Wieser Verlag erschienen: der Essayband Geschichte der Gewalt. Das Unglück des 20. Jahrhunderts 2005, der Ungarnroman Das Leben des János 2006.

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Von „Abgrund“ bis „Zweifel“ vereint diese handliche Anthologie markante Nitsch-Sager.

(Museonitsch), Kleine Zeitung

Blut in den Mund

von wienblog

Ich stelle Ihnen heute das kleinste Buch in der grossen Bibliothek der Bücher über Hermann NITSCH vor. Es hat die Form eines handlichen Breviers und versammelt über 700 Aussprüche und Zitate des Künstlers aus fünf Jahrzehnten, alphabetisch gereiht nach Stichworten.

Blut in den Mund ist in der Reihe Europa Erlesen im österreichischen Wieser Verlag erschienen. Und es handelt sich nicht nur um das kleinste Bändchen, sondern auch um das billigste, das momentan über den Künstler zu haben ist. Es ist meiner Ansicht nach geeignet, ganze Bibliotheken zu ersetzen.