306 Seiten, gebunden, Vor- und Nachsatz,

Lesebändchen

EUR 14,80 / sfr 27,50

Mit Beitragen von

Hannes Androsch, Achim Benning, Erhard Busek, Heinz Fischer, Vaclav Havel, Cornelius Hell, Peter Huemer, Fritz Muliar, Alfred Payrleitner, Ursula Plassnik, Manfried Rauchensteiner, Karel Schwarzenberg, Heinrich Seemann, Jurgen Serke, Michael Stavaric, Richard Trappl, Ludvik Vaculik, Dragan Velikic, Ernst Waldstein, Adam Zielinski, Helmut Zilk u. v. a.

Aus dem Vorwort

Wenn einer eine Reise tut … betitelt Theobald Tiger alias Kurt Tucholsky 1926 in der Weltbühne sein Gedicht von einer Konigin, die den Amerikanern viel zu erzählen hatte. Auch Jiri Gruša ging, nicht ganz von alleine, fort. Er wusste schon zu Hause was zu sagen, und das Erzählen ward ihm bald verboten. Hier ging einer fort, der gar nicht gehen wollte, kam an in einer fremden Stadt und war seinen Pass auch bald los. War ein Staatenloser nun, einer, der dann später in den deutschen Landen wieder Heimat fand und einen Pass. Und der, der immerfort dem Wort vertraute, kann nicht verloren gehn, auch wenn er gehen muss, findet in den Versen sein Ruhekissen und in Romanen seinen Schwejk. In ihm die Kraft, der Welt zu trotzen. Fragt nicht nach Nutzen, wenn er seine Unterschrift auf ein Papier setzt, das ewig wahren wird, weil die Tinte, mit der er’s tat mit seinen Kumpanen, charta hatte. Nicht fragt, ob der Mut belohnt wird, und unterwegs so manche falsche Krone traf, die nach Bezahlung lechzte. Es zahlt sich aus, Mensch zu sein und einfach aufrecht. Uns hat er, mit den Kumpanen, gezeigt, was beharren heist. Ob Papier oder nicht, das Wort im Herzen wird bei weitem überdauern. So fand er sich in fremden Ländern und war doch immer bei sich selbst, und wenn er dann zu Hause war, war er meist ein Fremder. Gerade darum war er wohl stets, wenn man ihn brauchte, da. Tat, was er tun musste, und schöpfte aus seinem Wortbrunnen. Als Politiker und Diplomat, als Schriftsteller und Präsident. Denn er wollte immer alles, alles sagen. Sein Witz und das Lächeln seiner Augen sagen uns wie eh und je, was in Worte nicht zu fassen ist. Er hat was zu erzählen. Ahoi!

 

Jiri Gruša, geboren 1938 in Pardubice (Böhmen), Studium der Philosophie und Geschichte an der Prager Karlsuniversitat. Mitwirkender am Prager Frühling; Journalist, Lyriker, Prosaist, Essayist, Übersetzer, Arbeitsloser, Schriftsteller, Intellektueller, Exdissident, Expolitiker, Botschafter und inniger Freund von Vaclav Havel. Präsident des Internationalen P.E.N.; seit Februar 2005 Direktor der Diplomatischen Akademie Wien; zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. Zuletzt erschienen: Als ich ein Feuilleton versprach. Handbuch des Dissens und Präsens – Essays, Überlegungen und Interviews der Jahre 1964-2004. Herausgegeben von Michael Stavaric und Jiri Gruša (Czernin Verlag, Wien 2004)