Zeichnungen und Zeugnisse von Kindern aus Konzentrationslagern der italienischen Ostgrenze (1942-1943)
Literaturschauplatz
118 Seiten, gebunden, Vor- und Nachsatz,
Lesebändchen, Prägedruck
EUR 14,95 / sfr 21,00
Über das Buch:
Die Ausstellung und der Katalog zeigen Texte und Zeichnungen von Kindern, die unter menschenunwürdigen hygienischen Bedingungen und mangelhafter Ernährung in italienisch faschistischen Lagern interniert waren. Deutschland und Italien hatten gemeinsam mit seinen Bündnispartnern Italien und Bulgarien im Jahre 1941 Jugoslawien überfallen, zerschlagen und aufgeteilt. Italien brachte über die Eroberungen im Ersten Weltkrieg hinaus neuerlich slowenisches Gebiet an sich und annektierte es unter der Bezeichnung Provinz Lubiana. Im Jahre 1942 reagierte die italienische Besatzungsmacht auf das Erstarken der slowenischen Befreiungs- und Partisanenbewegung mit Terror gegen die Zivilbevölkerung. Dörfer wurden niedergebrannt, die Familien – Alte, Frauen und Kinder – in die Konzentrationslager deportiert, die für eine solche Zahl von Internierten nicht vorbereitet waren. Nach ihrer Befreiung sind die Kinder im Jahre 1944 in den von den Partisanen befreiten Gebieten – auch aus therapeutischen Gründen – in der Schule veranlasst worden, über ihre Erlebnisse zu berichten. Diese Texte und Zeichnungen befinden sich heute im Archiv der Republik Slowenien in Ljubljana. (Karl Stuhlpfarrer)
Aus dem Buch:
Vor der Internierung
Als die verbrecherischen italienischen Faschisten unsere Hauser niedergebrannt hatten, begannen sie uns in den Wäldern zu suchen. Dort hielten wir uns schon seit drei Tagen unter Felsen versteckt. Wir waren ohne Essen und hatten grosse Angst, besonders als wir in unserer Nähe Schüsse hörten und die Kugeln wie Vögel in der Luft herumschwirrten, aber damals haben sie uns noch nicht bekommen. Das ganze Vieh ging verloren, nur eine Kuh ist uns geblieben. Am dritten Tag in der Fruü ging unsere Mutter heimlich zu unserem Haus, in unser liebes, zerstörtes Heimatdorf – verwandelt in eine Brandstätte. An diesem Tag, gegen Abend, fanden uns die italienischen Truppen in unserem Versteck und führten uns nach Draga und dann weiter in die Internierung. Die Faschisten brannten alles nieder.
Draga, 23. 6. 1944 Vera Cimpric (geboren am 16. 8. 1933)
Rezensionen & Reaktionen
Pressestimmen
(…) Franz-Karl Hitze: Rezension Hinterhof-Tragödie zum Buch von Metka Gobac u.A:
„ Als mein Vater starb“ im Wieser-Verlag Klagenfurt (in Neues Deutschland, Berlin, vom 06. Mai 2010, S. 17)
Kinder-KZ der Mussolini-Faschisten
Hinterhof-Tragödie
Von Franz-Karl Hitze
Das kleine rote Bändchen (im Postkartenformat) ist ein Dokument der Anklage gegen den italienischen Faschismus im Zweiten Weltkrieg. Die Autoren berichten über den slowenischen Widerstand und dessen Kinder in italienschen Konzentrationslagern auf der Insel Rab, Gonars, Monigo, Visco, Padua und Renicci. Die im Archiv der Republik Slowenien aufbewahrten Quellen sprechen von 11.856 deportierten, 235 getöteten, 467 vermissten und 250 in den KZ verstorbenen Kindern.
Die Tragödie im Hinterhof der italienischen Besatzungsmacht, in den Jahren 1942/1943 lässt selbst den Hartgesottenen nicht unberührt, Auch den Rezensenten lasst dieses Buch, trotz seines Wissen über die Brutalität des militär-faschistischen Terrors in Mussolinis Italien, das Blut in den Adern stocken. Da wären beispielsweise die Skizzen von Stane Kumar, einem bekannten slowenischen Maler, der in den Lagern Rab-Arke und Gonars, „auf jeden Schritt auf zwei Augen traf, die dich baten, ihren Hunger zu stillen, ihnen irgend etwas zu essen zu geben“. Erschütternd vor allem sind die Aufsätzen und Notizen der ehemals internierten Kinder. Ludvik Pantar, (geboren am 26.Juli 1934) schrieb: „Ich trauerte um meine Schwester Danica und um Vater, als sie auf Rab vor Hunger starben“. Drago Kalcic (geb. am 25.August 1934) notierte: “Ich habe keinen Vater. Die Italiener haben in erschossen.“ Und Milan Cimpric (geb. am 29. November1935) vermerkte: „In Gonars herrschte so ein Hunger, es war unvorstellbar. Wir haben alle Schalen gegessen, die die Köche in die Grube geworfen haben…“