Erzählungen

ca. 200 Seiten, gebunden, Vor- und Nachsatz,

Lesebändchen, Prägedruck

EUR 21,00 / sfr 35,50

Der Erzählband Wanderungen des ins achte Jahrzehnt schreitenden jüdischen (polnischen, österreichischen) Autors Adam Zielinski ist eine narrative Annäherung eines Zeitzeugen an ein Jahrhundert der Verirrungen, der zwischenden Welten, dem Osten und dem Westen, herumirrt. Es sind Geschichten eines Ungläubigen, eines Moralisten, Erzählungen eines Weltgewandten, der sich Provinzler nennt. Adam Zielinski durchwandert die Jahrzehnte, erinnert sich an die längst versunkene Welt des galizischen „Schtetls“, schaut in des Elend weltferner Gegenden von Mali bis Afghanistan, irritiert durch ungewohnte Wendungen seine Leserschaft, wenn er zum Beispiel vom Ende des Zweiten Weltkriegs in Lemberg oder im Waldviertel erzählt, und räsoniert über Gott und die Welt. Sein Wanderer kommt an kein Ziel, findet keinen Ort und findet auch keine Ruhe. Und doch resigniert er nicht, und doch findet er immer wieder in sich die Kraft, neu aufzubrechen. „Habemus narratorem!“, hat ihm, dem in Wien lebenden jüdisch-österreichschen Erzähler Adam Zielinski aus Galizien, der langjährige PEN-Präsident Alexander Giese zugerufen. Er schreibt weiter.

Aus dem Buch

Aber die Tage, die Wochen und Monate zogen vorbei, ohne dass er die Absicht verwirklicht hätte, endlich frische Luft zu atmen. Sein Gesicht wurde blasser, was kaum jemand wahrnahm, weil sein Vollbart immer dichter wurde und in Gemeinschaft mit dem breitkrempigen schwarzen Hut, den er sich gekauft hatte, um noch würdiger auszusehen, sein Gesicht fast gänzlich verschwinden ließ. Nur eines fiel seinen Juden in der Gemeinde auf: Die Augen ihres Rabbis strahlten von Mal zu Mal mehr Kraft aus. Das Leuchten seiner Augen verhielt sich verkehrt proportional zum Verfall seines Körpers. Sie ahnten nicht, dass er nur deshalb so wenig verzehrte, damit die Seinigen nicht hungern mussten. Und wie reagieren Augen auf Essensentzug? Vorerst glänzen sie!

Adam Zielinski, 1929 im damals polnischen und heute ukrainischen Drohobycz geboren und im nahen Stryj aufgewachsen, hat in Krakau und Warschau studiert und ist 1957 nach Österreich emigriert, wo er bis in die achtziger Jahre als Geschäftsmann erfolgreich tätig war. Als Schriftsteller ist er ein Spätberufener, denn seinen ersten Roman hat er im Alter von sechzig Jahren veröffentlicht. Adam Zielinski gehört mittlerweile zu den Hausautoren des Wieser Verlages. Er ist ein begnadeter Erzähler, der aus einem reichen Fundus an Erfahrungen schöpfen kann.

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