Kachetische Chroniken
Aus dem Georgischen übersetzt von Tamar Muskhelishvili
ca. 800 Seiten, gebunden, Lesebändchen
EUR 29,90
Ach, Leben! – Kachetische Chroniken ist ein schier epochales Werk, das vor dem Hintergrund bolschewistischen Terrors eine Geschichte erzählt, die sich über die 1920er bis in die 50er Jahre erstreckt. Sie nimmt ihren Anfang im Keller eines Hauses in Telawi, einer Stadt der ostgeorgischen Region Kachetien: Rusudan und Maka halten Totenwache für Eva. Als Kammerspiel getarnt, entfaltet sich im klammen, von Kerzenschein spärlich beleuchteten Keller ein Sujet, das um den Sarg der Verstorbenen gesponnen wird. Eingebettet in die Familiengeschichte der drei Frauen und durchdrungen von Mosaikstücken der Erinnerung wird episodenhaft erzählt – von einer entführten Leiche; von der berüchtigten „Blutigen Hochzeit“; von dem Brief, den ein Kind nach Sibirien deportierter Eltern an Stalin schreibt; von einer vergangenen Liebe, die eine tragische Wendung nimmt; von menschlichen Abgründen und davon, wie das Menschliche in einem unmenschlichen System überleben kann.
Ach, Leben! – Kachetische Chroniken ist ein reales Zeitzeugnis fiktiver Protagonisten, in dem sich alle Betroffenen und alle Lebensschicksale wiederfinden. Die Autorin selbst war Tochter eines Ökonomen, der einer kritischen Aussage wegen im Zuge des Großen Terrors 1937 hingerichtet wurde. Doch weder sie noch ihre Protagonisten verlieren im Angesicht eines Regimes, das Menschen mit aller Brutalität skrupellos zermalmt, ihr menschliches Antlitz.
Saira Arsenischwili, 1933–2015, lebte und wirkte in der ostgeorgischen Provinzhauptstadt Telawi. Als Drehbuchautorin gelangte sie zu überregionalem Ansehen durch ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Regisseurin Lana Gogoberidse, an deren bekanntesten Filmen sie beteiligt war (Als die Mandelbäume blühten, Der Tag ist länger als die Nacht, Einige Interviews zu persönlichen Fragen u. a.). Für ihre schriftstellerische Tätigkeit gewann Saira Arsenischwili erst nach ihrem Tod an Bekanntheit. Ihr zweiter Roman Ach, Leben! – Kachetische Chroniken (2002) wurde 2019 neu aufgelegt, worauf er zum Bestseller und Favoriten der Literaturkritik avancierte. Saira Arsenischwili spielte Geige im Orchester der Staatlichen Oper Tbilissi und ist Trägerin des Staatspreises der UdSSR (1980) sowie des Schota-Rustaweli-Staatspreises Georgiens (1998).
Tamar Muskhelishvili, geboren 1988 in Tbilissi, Georgien. Mit zwei Jahren Umzug nach Deutschland, wo sie bilingual aufwuchs. Studium der Kulturwissenschaft, Politikwissenschaft und Visuellen Anthropologie in Bremen und Göttingen. Übersetzerische Tätigkeit seit 2017. 2018 Teil der offiziellen Ehrengastdelegation beim Gastlandauftritt Georgiens auf der Frankfurter Buchmesse als Dolmetscherin. Lebt und arbeitet in Tbilissi. Übersetzungen: Nestan Nene Kvinikadze – Die Nachtigallen von Isfahan (2017, Orlanda Verlag), Nestan Nene Kvinikadze – Ich, Sura, das Mädchen, die Gastgeberin, das Phantom, die Schutzengel, Naira und die ganze Welt (2018, in: Bittere Bonbons – Georgische Geschichten, edition fünf ), Surab Leschawa – Ein Becher Blut (2018, Edition Monhardt), Der Feigenbaum. Literatur aus dem Kaukasus (2021, KLAK Verlag), Tamar Tandaschwili – Als Medea Rache übte und die Liebe fand (2021, Residenz Verlag).