Liebe Menschen,

MUTist „für etwas einzustehen“, sagte vor Kurzem der Künstler und Architekt Franz Erhard Walther, der mit ansehen musste, wie aus seiner visionären Ritter-Kunsthalle ebenjene Kunst vertrieben wurde, um Banken und Hypo-Akten Raum zu schaffen.

„MUT“, sagte 1982 Monsieur Erval, der legendäre Programmchef von Gallimard, in Paris zu mir, sei, „einen langen Atem zu haben“. Welche Form von Mut brauchen wir heute? Braucht man MUT, um Menschen, die Steine essen, Kartoffeln anzubieten? Braucht man MUT, um Menschen Unterkunft zu geben, wenn ihnen der Krieg das Leben zerstört hat? Braucht man MUT, um mitzuhelfen, dass Kultur und nicht Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln wird? Braucht man MUT, um in Österreich Slowenisch, in Spanien Katalanisch oder in Slowenien Deutsch zu sprechen?

MUT, um Bücher aus anderen Sprachen zu übertragen? Wir kreisen um die heilige Kuh Nationalstaat und sehen nicht, dass das vermeintliche Friedensprojekt Europa nur Zukunft haben wird, wenn es auch den Sprachen und Kulturen ohne Territorium Raum gibt und nicht zu einem Supra-Nationalstaat mutiert. Mit langem Atem versuchen wir, mit unseren Büchern zu uns zu stehen, aufrecht zu gehen und für etwas einzustehen. „Die, wie sagt man, Gebildeten, fehlten all die Zeiten des großen und einzigen Widerstandes hierzulande, und sie fehlten bis zuletzt“, stellt Peter Handke in seinem Stück „Immer noch Sturm“ fest. Unsere Autoren werden dabei nicht fehlen: Claudia Sikora, Ernst Brauner, Pavol Rankov, Breda Smolnikar dringen ein in die Seelennöte der Geschichte und der Gegenwart. Wilhelm Pevny wiederum zeichnet berührende Porträts von vergessenen Menschen. Jirí Gruša denkt über die kurz zurückliegenden Umbrüche und die daraus gezogenen Lehren nach, um festzustellen, wie wenig davon ins Heute eingedrungen ist. Die Bücher der Reihe „Europa erlesen“ führen diesmal in die Lausitz und die Île-de-France sowie in die Vororte von Greater London und Paris, und erhaschen dort einen Blick auf eine ungeliebte Zukunft. „In der klaren Dunkelheit war die Landschaft vollständig offen“, stellt Stanislav Struhar fest. Dorthin sind wir unterwegs. Kommen Sie mit!

Lojze Wieser

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PS: Die ersten 11 E-Books liegen nun vor. Viele Leserinnen und Leser, aber auch Autorinnen und Autoren haben uns immer wieder gefragt, gemahnt und gefordert: Bitte macht auch ihr E-Books, denn zunehmend greifen Leserinnen und Leser zu dieser Form des Lesens. Wenn es der Verbreitung der Literatur dient – warum nicht.

„Als Dichter war Gruša ein gelegentlicher und lustvoller Polemiker und ein großer Humorist. Auch deshalb hat man ihn oft als Nachfolger des böhmischen Nationaldichters Jaroslav Hašek gesehen. Viele Passagen seines Werkes machen dies deutlich, wenngleich bei Gruša eine Dimension hinzukommt, die Hašek fehlt. Es ist sein international geschulter Blick auf das eigene Land und dessen Literatur. Gruša kannte sich in der deutschen Literatur so gut aus wie in der seiner Heimat. Auf Deutsch erscheint die Ausgabe in exzellenter Ausstattung und mit wissenschaftlicher Akkuratesse. Freilich kann so ein Projekt nur dank der Unterstützung vieler Einzelpersonen und öffentlicher Institutionen gelingen. Manchmal müssen eben ganz eigene Wege beschritten werden, um ein herausragendes Werk der Vergessenheit zu entreißen.“
Hans-Peter Riese, FAZ