Werkausgabe in 10 Bänden
ca: 1.600 Seiten, broschiert, im Karton-Schuber

Band I: Fluchtpunkt

Fluchtpunkt bezeichnet in der perspektivischen Malerei jenen imaginären Ort, an dem die Raumlinien scheinbar in einem Punkt aufeinander treffen. So ein Nicht-Ort zwischen erzwungenem Aufbruch und Nirgendwo-angekommen-Sein ist jenes Lager an der Donau, in dem sich die Schicksalslinien von Flüchtlingen aus allen Erdteilen kreuzen. Die erste Pflicht des Flüchtlings ist zu überleben – das gilt für den Botaniker aus Kuba genauso wie für den abtrünnigen Imam aus Bosnien, für den Kleinganoven aus Nigeria genauso wie für das unschuldige Mädchen aus Sri Lanka. Erschwert wird der Kampf ums Dasein durch eine Umwelt, hinter deren vom Wohlstand gesättigter, liberaler und demokratischer Fassade die Fratzen von Fremdenhass, Ausbeutung und abartiger Gier sichtbar werden.

Band II: Rückkehr

Ein halbes Jahrhundert lang verfolgen wir das wechselvolle Schicksal der Familie Baltycki aus der galizischen Kleinstadt Stryj. Vom nationalsozialistischen und kommunistischen Terror verschleppt oder vertrieben, versuchen die überlebenden Kinder, ihr Leben in der so genannten freien Welt zu meistern. Doch es sind keine glücklichen Menschen, die sich nach fünfzig Jahren in der Fremde am Grab des Vaters versammeln.

Band III: Im freien Fall

Gemeinsam haben sie einst die Schulbank gedrückt, und lange Zeit über alle nationalen, ethnischen und religiösen Grenzen hinweg ihre Freundschaft bewahrt, doch der Zerfall des jugoslawischen Staates zieht sie in einen Strudel blutiger Aggression. Der hochmütige Gedanke, das könne anderswo nicht passieren, ist fehl am Platz. Auch an den Nebenschauplätzen der Handlung, in Österreich und den USA, sind schwelende Nationalismen und menschliche Abgründe spürbar.

Band IV: Abgründe tun sich auf

Um zu erfahren, wer ihre Wählerinnen und Wähler sind und was diese wollen, geben Politiker in Wien eine wissenschaftliche Studie in Auftrag. Mit unorthodoxen Methoden werden die Bewohner der Mitterwurzergasse beobachtet und ausspioniert – kein noch so intimes Detail bleibt verborgen. Als die Studie vorliegt, zeigt sie ein Wien, wie es singt und lacht, wie es tanzt und weint, wie es säuft und hurt und intrigiert… Ob die gewonnenen Erkenntnisse zum Besseren führen, ist allerdings eine andere Frage. Vielleicht wollte man es so genau gar nicht wissen?

Band V: Gebeutelt – Eine Reportage aus dem XX. Jahrhundert

Die Geschichte Mitteleuropas bildet den Rahmen, vor dem die Protagonisten des Romans agieren – oder besser nicht agieren. Rückblenden und Erinnerung überlagern die Gegenwart. In diesen Reflexionen tritt das komplexe Bezugssystem aus nationalen, ideologischen, religiösen und kulturellen Strömungen des mitteleuropäischen Völkergemischs zutage, das die Helden von ihrer Jugend an prägt, traumatisiert und beutelt. Die Jugendjahre der Drei Musketiere Leski, Moldauer und Arend enden in der scheinbaren galizischen Idylle, wo sie mit der verführerischen kommunistischen Ideologie und dem eigenen menschlichen Versagen konfrontiert werden. Die Folge: Sie bleiben ihr Leben lang entwurzelt.

Band VI: Jan war Jossele und andere Geschichten aus Galizien

Adam Zielinski versteht es, in den Handlungen und Personen seiner Erzählungen die Abgründe der Psyche und das Leid, das Menschen einander zufügen können, einzufangen. Seine Erfahrungen im kulturellen Biotop Galizien haben seine Texte nachhaltig geprägt. Adam Zielinski beherrscht die Kunst, über das Schreckliche zu schreiben, ohne dabei in Pessimismus zu verfallen. Er geht vom Einzelschicksal aus und entwickelt aus der Perspektive des Alltäglichen und Banalen einen völlig neuen Blick auf die Problematik von Antisemitismus und Holocaust.
Die an sich tragischen Verwicklungen sind oft durch Humor, Satire und Selbstironie gekennzeichnet – ganz in galizisch-jüdischer Erzähltradition.
Nur eines wird man in den Geschichten vergebens suchen: ein Happyend.
Band VI vereinigt Erzählungen aus dem jüdisch-polnischen Milieu Galiziens, die Geschichten in Band VII und VIII sind auf verschiedenen Schauplätzen auf allen Kontinenten angesiedelt.

Hołobutów · Lemberg · Pełtewna-Straße · Jan war Jossele · Meine erste Liebe · Heimkehr · Ein Provinzler · Stille Nacht

Band VII: Am Lowarei-Pass und andere Reisen

Am Lowarei-Pass · Rechov-Bialik – Peta Tivka · Ezbeth el Nahkl – Kairo · Mumbay, unweit des Flughafens · Budapest, Zentralfriedhof · Hawthorne Street, New York · Ein fragwürdiges Gespräch mit Gott · Kilchweg bei Zürich · Wien, Ottakringer Straße

Band VIII: Die gekaufte Frau und andere Erzählungen

Der Assistent · Mein Freund Karl · Die gekaufte Frau · Die Hinterbliebene · Die betrogene Betrügerin · Unvergesslich · Karneval · Der Nierenspender · Der geklonte Präsident · Eine sonderbare Treue · Strafmandat · Selbstanzeige

Band IX: Wer sich den Hals brechen will, findet die Leiter auch im Finstern – Gedanken, Thesen, Streitereien

Aus dem Polnischen von Sabine und Krzysztof Lipiński

In Gesprächen mit Tadeusz Kraśko und Leszek Zuliński gewährt Adam Zielinski einen tiefen Einblick in sein an Erfahrung reiches Leben und Denken. Sein Selbstbild als Schriftsteller kommt zur Sprache, sein Verhältnis zu Polen, zu seiner Wahlheimat Österreich und Wien, zu den Ereignissen im ehemaligen Jugoslawien und zu seiner großen Liebe China.

Band X: Krzysztof Lipiński: Quergedacht – Über das Werk Adam Zielinskis

Mit einem Essay von Norina Procopan

Abgerundet wird diese Jubiläumsausgabe durch einen Blick auf Zielinskis Schaffen aus der Perspektive der Literaturwissenschaft. Mit unterschiedlichen Ansätzen nähern sich Krzysztof Lipiński, Literaturkritiker und Leiter des Instituts für Germanistik an der Jagiellonischen Universität Krakau, und die rumänische Literaturwissenschafterin Norina Procopan den Themen und Motiven in Zielinskis Werk.