Sozial- und kulturgeschichtliche Skizzen aus fünf Jahrhunderten
WEEO · Band 9.2
EUR 49,90 / sfr 66,90

In Anbetracht der mit diesem Themenkreis verbundenen vielfältigen Schwierigkeiten werden zunächst geo-, ethno- und historiografische Begriffe erläutert. Das betrifft schon die Wortbildung „südöstliches Europa“ im Unterschied zu den räumlich-zeitlichen Begriffsbedeutungen „Ostmittel“- und „Osteuropa“ , vielmehr jedoch dann die Bedeutungen und Bezeichnungen jener Völkerschaften, die über Jahrhunderte mit dem Sammelbegriff „Zigeuner“ beschrieben, seit einigen Jahrzehnten als Roma (vorwiegend für diese Bevölkerungen im südöstlichen), Sinti (vorwiegend für jene im mittleren), Gitanos oder Gypsies (vorwiegend für jene im westlichen Europa) oder in/nach europäischen Regionen anders bezeichnet wurden und werden. Hier sind Erklärungen dieser Begriffe, die aus Selbst- und/oder Fremdbezeichnungen entstanden sowie geo-, ethno- und historiografisch geprägt sind, angebracht und erforderlich. Das ist auch deshalb notwendig, um den ursprünglichen völkerkundlich gemeinten Sammelbegriff „Zigeuner“ von pejorativen Konnotationen, ideologischen, politischen, rassebiologischen und ähnlichen Instrumentalisierungen zu lösen, die Annahme oder Ablehnung anderer Bennungen zu erklären. Manche verwenden die von anderen wiederum als ungenau angesehene Bezeichnung „Zigeuner“ dennoch oder eben die inzwischen anerkannten und gebräuchlichen Selbst- und/oder Fremdbezeichnungen. Sowohl im Sprachgebrauch der betroffenen Bevölkerungen als auch in dem ‚nichtzigeunerischer‘ Öffentlichkeiten gibt es sowohl Eindeutigkeiten als auch Unsicherheiten und ablehnende Haltungen, die noch zu erläutern sind. Allerdings helfen manche Bemühungen um eine political or ethnological correctness hier auch nicht weiter, wie noch zu beschreiben ist. Nach der zunächst angebrachten Klärung bisher noch verbreiteter sprachlicher Komplikationen und Irritationen kann die sozial- und kulturgeschichtliche Darstellung dieser Bevölkerungen mit ihrer Herkunft und Geschichte begonnen sowie mit ihren Sprachen, Lebensweisen und Kulturen sowie der Erklärung aktueller Probleme fortgesetzt werden.

Wolfgang Geier, geboren 1937, Dr. phil. habil., Kulturhistoriker, Kultursoziologe; bis 2000 kulturwissenschaftliche Forschung und Lehre, zuletzt Universität Leipzig, seit 2001 Gastprofessor an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt; Monografien zur vergleichenden Kulturgeschichte des östlichen und westlichen Europa.