Gedichte / Pesmi Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof.

40 Seiten, broschiert, Großformat,

EUR 19,80 / sfr 34,80

ISBN-10 3-85129-624-9
EAN 9783851296242

 

Zum Buch

Nach Abgedunkelte Zeit (Wieser Verlag, 1995) und Geographie der Nähe (Wieser Verlag, 2000) legt die Autorin einen weiteren Band feinfühliger, sprachlich innovativer Lyrik in der Übersetzung von Klaus Detlef Olof vor. Es sind atemlose Abecedarien der Erfahrung und der Verdichtung. Erinnern und Beobachten, zurechtrücken und bloßfüßiges Verteidigen des Vertrauten sind ihre balsamischen Strategien.

Leseprobe

Vsaj enkrat, si rece, vsaj ta trenutek, tukaj
in zdaj, naj bom središce vesolja! Zašciten
z veleklicajem, brodi po notranjih kamrah in
koridorjih. Šaro, navleceno od tolpe let,
spravi v zavestino shrambo; naj pociva v miru.
Ker mu je tokrat celo strah raztrešen in plašen
sovražnik, skoci v bazen najljubših vprašanj,
dokler se mu skozi kožo ne posvetijo kosti.
V zanosu skoti odgovor: koncnost, ta božanski
dvom nad nami, trenutek nezadovoljstva, pa
nas vec ni, je nicla na bivanjskem ruletu.

Wenigstens einmal, sagt er sich, nur diesen einen Moment,
hier und jetzt, laß mich Mittelpunkt des Alls sein!
Mit diesem Rufzeichen bewehrt, stapft er durch Innenräume
und Korridore. Von der Jahreshorde angeschlepptes Gerümpel
verstaut er in der Bewußtsseinskammer; es ruhe in Frieden.
Da diesmal selbst die Angst ein zerstreuter und scheuer
Feind ist, springt er ins Becken seiner Lieblingsfragen,
bis ihm die Knochen durch die Haut scheinen.
Begeistert gebiert er eine Antwort: Die Endlichkeit, dieser göttliche
Zweifel über uns – ein Augenblick der Unzufriedenheit, und
wir sind nicht mehr – ist das Zero im Existenzroulette.  

Zur Autorin

Cvetka Lipuš wurde 1966 in Eisenkappel/Železna Kapla, Kärnten, geboren, studierte an der Universität Klagenfurt Vergleichende Literaturwissenschaft und Slawistik. Lebt und arbeitet seit 1995 in den Vereinigten Staaten, wo sie an der Universität Pittsburgh das Studium der Bibibliotheks- und Informationswissenschaften absolvierte. Beiträge in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften. Verschiedene Preise und Stipendien. Buchveröffentlichungen: V lunini senci, Klagenfurt/Celovec 1985 (gemeinsam mit Fabjan Hafner ), Spregatev milosti, Ljubljana 2003. Im Wieser Verlag: Pragovi dneva, 1989, Doba temnjenja, 1993, Abgedunkelte Zeit, 1995 (bulgarische Übersetzung, 1995), Geografija bližine, 2000, Geographie der Nähe, 2000.

Zum Übersetzer

Klaus Detlef Olof geboren 1939 in Oebisfelde, Kindheit und Jugend in Lübeck und Hildesheim, Studium der Slawistik in Hamburg und Sarajevo. Lehrtätigkeit an den Universitäten Klagenfurt, Graz und Wien. Lebt und arbeitet derzeit in Graz und Zagreb. Zahlreiche Übersetzungen aus den südslawischen Literaturen (Bosnisch, Bulgarisch, Kroatisch, Makedonisch, Serbisch und Slowenisch). Österreichischer Staatspreis für literarische Übersetzer 1991.