ca. 300 Seiten, englische Broschur
EUR 25,00 / sfr 42,90
ISBN 978-3-85129-873-4

Der junge Handke schreibt sich von den überkommenen Formen der Sprache frei. Dabei werden die Strukturen religiöser Texte und Riten in den frühen Werken als Modelle der Unterdrückung von Selbstfindung und Freiheit offengelegt. Religionskritik und Sprachkritik gehen untrennbar ineinander über, Religion ist das von ihm durchlittene Internat, Sprache ohne Poesie bleibt ein Art Internat. Überraschend und die Generation der 1960er-Jahre auch befremdend ist dann, wie Handke sich mit seiner Kafka-Preis-Rede (1978) von seiner eigenen frühen Dichtung löst. Auf der Suche nach Zusammenhang in einer disparat, fragmentarisch und bedrohlich erfahrenen Welt werden die katholischen Sakramente, Elemente der Liturgie und die christliche Bildwelt für Handke zu einem Formenschatz der ästhetischen Wahrnehmung und zu einer Möglichkeit, Glückserfahrungen dauerhaft zu erinnern. Das gilt in einer dogmatisch oder kirchlich unvereinnahmbaren Weise bis in die jüngsten Werke Handkes.

Die vorliegende Publikation beruht auf der Dissertation des Autors und erweitert diese um Vermutungen zu religiösen Dimensionen von Handkes Suchen bis heute.

Immer bewältigen Handkes Figuren extreme Schrecken und werden dann wieder frei für eine weitergehende Geschichte. Die Schrecken kommen stets aus dem Innenleben der Protagonisten des Autors. Insofern sie distanziert werden können, ereignet sich im Bewusstsein von Handkes Helden so etwas wie ›Auferstehung‹. Poetische ›Auferstehung‹. Das heißt im Frühwerk Handkes, ohne dass er diesen Vorgang explizit so benennt, dass die Schreckensstruktur der Wirklichkeitswahrnehmung erforscht, durchschaut und so bewältigt wird. Poesie entlarvt die Unterdrückungsmechanismen kirchlicher und gesellschaftlicher Rituale als Sprachschemata, mit Hilfe der Sprache. Da der christliche Auferstehungsglaube für den jungen Handke ein lebensfeindliches System darstellt, widerspricht er ihm inhaltlich, formal behält er jedoch den Übergang vom Tod ins Leben bei – ins wirkliche Leben.

Harald »Harry« Baloch, geb. 1943 in Klagenfurt, Studium der Mathematik und der Theologie. Bis 1990 Bildungsreferent der katholischen Hochschulgemeinde Graz, danach Berater für Wissenschaft und Kultur der Bischöfe von Graz-Seckau mit den Schwerpunkten internationale Beziehungen und interreligiöser Dialog.

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