Der Beginn einer neuen Zeit

Ein historisches Essay

ca. 200 Seiten, gebunden,Vor- und Nachsatz,

Lesebändchen

EUR 18,80 / sfr 33,90

Über das Buch:

Im November 1918 bricht eine neue Epoche an. In einem mörderischen Schlussakkord stürzt das sechs Jahrhunderte alte Reich der Habsburger in sich zusammen. Innerhalb nur weniger Wochen entsteht nun eine vollkommen neue Ordnung in Europa, die bis heute fortwirkt. Erfüllt von Grössenwahn und Todessehnsucht waren die kriegslüsternen Eliten der Donaumonarchie nach einem fünfzigjahrigen Frieden in ein blutiges Abenteuer hineingetaumelt, das zu überleben von allem Anfang an aussichtslos war. Bis zum Letzten wurden Land und Leute ausgepresst. Jetzt sind alle Ressourcen restlos erschöpft und Millionen hingeschlachtet. Die einzelnen Völker besinnen sich auf sich selbst, und das Imperium zerbricht in seine einzelnen Teile. Die alte Ordnung hat jeden Respekt verloren. Die Menschen wenden sich neuen Ideen und neuen Hoffnungen zu. Schon in der Stunde des Untergangs zeichnen sich die zukunftigen grossen Strömungen ab, die das restliche Jahrhundert pragen werden. Jetzt stehen einander nicht mehr Nationen unversöhnlich gegenüber, sondern Ideologien. Erst zwei Generationen später wird der Kontinent diese Bruchlinien überwinden.

Aus dem Buch:

Herbststürme fegen von den schneebedeckten Dolomitengipfeln über die Ebene des Piave. Das kalte und nasse Oktoberwetter zehrt an den entkräfteten und hungernden Truppen in den Schutzengraben. Seit vielen Monaten erhalten sie nur noch unzureichenden Nachschub. Ihre Reihen sind ausgedünnt, die meisten Einheiten verfügen kaum noch über die Halfte ihrer Sollstärke. Eine Grippeepidemie rafft täglich Hunderte dahin. Es fehlt an Waffen und Munition. Viele besitzen weder Schuhe noch Mantel. Oft hängen die Uniformen in Fetzen an den spindeldürren Gestalten. Im Durchschnitt wiegen die Männer gerade noch 55 Kilo. Es ist eine Geisterarmee, des Kaisers letztes Aufgebot, das sich verbissen seiner Haut wehrt. Nach langen Wochen trügerischer Ruhe liegen die Regimenter nun unter schwerem Feuer. (aus dem Essay: Der Untergang)

Joachim Riedl, geboren 1953, Autor, Ausstellungsmacher und Journalist, leitet das Wiener Büro der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT. Zuletzt erschienen: »Wien, Stadt der Juden« (Wien, 2004).