gebunden, Fadenheftung, Prägedruck, bedruckter Vor- und Nachsatz
ca. 200 Seiten

ISBN-10 3-85129-578-1, EAN 9783851295788

EUR 14,95 / sfr 21,00

Zum Buch:

Mythos, Eros, Landschaft durchdringen sich in Kevin Perryman s Gedichten. Daidalos spricht, das griechische Urbild des Künstlers, »zeitlebens auf der Flucht«, auf Asyl im Arm der Geliebten, aber auch auf den Schutz und die Gunst der Mächtigen angewiesen. Er wählt den Mittelweg, den Kompromiss mit der Wirklichkeit – um den Preis des in seinem Sohn Ikaros verkörperten Unbedingten. Doch lebt der tödlich abgestürzte Lichtsucher in der streng zurückgenommenen Kreativität des Vaters weiter – als brennende Wunde. Wie ein Maler Striche und Farben auf eine Schneefläche aufträgt, verteilt Kevin Perryman Wörter, Worte auf weißem Papier – sparsam, »mit allem Vorbehalt« gleichwohl mit unfehlbar sicherer Hand. Immer bleibt sich das Gedicht des Stoffs, aus dem es gemacht ist, bewusst: der Sprache als des flüchtigsten und dauerhaftesten Materials. Das alte Liebeslied ertönt nur noch im Konjunktiv, Orpheus kommt über die erste Silbe des Namens seiner toten Gattin nicht hinaus. Spannungsvoll widerstrebt dem Zug zum Zyklischen die Unvermeidlichkeit des Fragments. Vom »Trotz der Maulwurfshügel / gegen so viel Schnee« ist die Rede. Sie stehen für Gedichte, die sich unverkrampft in einer kalt gewordenen Welt behaupten, Male der Erinnerung an den »unverjährten Traum«. Albert von Schirnding

Aus dem Buch:

DER BLINDE

Gefragt, was für ein Geräusch
das Wasser mache, sagte der Blinde:
»… den Wind in den Pappeln.
Oder Psalmengeflüster.« Nach einer
Pause: »Den Anfang des Windes …
Wie Regen. Und das Ende
des Alptraums.«

Als Fußnote: »Das Wasser spricht
nicht vom Turm herab.« (Meint er
ein Minarett?) Dann: »Wartenden
können sich Wellen zu einem Teppich
verdichten.«

Wir hingegen lesen kleinlaut
vor uns hin vom Verlegen
von Minen in Obstgärten
und vertragen keine Exegese.

Wir sahen auf sein Gesicht
wie auf Wasser, das noch lange
nicht vorhat, uns loszulassen.
 

 

Zum Autor:

Kevin Perryman, geb. 1950 in Colchester, Essex, Großbritannien, wohnt seit 1973 in Oberbayern. Arbeitet als Verleger, Herausgeber, Redakteur, Maler, Gymnasiallehrer; hält Lyriklesungen (in englischer und deutscher Sprache), Vorträge und Seminare (u. a. über das Übersetzen von Gedichten). Seit 1983 Herausgeber der Lyrik- und Übersetzungszeitschrift BABEL.

Zuletzt erschienen : Was Wellen betrifft (Hamburg 2005); Atlantenlos (Köln 2006); Laut Protokoll (München 2006). Kevin Perryman ist in zahlreichen Anthologien vertreten.

 

 

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Der Klagenfurter Wieser Verlag hat deshalb die elegante und informative Reihe »Europa erlesen« gegründet, die verschiedene literarische Visionen einer Gegend oder einer Stadt vorstellt. Bereits die Titel lassen erkennen, daß hier das Unbekannte gleichberechtigt neben das Berühmte tritt. Entworfen werden soll eine kulturelle Anatomie Europas, die den Zusammenhang des Ganzen, aber auch die eigenständigkeit der Teile faßt. Gerade in einer Zeit, die im Osten politische und im Westen ökonomische Grenzlinien zu Fetischen kultureller Identität macht, kommt der Aufmerksamkeit für Randregionen ein gesteigerter Wert zu: In der Schnittmenge von Eigen- und Fremdbild entsteht das unverwechselbare Profil von Gegenden, die sich selbstbewußt in die Vielfalt Europas einpassen.

Neue Zürcher Zeitung

„Echte Kulturmenschen erkennt man in Zukunft daran, ob Sie dieses kleine Büchlein eingesteckt haben.“

Karin Resetarits, ORF

„Eine Einstiegsdroge – ohne diese kleinen Bände mag man gar nicht mehr verreisen.“

Uschi Loigge, Kleine Zeitung

„Handlich, mit Goldprägung und Lesebändchen sind die kleinformatigen Büchlein wahre Kleinodien.“

Tobias Gohlis, Die Zeit