Europa im Gespräch

Mit 40 Fotografien von Marko Lipuš
160 Seiten, gebunden

EUR 18,80/sfr 33,20

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Die Stimmen in diesem Buch könnten unterschiedlicher nicht sein.
Aus den verschiedensten Blickwinkeln nähern sie sich mit mehr oder weniger großer, verhaltener Begeisterung dem »Projekt Europa«: mit Hinweisen, mit Ratschlägen, mit Warnungen und Hinterfragungen, mit vorsichtigen Repliken und mit enthusiastischen Reden. Allen gemeinsam ist, den Prozess des Werdens beeinflussen zu wollen, die gemachten Erfahrungen zu nutzen und die geistigen Ressourcen nicht brachliegen zu lassen. Denn die Debatte ist nicht beendet, sie hat gerade erst begonnen differenziert geführt zu werden. Wohin sie uns führen und was sie uns bringen wird, darüber werden nachkommende Europäer urteilen.
So unterschiedlich die Erwartungen auch sind, so verschieden vom jeweiligen Standpunkt aus argumentiert wird, so konstruktiv und kaleidoskopartig sind die Ansätze, die zur Debatte gestellt werden: Ralf Dahrendorfs skeptischem Einwand, niemand von uns derzeit Lebenden werde die »Vereinigten Staaten von Europa« erleben, hält Jirí Gruša schwärmerisch seine Begeisterung für die »Bundesrepublik Europa« entgegen. Karl-Markus Gauß fordert die europäische Vielfalt und eine europäische Sozialunion im Gegensatz zur »Militärunion und etatistischen Machtkonstruktion« ein und ist überzeugt, dass sich die »integrativen Kräfte Europas« letztendlich durchsetzen werden. Waltraud Klasnic wiederum weist darauf hin, dass »starre Denkmuster und Vorurteile ein Zusammenfi nden und Zusammenarbeiten verhindern«. Für Manfred Sauer führt dieser Weg über den »Geist der Kommunikation«, und für Alexander Van der Bellen gäbe es die heutige EU nicht, wenn man die
»Notwendigkeit des Hinterfragens der eigenen Geschichte« außer Acht gelassen hätte. Janez Potocnik defi niert die »europäischen Werte«, und Egon Kapellari lenkt den Gedankengang auf die »Wellenbewegungen, in welchen sich die Geschichte vollzieht«. Iris Radisch leitet über zur »Literatur als Stifterin tiefer Bekanntschaften«, ohne die die »Pflege von mentalen Schrebergärten als Programm« nicht verhindert werden könne, wie Monika Kircher-Kohl einwirft. Boris Nemsic hingegen fürchtet sich keinesfalls vor einem »starken Europa«. Dem hält Aleš Debeljak entgegen, dass die gesamte EU von »inneren Konflikten gezeichnet« sei, und versucht am Verhalten der Italiener und Österreicher gegenüber ihren slowenischen Minderheiten das Scheitern der »paneuropäischen
Identität« nachzuweisen. Dan Perjovschi antwortet auf die Frage, ob ein Künstler, der kein Englisch spricht, kein Künstler sei, lapidar mit einer Karikatur.

Also lesen Sie. Lesen Sie, was Petra Stuiber, Norbert Mayer, Peter Bermann, Herwig G. Höller und Norbert Schreiber, allesamt Journalisten des deutschsprachigen Feuilletons, in den Gesprächen
erfahren haben, und machen Sie sich ein Bild. Bilden Sie sich eine Meinung und greifen Sie ein in das Werden des neuen Europa, wie es die Intention der Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Geist
? Gegenwart zum Thema »Europa entdecken« heuer zu Pfingsten in Seggauberg in der Steiermark gewesen ist.

Die Beiträge
Ralf Dahrendorf Der tätige Bürger geht verloren
Jirí Gruša Ich schwärme noch immer von einer Bundesrepublik Europa
Karl-Markus Gauß … sonst hat es sich nicht ausgezahlt
Waltraud Klasnic Zusammenfi nden und Zusammenarbeiten
Manfred Sauer Europa braucht den Geist der Kommunikation
Alexander Van der Bellen Ohne Hinterfragen der eigenen Geschichte gäbe es keine Europäische Union
Janez Potocnik Forschung ist so europäisch wie Wirtschaft und Industrie
Egon Kapellari Die Geschichte vollzieht sich ja in Wellenbewegungen
Iris Radisch Die Literatur ist eine Meisterin im Stiften tiefer Bekanntschaften
Monika Kircher-Kohl Die Behübschung mentaler Schrebergärten kann kein Programm sein
Boris Nemsic Die Angst Europas vor der eigenen Stärke
Aleš Debeljak Ist Terror der letzte Ausweg für die Vertriebenen und Unterdrückten?
Herwig G. Höller Acht Fragen an Dan Perjovschi

 

 

 

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Zeitschrift für Politikwissenschaft 1/2006, S. 299-300